FRANKFURT (Dow Jones)--Mit einem Kurssprung haben Europas Börsen auf die Bekanntgabe der US-Verbraucherpreise reagiert. Diese sind im November nur um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, und damit deutlich weniger als die erwarteten 0,3 Prozent. Auch im Kern blieb der Preisanstieg mit 0,2 Prozent unter der Prognose von 0,3 Prozent. Damit mehren sich die Hinweise, dass der Inflationsgipfel überschritten worden ist. Die Daten verringern den Druck auf die US-Notenbank, die am Mittwoch ihre geldpolitische Entscheidung trifft. Der DAX legt um 2,4 Prozent auf 14.648 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 2,7 Prozent auf 4.028 Punkte. Der Euro steigt auf den höchsten Stand seit rund sechs Monaten und springt über die Marke von 1,06 Dollar, während es an den Anleihemärkten mit den Kursen nach oben geht.


   US-Notenbank entscheidet über Jahresendrally 

Ob die jüngsten US-Verbraucherdaten die Grundlage für eine Jahresendrally bilden, entscheidet sich nach Einschätzung aus dem Handel erst mit der geldpolitischen Entscheidung der Fed am Mittwoch. Fed-Präsident Jerome Powell habe bereits in der Vergangenheit den Märkten wehgetan und diese auf den Boden der Realität zurückgeholt, heißt es.

Nach dem fünften Rückgang der US-Inflationsrate in Serie stehen die Chancen laut QC Partners gut, dass die größte Volkswirtschaft der Welt den Inflationsgipfel nachhaltig überschritten hat. Spannend werde nun, ob Fed-Präsident Jerome Powell am Mittwoch große Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Erhöhungszyklus machen werde. "Viele werden jetzt erwarten, dass Powell nicht nur ein weiteres Abnehmen des Erhöhungstempos in Aussicht stellt, sondern sogar ein Ende der Erhöhungen spätestens zur Jahresmitte 2023."

Bereits vor den US-Preisdaten lagen die Börsen gut im Kurs. Wie erhofft deutlich erholt zeigt sich nämlich der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen in Deutschland. Im Dezember wies er zwar noch ein kräftiges Minus von 23,3 aus, dies war jedoch eine deutliche Verbesserung zum Vormonat bei minus 36,7. "Die These von den übertriebenen Rezessionsängsten wird damit erneut bestätigt", sagt ein Händler. Auch Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank, betont: "Je näher das Jahr 2023 rückt, desto besser werden die wirtschaftlichen Aussichten. Die Konjunktursorgen dürften deshalb über die Weihnachtsfeiertage hinweg durchaus in Vergessenheit geraten."

Zinssensible Technologiewerte stellen mit 4,4 Prozent Plus einen der Hauptgewinner in Europa neben dem Einzelhandelssektor. "Hier wird schon mit Sicht aufs nächste Jahr gekauft", sagt ein Händler. Die Vorlagen wie von Oracle zeigten, dass es fundamental sogar noch besser als erhofft laufe. Gleichzeitig hätten die Multiples einen Boden erreicht, da ein Zinshöhepunkt in Sicht sei. Das Risiko fallender Bewertungen müsse ein Investor daher bei der Branche nicht mehr in Kauf nehmen. Bei Oracle sei vor allem das deutlich stärkere Wachstum im Cloud-Bereich eine Überraschung. Im Quartal schoss die Nachfrage nach Cloud-Produkten nach oben. SAP gewinnen 3,2 Prozent. Für Infineon geht es sogar 6 Prozent nach oben.

Die Aktien von Wacker Chemie ziehen um 7 Prozent an, nachdem die Analysten der UBS den Wert auf "Kaufen" hochgestuft haben. Nach einer positiven Studie legen Puma um 5,8 Prozent zu. Adidas lassen sich nicht lumpen mit Aufschlägen von 7 Prozent. Stützend für den Sektor wirken die Preisdaten aus den USA.

Unternehmensseitig ist die Nachrichtenlage erneut dünn. Die Fraport-Aktie gewinnt nach Verkehrszahlen für November 2,8 Prozent. Die Nach-Corona-Erholung zeigt weiter einen kräftigen Anstieg der Passagierzahlen. Zudem falle auch die Belebung bei Geschäftsreisen auf. Negativ sei allerdings das sinkende Frachtaufkommen, das 14,5 Prozent unter Vorjahr lag. "Das ist mehr als Konjunkturindikator zu interpretieren und spiegelt die rezessiven Tendenzen der Wirtschaft wider", sagt ein Händler.


   Lufthansa gesucht nach erhöhtem Ausblick 

Um 4,6 Prozent nach oben schießen die Aktien der Lufthansa nach ihrem erhöhten Ausblick für 2022. Auch die anderen Fluglinien profitieren davon, für Air France-KLM geht es um 1,8 Prozent aufwärts. "Das ist nicht ganz unerwartet, weil man ja an den monatlichen Passagierzahlen schon lange sieht, dass es aufwärts geht", sagt ein Händler. Auch die am Morgen vorgelegten Verkehrszahlen von Fraport hätten dies unterstrichen. Im Jahresverlauf seien die Airlines für ihre vorsichtigen Prognosen kritisiert worden, nun liefen auch Oktober und November gut, heißt es. Und Analysten hätten sich seit dem Vortag bullisch zur Branche geäußert, so unter anderem Deutsche Bank, Oddo BHF und Stifel.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut   +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.027,65        +2,7%      105,83       -6,3% 
Stoxx-50                3.834,64        +2,0%       74,11       +0,4% 
DAX                    14.647,96        +2,4%      341,33       -7,8% 
MDAX                   26.311,89        +3,2%      824,84      -25,1% 
TecDAX                  3.136,95        +2,8%       84,03      -20,0% 
SDAX                   12.473,79        +2,3%      280,94      -24,0% 
FTSE                    7.546,94        +1,4%      100,97       +0,8% 
CAC                     6.811,45        +2,4%      160,90       -4,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut     +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,87                    -0,07       +2,05 
US-Zehnjahresrendite        3,44                    -0,17       +1,93 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Di, 8:14  Mo, 17:31h    % YTD 
EUR/USD                   1,0647        +1,1%      1,0558      1,0530    -6,4% 
EUR/JPY                   143,71        -0,9%      145,34      144,76    +9,8% 
EUR/CHF                   0,9846        -0,2%      0,9871      1,0680    -5,1% 
EUR/GBP                   0,8573        -0,2%      0,8589      0,8585    +2,0% 
USD/JPY                   134,97        -1,8%      137,65      137,52   +17,3% 
GBP/USD                   1,2417        +1,2%      1,2293      1,2261    -8,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,9555        -0,5%      6,9835      6,9929    +9,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.874,73        +4,2%   17.214,65   17.005,42   -61,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %     +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  75,11        73,17       +2,7%       +1,94    +8,4% 
Brent/ICE                  79,93        77,99       +2,5%       +1,94   +10,3% 
GAS                               VT-Settlem.                 +/- EUR 
Dutch TTF                 136,71       136,59       +0,1%       +0,12  +106,7% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %     +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.823,64     1.781,23       +2,4%      +42,42    -0,3% 
Silber (Spot)              24,03        23,50       +2,3%       +0,53    +3,1% 
Platin (Spot)           1.046,90     1.001,00       +4,6%      +45,90    +7,9% 
Kupfer-Future               3,91         3,80       +2,9%       +0,11   -11,4% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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December 13, 2022 10:03 ET (15:03 GMT)