FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen drehen nach den US-Verbraucherpreisen Donnerstagnachmittag ins Minus. Mit einem Wert von 8,2 Prozent sind sie gegenüber dem Vorjahr zwar leicht zurückgekommen, allerdings höher als erwartet ausgefallen. Auch die vielbeachtete Kernrate (ohne Energie und Lebensmittel) lag mit einem Plus von 6,6 Prozent zum Vorjahr über der Prognose einer Zunahme um 6,5 Prozent. Damit dürfte eine weitere Zinserhöhung der US-Notenbank um erneut 75 Basispunkte im November so gut wie sicher sein.

Der DAX fällt im Anschluss bis auf die Marke von 12.000 Punkten zurück, kann sich im Zuge der leichten Erholung an der Wall Street aber wieder in positives Terrain zurückkämpfen. Der Index steigt aktuell um 0,1 Prozent auf 12.179 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 verliert dagegen 0,8 Prozent auf 3.303 Punkte. Vor allem die Öl- und Gaswerte (+1,9%) gehören zu dem Gewinnern unter den Stoxx-Subindizes.

Mit schlechten Nachrichten aus dem Sektor und den erneut steigenden Zinsen stehen die Technologiewerte unter Abgabedruck, der europäischen Branchenindex verliert 2,5 Prozent. Von den endgültigen deutschen Verbraucherpreisen im September kam am Vormittag kein Störfeuer. Der in erster Lesung gemeldete Anstieg um 10,0 Prozent zum Vorjahr wurde bestätigt. Nachdem in den USA die Inflationsrate im September mit 8,2 Prozent weniger stark als erwartet fiel und die Kerninflationsrate sogar von 6,3 Prozent auf 6,6 Prozent stieg, wurden Aktien und Anleihen verkauft.


   Fed wird die Leitzinsen um 75 Basispunkte anheben 

Die US-Inflationsrate ist derzeit im Zahlenreigen die Nummer eins. Sie gibt den weiteren Kurs der US-Notenbank vor und bietet gleichzeitig auch Überraschungspotenzial. Letzteres liegt für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, in den kommenden Monaten keineswegs nur auf der Oberseite. Die US-Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten sogar deutlicher fallen. Zum einen liege dies am zu erwartenden geringeren Mietpreisanstieg. Zum anderen hätten sich die Lagerbestände von Warenhäusern in den vergangenen Monaten deutlich erhöht. Der Abverkauf gestalte sich hingegen schwach - denn auch der US-Konsument müsse in Anbetracht gestiegener Lebenshaltungskosten sparen. Dies spreche für fallende Güterpreise. Die Inflationsrate spreche allerdings für eine neuerliche Zinsanhebung der Fed um 75 Basispunkte. Der Ausblick auf die weitere Teuerungsentwicklung lässt für Gitzel durchaus die Schlussfolgerung zu, dass die meiste Arbeit der Fed getan sei.


   Berichtssaison rückt weiter in den Fokus 

In den USA nimmt mit den Geschäftszahlen von Blackrock und Delta Air Lines die Berichtssaison weiter Fahrt auf, spannender dürfte es am Freitag werden, wenn mit JP Morgan, Morgan Stanley, Citigroup und Wells Fargo geballt die Großbanken folgen. "Jetzt zeigt sich, welche Bremsspuren die nachlassende wirtschaftliche Dynamik in den Unternehmensbilanzen sowie den Ausblicken hinterlassen haben", so QC Partners im Vorfeld. Die Berichtssaison dürfte maßgeblichen Einfluss auf den Kursverlauf in den kommenden Monaten haben.

Kursverluste verzeichnen Halbleiteraktien wie ASML (-4,8%), STMicro (-1,0%) oder Infineon (-0,7%). Börsianer verweisen auf den Zwischenbericht von Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC). Der Chipriese habe zwar die Margenerwartung übertroffen, aber auch die Investitionspläne zusammengestrichen, und das sei negativ. Zudem warnte der Chipausrüster Applied Materials in den USA nachbörslich, die vorherige Umsatzprognose für das vierte Quartal zu verfehlen. Hintergrund sind die neuen Exportbeschränkungen der US-Regierung für China.


