Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkten haben am Dienstag eine Verschnaufpause eingelegt. Nach der Jahresanfangsrally gab der DAX geringfügig um 0,1 Prozent auf 14.775 Punkte nach, der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,3 Prozent auf 4.057 Punkte. Während die Abschläge in Paris und London mit etwa einem halben Prozent etwas größer ausfielen, schloss der IBEX in Madrid moderat freundlich. Dass der DAX nahezu behauptet schloss, hat er vor allem der Bayer-Aktie zu verdanken. Diese gewann 4 Prozent auf das neue Jahreshoch von 53,96 Euro.

"Die Aussagen zum Pharma-Portfolio sind sehr positiv", so ein Händler. Die genannten Produkte sollten nun auf einen Spitzenumatz von über 12 Milliarden Euro jährlich kommen, etwa 7 Milliarden mehr als bisher in Aussicht gestellt. "Nun wird es spannend, was die Analysten sagen", so der Händler. Er verwies darauf, dass die Bayer-Aktie zu Jahresbeginn zeitweise von Abstufungen belastet worden war. "Damit ist nun die Frage, ob die Skepsis revidiert wird", sagte er.

Am Gesamtmarkt lieferten dagegen Aussagen aus dem Kreise der US-Notenbank Gegenwind. Demnach dürften die Leitzinsen aller Voraussicht nach auf über 5 Prozent steigen und längere Zeit dort bleiben. Edward Moya von Oanda stellte fest, dass einige Marktteilnehmer zum Jahresende dagegen bereits eine Zinssenkung für möglich hielten. Das negative Überraschungspotenzial wird demzufolge als hoch angesehen. Viele US-Banken hatten daher bereits gewarnt, dass der Markt einen Rückschlag erleiden könnte. Immerhin hat US-Notenbankchef Jerome Powell kein neues Öl ins Feuer gegossen. Er räumte dem Kampf gegen die Inflation weiter Priorität ein, vermied am Nachmittag aber konkrete Aussagen über das Ausmaß anstehender Zinserhöhungen. Die Märkte zeigten sich entsprechend wenig bewegt.

Unter Druck standen in Europa insbesondere die zuletzt gefragten Chemie- und Rohstoffwerte, deren Stoxx-Branchenindizes bis zu 1,2 Prozent verloren. Noch stärker im Minus tendierten Einzelhandelswerte. Dagegen konnte sich der Index der europäischen Auto-Aktien behaupten, auch Versicherer und die Titel der Reise- und Freizeitbranche hielten sich vergleichsweise gut.


   Zalando an der Verliererspitze - About You zweistellig im Minus 

An der DAX-Verliererspitze fielen Zalando um 3 Prozent zurück. Als Hauptgrund machten Händler die wieder steigende Vorsicht beim Blick auf die künftige Zinslandschaft aus. Da bei den Lieferdiensten und Online-Händlern die Gewinnerwartung weit in der Zukunft liegt, leiden sie vergleichsweise stark unter steigenden Zinsen. Dazu kamen für den Modehandel keine guten Zahlen von About You, diese brachen um 18,1 Prozent ein. An der Börse wurde negativ gewertet, dass das Unternehmen Umsatzwachstum und bereinigtes EBITDA nun am unteren Ende der Spanne erwartet.

Siemens Energy, Heidelberg Materials und Fresenius fielen um jeweils 2,8 Prozent. Auf der anderen Seite erholten sich die Aktien von Fresenius Medical Care um 2,6 Prozent. Deutsche Börse stiegen um 1,8 Prozent, Sartorius und Porsche Automobil-Holding legten um je 1,5 Prozent zu.

Im MDAX gewannen Hugo Boss mit einer Kaufempfehlung durch Kepler 1,1 Prozent. Dagegen gaben einige der jüngsten Gewinner wie Kion oder Knorr-Bremse wieder deutlich nach. Im SDAX stiegen Vitesco um 2,1 Prozent, Goldman Sachs hat die Aktie auf die Kaufliste genommen.


   Munich Re: Naturkatastrophenschäden auch 2022 weiter auf hohem Niveau 

Munich Re gaben 0,8 Prozent ab. Die Versicherungswirtschaft hat auch 2022 mit einem hohen Aufkommen an Schäden aus Naturkatastrophen zu kämpfen gehabt, wie aus der Naturkatastrophenbilanz des Rückversicherers hervorgeht. Die Gesamtschäden beliefen sich auf rund 270 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 120 Milliarden Dollar versichert waren. 2021 waren versicherte Schäden von ebenfalls 120 Milliarden Dollar angefallen, wobei die Gesamtschadenbelastung mit 320 Milliarden damals deutlich höher lag. Der Hurrikan "Ian", der im September auf die Westküste Floridas traf, war das mit Abstand teuerste Einzelereignis im vergangenen Jahr. Er verursachte Schäden von rund 100 Milliarden Dollar, wovon 60 Milliarden Dollar versichert waren. Inflationsbereinigt war er damit der zweitteuerste Hurrikan aller Zeiten nach "Katrina" 2005.

