FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte haben am Donnerstag deutlich im Minus geschlossen. Der DAX verlor 1,3 Prozent auf 13.914 Punkte, das Tageshoch lag mit 14.161 Zählern deutlich drüber. Der Euro-Stoxx-50 gab um 1,3 Prozent auf 3.823 Punkte nach. Der Euro sank leicht auf knapp 1,06 Dollar. Der Druck kam von der Wall Street, die schwach in den Handel startete. Hier keimten erneut Sorgen auf, dass nach überzeugenden Wirtschaftsdaten die US-Notenbank die Zinsschraube fester anziehen könnte als bisher erwartet. Denn zum einen stieg das US-Bruttoinlandsprodukt für das dritte Quartal, wenn auch in der dritten Veröffentlichung, überraschend um 3,2 Prozent, wobei der private Konsum überzeugte. Zudem präsentiert sich der US-Arbeitsmarkt weiter robust, was aus den US-Erstanträgen auf Arbeitslosenhilfe abzulesen war. Getreu dem aktuellen Motto an der Börse, "good news are bad news", setzten an der Wall Street in der Folge Verkäufe ein.

Deutlich unter Abgabedruck standen zudem die Anleihen. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren stieg auf 2,35 Prozent. Festverzinsliche Wertpapiere werden mehr und mehr als Alternative zu den Aktien gewertet, die sie lange Zeit nicht waren. Mit dem hohem Emissionsvolumen Anfang kommenden Jahres sowie erwartet weiteren Anhebungen der Leitzinsen durch die Europäische Zentralbank halten sich Käufer hier zurück.


   2022 extrem schwieriges Jahr für Investoren 

Die Marktstrategen von Metzler blicken zurück und stufen 2022 als extrem schwierig für die Anleger ein. Pandemie, Krieg in der Ukraine, Energiekrise in Europa, Lieferketten-Probleme, Inflationszahlen auf Rekordniveau, Lockdown-Maßnahmen in China, fortschreitender Klimawandel und weltweit stark steigende Leitzinsen - all das prägte die Konjunktur im Jahr 2022. Die Inflationsraten erreichten im Laufe des Jahres vielerorts neue Rekordstände. Darauf reagierten weltweit nahezu alle Notenbanken mit einer restriktiveren Geldpolitik.

Die Preiszuwächse in der Eurozone bewegen sich noch immer im zweistelligen Bereich; Tendenz allerdings fallend. Nichtsdestotrotz sorgte die galoppierende Inflation - und im Zuge dessen restriktivere Zentralbanken - für einen noch nie dagewesenen Kurseinbruch an den internationalen Anleihemärkten. Die Verzinsung zehnjähriger deutscher Bundesanleihen stieg von minus 0,2 Prozent zu Jahresanfang auf in der Spitze 2,53 Prozent. Am Aktienmarkt führten die konjunkturellen und geldpolitischen Entwicklungen im nun fast zurückliegenden Jahr ebenfalls zu starker Verunsicherung und letztlich deutlich fallenden Kursen.


   Autowerte auffallend schwach 

Autowerte stellten mit minus 2,5 Prozent einen der größten Verlierer unter den europäischen Sektor-Indizes. Die Branche stehe vor unangenehmen Kostensteigerungen, der Trend zu hochmargigen Luxusvehikeln stimme nicht mit dem Bedarf heimischer Verbraucher überein, und in China erwachse immer mehr landeseigene Konkurrenz, meinte ein Händler: "Es gibt mit Blick auf das nächste Anlagejahr attraktivere Zukunftssektoren als Autos." Dazu würden Elektroautos angesichts der explodierenden Strompreise unwirtschaftlich gegen Verbrenner. Ebenfalls schwach tendierte der Sektor der Technologiewerte, er gab um ebenfalls 2,5 Prozent nach. In den USA hatte Micron enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt. Der Chiphersteller rutschte aufgrund einer nachlassenden Nachfrage in seinem ersten Geschäftsquartal in die roten Zahlen.