   Monte dei Paschi di Siena mit Kapitalerhöhung schwach 

Für die Aktie von Monte dei Paschi di Siena geht es nach der Bekanntgabe der Details der Kapitalerhöhung um knapp 30 Prozent nach unten. Die Bank setzt den Plan zur Aufnahme von bis zu 2,5 Milliarden Euro fort, nachdem ein Bankenkonsortium zugestimmt hat, neue Aktien zu zeichnen. Der Schritt soll die Bilanz der Bank sanieren und eine neue Phase einleiten, nachdem die Bank eine Rekapitalisierung durch den italienischen Staat sowie die Veräußerung von faulen Krediten in Milliardenhöhe hinter sich gebracht hat.

Im Fokus stehen erneut die Fluggesellschaften. Nach Quantas und Delta lieferte auch IAG starke Zahlen. Die Fluglinien scheinen sich aus dem wirtschaftlichen Tief der Reisebeschränkungen zu verabschieden. Nachdem Quantas und Delta bereits gute Geschäftszahlen zum abgelaufenen Quartal vorgelegt hatten, folgte am Mittag IAG. Wie die Muttergesellschaft von British Airways und Iberia mitteilte, rechnet sie für den Dreimonatszeitraum mit einem bereinigten operativen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro nach einem Verlust von 458 Millionen im gleichen Zeitraum des Vorjahres. "Die Buchungen bleiben auf dem für diese Zeit des Jahres erwarteten Niveau, ohne Anzeichen von Schwäche", so die Airline. IAG steigen in London um 7,3 Prozent. Der Sektor der Reise- und Freizweitwerte legt um 2,8 Prozent zu.

Südzucker verlieren dagegen 2,0 Prozent. Der Konzern hat zwar die Umsatzprognose nach oben genommen, die Gewinnprognose aber lediglich bestätigt.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.303,48        -0,8%      -28,05     -23,2% 
Stoxx-50                3.315,44        -0,9%      -29,43     -13,2% 
DAX                    12.179,24        +0,1%        6,98     -23,3% 
MDAX                   21.915,26        +0,1%       20,86     -37,6% 
TecDAX                  2.639,53        -0,9%      -24,91     -32,7% 
SDAX                   10.312,29        +0,3%       31,96     -37,2% 
FTSE                    6.800,34        -0,4%      -25,81      -7,6% 
CAC                     5.779,26        -0,7%      -39,21     -19,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,31                    +0,00      +2,49 
US-Zehnjahresrendite        3,98                    +0,08      +2,47 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:20  Mi, 17:34    % YTD 
EUR/USD                   0,9692        -0,1%      0,9704     0,9708   -14,8% 
EUR/JPY                   142,73        +0,1%      142,48     142,61    +9,1% 
EUR/CHF                   0,9730        +0,5%      0,9680     1,0026    -6,2% 
EUR/GBP                   0,8642        -1,2%      0,8757     0,8765    +2,9% 
USD/JPY                   147,27        +0,3%      146,82     146,91   +27,9% 
GBP/USD                   1,1213        +1,0%      1,1078     1,1076   -17,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,2160        +0,6%      7,1884     7,1800   +13,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                18.448,39        -3,8%   19.083,62  19.108,09   -60,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  86,66        87,27       -0,7%      -0,61   +23,1% 
Brent/ICE                  92,24        92,45       -0,2%      -0,21   +25,4% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 154,64       160,19       -3,5%      -5,55  +146,2% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.649,07     1.673,20       -1,4%     -24,12    -9,9% 
Silber (Spot)              18,66        19,08       -2,2%      -0,42   -20,0% 
Platin (Spot)             870,35       883,50       -1,5%     -13,15   -10,3% 
Kupfer-Future               3,42         3,44       -0,5%      -0,02   -22,8% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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October 13, 2022 10:24 ET (14:24 GMT)