Überschwemmungen in Australien im Februar und März sowie im Oktober wurden ebenfalls teuer. Sie verursachten versicherte Schäden von 4,7 Milliarden Dollar, der Gesamtschaden belief sich auf 8,1 Milliarden Dollar. Ungleich schadensreicher waren jedoch Überschwemmungen in Pakistan, bei denen mindestens 1.700 Menschen ums Leben kamen, mit direkten Schäden von 15 Milliarden Dollar. Allerdings war dort "fast nichts" versichert, wie es im Bericht hieß. In Europa schlugen sich Hitzewellen mit Dürren und Unwetter in der Katastrophenbilanz nieder.


   Frontline haussieren, Euronav brechen ein - Supertanker-Merger geplatzt 

Der Tankerbetreiber Frontline, im Besitz des norwegischen Magnaten John Fredriksen, verfolgt die Fusion mit der belgischen Euronav nicht weiter, die die größte Supertankerflotte der Welt geschaffen hätte. Die Fusion, die im vergangenen Sommer von den Vorständen beider Unternehmen genehmigt wurde, scheiterte mit dem Widerstand der Familie Saverys, dem größten Investor von Euronav. Das Scheitern wird wahrscheinlich zu Veränderungen in der Führungsspitze von Euronav führen, die die Fusion nachdrücklich unterstützt hatte. Der Aktienkurs von Euronav fiel in Brüssel um 17,6 Prozent, während die Frontline-Aktien in Oslo um 15,9 Prozent zulegten.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          4.057,46       -11,16        -0,3%          +7,0% 
Stoxx-50               3.819,95       -22,59        -0,6%          +4,6% 
Stoxx-600                445,71        -2,64        -0,6%          +4,9% 
XETRA-DAX             14.774,60       -18,23        -0,1%          +6,1% 
FTSE-100 London        7.692,03       -32,91        -0,4%          +3,7% 
CAC-40 Paris           6.869,14       -38,22        -0,6%          +6,1% 
AEX Amsterdam            733,03        -3,15        -0,4%          +6,4% 
ATHEX-20 Athen         2.334,26        -6,30        -0,3%          +3,7% 
BEL-20 Brüssel         3.847,94        -8,97        -0,2%          +4,0% 
BUX Budapest          46.042,13      +209,64        +0,5%          +5,1% 
OMXH-25 Helsinki       5.007,15       -61,08        -1,2%          +5,0% 
ISE NAT. 30 Istanbul   5.423,12      -192,82        -3,4%          -8,8% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.836,72       -37,50        -2,0%          +0,1% 
PSI 20 Lissabon        5.926,86       +25,54        +0,4%          +4,0% 
IBEX-35 Madrid         8.712,70       +17,80        +0,2%          +5,9% 
FTSE-MIB Mailand      25.364,61       -20,48        -0,1%          +6,2% 
RTS Moskau               974,51        -3,28        -0,3%          +0,4% 
OBX Oslo               1.085,11       -10,06        -0,9%          -0,5% 
PX  Prag               1.269,69        -1,27        -0,1%          +5,7% 
OMXS-30 Stockholm      2.180,70       -11,12        -0,5%          +6,7% 
WIG-20 Warschau        1.937,98       +25,51        +1,3%          +8,2% 
ATX Wien               3.241,62       -29,70        -0,9%          +4,7% 
SMI Zürich            11.162,15       -50,42        -0,4%          +4,0% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Di, 8:24 Uhr  Mo, 17:01 Uhr  % YTD 
EUR/USD                1,0736        +0,0%        1,0729         1,0741  +0,3% 
EUR/JPY                142,02        +0,3%        141,74         141,70  +1,2% 
EUR/CHF                0,9903        +0,2%        0,9895         0,9866  +0,1% 
EUR/GBP                0,8834        +0,3%        0,8828         0,8810  -0,2% 
USD/JPY                132,26        +0,3%        131,97         131,94  +0,9% 
GBP/USD                1,2154        -0,2%        1,2165         1,2191  +0,5% 
USD/CNH (Offshore)     6,7886        +0,1%        6,7850         6,7714  -2,0% 
Bitcoin 
BTC/USD             17.317,50        +0,7%     17.193,67      17.277,58  +4,3% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex               75,53        74,63         +1,2%          +0,90  -5,9% 
Brent/ICE               80,34        79,65         +0,9%          +0,69  -6,6% 
GAS                            VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF               69,61        74,30         -6,3%          -4,69  +2,8% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)          1.872,56     1.871,80         +0,0%          +0,76  +2,7% 
Silber (Spot)           23,60        23,66         -0,3%          -0,06  -1,5% 
Platin (Spot)        1.080,35     1.081,25         -0,1%          -0,90  +1,2% 
Kupfer-Future            4,06         4,03         +0,9%          +0,04  +6,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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January 10, 2023 12:07 ET (17:07 GMT)