   Aufnahme von SFC Energy in SDAX positiv - Uniper raus 

Positiv für die Aktien von SFC Energy werteten Händler die Aufnahme in den SDAX, sie steigen an Stelle von Uniper in den Index auf. "Diese Nachfolge hatten nicht alle auf dem Radar", sagte ein Händler. Da die Aktien bereits am Dienstag nach Weihnachten, den 27. Dezember, in den Index kommen sollen, könnten Käufe in den kommenden Tagen auf wenig liquide Märkte stoßen. Der Kurs legte um 1,7 Prozent. Der Ausschluss von Uniper (-5,5 %) wurde dagegen wegen der Verstaatlichung weithin erwartet. Die Aktie galt bereits seit längerem für institutionelle Investoren als nicht mehr investierbar. Das Unternehmen hat wegen des russischen Gas-Stopps in diesem Jahr Verluste in mittlerer zweistelliger Milliardenhöhe eingefahren.


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Index                      Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                             stand      absolut         in %           seit 
.                                                              Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50              3.823,29       -48,86        -1,3%         -11,1% 
Stoxx-50                   3.682,76       -36,31        -1,0%          -3,6% 
Stoxx-600                    427,26        -4,18        -1,0%         -12,4% 
XETRA-DAX                 13.914,07      -183,75        -1,3%         -12,4% 
FTSE-100 London            7.469,28       -28,04        -0,4%          +1,5% 
CAC-40 Paris               6.517,97       -62,27        -0,9%          -8,9% 
AEX Amsterdam                700,40        -9,18        -1,3%         -12,2% 
ATHEX-20 Athen             2.239,11        -0,08        -0,0%          +4,5% 
BEL-20 Bruessel            3.723,15       -18,05        -0,5%         -13,6% 
BUX Budapest              45.538,06       -51,24        -0,1%         -10,2% 
OMXH-25 Helsinki           4.869,98       -23,99        -0,5%         -12,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul       5.883,16       +18,23        +0,3%        +190,5% 
OMXC-20 Kopenhagen         1.821,52        +5,01        +0,3%          -2,3% 
PSI 20 Lissabon            5.765,52        -1,98        -0,0%          +3,5% 
IBEX-35 Madrid             8.272,10       -30,20        -0,4%          -5,1% 
FTSE-MIB Mailand          23.813,30      -298,67        -1,2%         -11,8% 
RTS Moskau                   969,70       +29,67        +3,2%         -39,2% 
OBX Oslo                   1.096,96        -1,79        -0,2%          +2,7% 
PX  Prag                   1.190,94        +7,88        +0,7%         -16,5% 
OMXS-30 Stockholm          2.043,30       -21,83        -1,1%         -15,6% 
WIG-20 Warschau            1.780,07        -6,03        -0,3%         -21,5% 
ATX Wien                   3.117,79        -1,57        -0,1%         -19,3% 
SMI Zuerich               10.774,64       -70,95        -0,7%         -16,3% 
* zu Vortagsschluss 
 
Rentenmarkt            zuletzt  absolut  +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite     2,36    +0,05    +2,54 
US-Zehnjahresrendite      3,67    -0,00    +2,16 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Do, 8:04  Mi, 17:20   % YTD 
EUR/USD                1,0584        -0,2%     1,0649     1,0611   -6,9% 
EUR/JPY                140,15        -0,2%     140,37     140,19   +7,1% 
EUR/CHF                0,9858        +0,3%     0,9829     1,0793   -5,0% 
EUR/GBP                0,8801        +0,3%     0,8787     0,8775   +4,7% 
USD/JPY                132,41        +0,0%     131,88     132,11  +15,0% 
GBP/USD                1,2026        -0,5%     1,2113     1,2092  -11,1% 
USD/CNH (Offshore)     6,9995        +0,2%     6,9828     6,9920  +10,2% 
Bitcoin 
BTC/USD             16.657,09        -0,7%  16.795,75  16.834,92  -64,0% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               78,12        78,29      -0,2%      -0,17  +13,6% 
Brent/ICE               81,96        82,20      -0,3%      -0,24  +13,1% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF               92,50        97,75      -5,4%      -5,25  +62,0% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.794,88     1.814,13      -1,1%     -19,25   -1,9% 
Silber (Spot)           23,63        24,03      -1,7%      -0,40   +1,3% 
Platin (Spot)          989,85     1.002,95      -1,3%     -13,10   +2,0% 
Kupfer-Future            3,77         3,81      -0,9%      -0,03  -14,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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December 22, 2022 12:10 ET (17:10 GMT)