FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen stehen auch am Donnerstagnachmittag unter Druck. Der Markt geht damit mit deutlichen Abgaben in den September, der ohnehin statistisch als der schwächste Aktienmonat gilt. Schwache Daten kommen erneut aus China. Dort ist die Industrie im August geschrumpft, wie der von Caixin und S&P Global ermittelte Einkaufsmanagerindex offenbart. Zinssorgen in den USA, eine wahrscheinliche Rezession in Europa und eine wirtschaftliche Talfahrt in China lieferten kein günstiges Umfeld für Aktien, heißt es im Handel. Auf Jahressicht deutlich gesunkene Einzelhandelsumsätze im Juli in Deutschland zeigen indes die inflationsbedingte Kaufzurückhaltung der Verbraucher.

Der DAX verliert 1,3 Prozent auf 12.671 Punkte, der Euro-Stoxx-50 büßt 1,4 Prozent auf 3.468 Punkte ein. Übergeordnet warten Anleger auf den monatlichen US-Arbeitsmarktbericht am Freitag und hoffen dabei auf eher schwache Werte. Denn je stärker der Arbeitsmarkt, desto mehr Potenzial für Zinserhöhungen hat die US-Notenbank. Die hat allerdings bereits deutlich gemacht, dass die Inflationsbekämpfung klare Priorität habe - auch zum Preis einer harten Landung der US-Konjunktur. An den Märkten wird derweil zunehmend eingepreist, dass die EZB auf ihrer geldpolitischen Sitzung in der kommenden Woche die Zinsen gleich um 75 Basispunkte anheben wird.


   Lufthansa mit Streik unter Druck 

Der Luxugütersektor leidet unter den chinesischen Lockdown-Plänen für die Stadt Chengdu. Dieser beginnt am Donnerstagabend. Wie Equita anmerkt, zeigt der neue Lockdown, dass die Rückkehr zur Normalität nicht linear verlaufen, sondern einem Stopp-and-Go-Muster folgen wird. China hat für die Branche als Absatzmarkt herausragende Bedeutung. LVMH verlieren 2,5 Prozent, Kering 2,4 Prozent, Burberry 3,6 Prozent oder Richemont 3,6 Prozent.

Lufthansa fallen mit einem Abschlag von 2,7 Prozent auf. Dass es so schnell zu einem Warnstreik kommen werde, sei nicht erwartet worden, heißt es im Handel zu der Ankündigung der Pilotengewerkschaft VC für Freitag. "Diesmal könnte eine lange und harte Streikphase drohen, weil die Forderungen extrem hoch sind", kommentiert ein Händler: Die VC will neben der aktuellen Anhebung künftig auch in jedem Jahr eine automatische Lohnerhöhung in Inflationshöhe. Auf so etwas dürfe sich die Fluggesellschaft keinesfalls einlassen, sagt der Händler. Die Lufthansa hat angekündigt, insgesamt 800 Flüge am Freitag in Frankfurt und München zu streichen.

Covestro verlieren mit 2,1 Prozent ebenfalls deutlicher als der Gesamtmarkt. Belastend werten Händler hier Aussagen, man sei auf der Suche nach Einsparmöglichkeiten beim Energieverbrauch. "Das ist zwar vernünftig, führt dem Markt aber noch einmal vor Augen, dass Covestro unter den DAX-Werten einer der Hauptleidtragenden der Energiekrise ist", kommentiert ein Händler.

Zalando fallen um 2 Prozent. Hier sind Sorgen vor dem möglichen Markteintritt eines neues Wettbewerbers aufgekommen. Die Lazada Group, ein Teil der Holding von Alibaba, hat vor, nach ihrem Erfolg in Asien auch in Europa einzusteigen. "Schon ein kleiner Kundenverlust würde aber vorteilhafte Skaleneffekte bei Zalando zunichte machen", sagt ein Händler. Dies komme zum ungünstigsten Zeitpunkt, da die Profitabilität der Onlinehändler im Fokus der professionellen Anleger stehe.

Die Aktien von Zur Rose rutschen in der Schweiz um 8,3 Prozent ab. Die Online-Apotheke hat am Vorabend Kapitalmaßnahmen über 150 Millionen Franken angekündigt, davon 100 Millionen als Wandelanleihe und 50 Millionen Franken über neue Aktien. "Die aktuellen Maßnahmen dürften nochmals belasten, aber dass nun konkrete Zahlen im Raum stehen, dürfte für Erleichterung sorgen", kommentiert ein Händler.


   Pernod Ricard mit guten Zahlen 

Gut kommen die Jahreszahlen von Pernod Ricard an. Die Kombination aus Umsatzanstieg, erhöhter Dividende und Aktienrückkauf habe man zuletzt selten gesehen, heißt es im Handel. Etwas Sorgen mache man sich aber um die Konjunkturabschwächung in China, die Titel gewinnen gegen den Markt 0,7 Prozent.

Die Aktien von Reckitt Benckiser fallen in London um 4,9 Prozent. Hier belastet der überraschende Rücktritt von CEO Laxman Narasimhan. Die Gründe seien nicht ganz offensichtlich, was für zusätzliche Belastung sorge, so ein Händler. Die Analysten von RBC Capital Markets nennen die Ankündigung enttäuschend angesichts der Fortschritte, die er beim Umbau des Unternehmens gemacht habe. Sein Ersatz durch den ehemaligen CEO von British American Tobacco, Nicandro Durante, wirke nicht gut platziert bei einem Unternehmen, dass auf Verbrauchergesundheit fokussiert sei.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.467,75        -1,4%        -49,50         -19,3% 
Stoxx-50                3.456,41        -1,3%        -45,20          -9,5% 
DAX                    12.670,85        -1,3%       -164,11         -20,2% 
MDAX                   24.633,26        -2,3%       -585,87         -29,9% 
TecDAX                  2.885,86        -1,3%        -37,85         -26,4% 
SDAX                   11.666,82        -1,7%       -197,71         -28,9% 
FTSE                    7.153,79        -1,8%       -130,36          -1,4% 
CAC                     6.029,88        -1,6%        -95,22         -15,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,58                      +0,04          +1,76 
US-Zehnjahresrendite        3,24                      +0,05          +1,73 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Do, 8:20 Uhr  Mi, 17:43 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   0,9981        -0,7%        0,8648         1,0074   -12,2% 
EUR/JPY                   139,25        -0,4%          0,86         139,64    +6,4% 
EUR/CHF                   0,9780        -0,5%        0,8648         1,0257    -5,7% 
EUR/GBP                   0,8631        -0,2%        0,8648         0,8651    +2,7% 
USD/JPY                   139,53        +0,3%          0,86         138,62   +21,2% 
GBP/USD                   1,1567        -0,4%        0,8648         1,1645   -14,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,9064        +0,0%        0,8648         6,8951    +8,7% 
Bitcoin                                              0,8648 
BTC/USD                20.012,64        +0,3%          0,86      20.203,69   -56,7% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  87,73        89,55         -2,0%          -1,82   +23,6% 
Brent/ICE                  93,41        95,64         -2,3%          -2,23   +26,3% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 237,50       239,91         -1,0%          -2,41  +291,1% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.696,08     1.710,95         -0,9%         -14,88    -7,3% 
Silber (Spot)              17,72        18,00         -1,6%          -0,28   -24,0% 
Platin (Spot)             831,78       849,50         -2,1%         -17,73   -14,3% 
Kupfer-Future               3,46         3,52         -1,7%          -0,06   -22,0% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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September 01, 2022 09:52 ET (13:52 GMT)