Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach einer festeren Eröffnung sind die europäischen Börsen am Dienstag wieder auf Talfahrt gegangen. Der DAX verlor 1 Prozent auf 12.671 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 0,9 Prozent auf 3.467 Punkte nach. Gedrückt wurde die Stimmung von deutlich steigenden Zinsen und Renditen. Mit dem starken Anstieg der deutschen Erzeugerpreise hat die Zinsspekulation in der Eurozone noch einmal zugenommen. Zudem hat die schwedische Notenbank den Leitzins unerwartet stark um 100 Basispunkte erhöht. Darin sahen einige Marktteilnehmer ein "böses Omen" für die laufende Sitzung der US-Notenbank. Hier wird überwiegend nur eine Leitzinserhöhung um 75 Basispunkte erwartet, ein noch größerer Schritt aber nicht ausgeschlossen.

Unter Druck gerieten vor allem Technologietitel, Bauaktien, Rohstoffwerte und Industrietitel. Der Stoxx-Branchenindex der Immobilien-Aktien verlor mit 4 Prozent Minus am stärksten. Relativer Gewinner der steigenden Zinsen waren die Banken, deren Stoxx-Subindex nahezu unverändert notierte. Besonders die Kurse der skandinavischen Banken zogen nach der schwedischen Zinserhöhung deutlich an.


   Deutsche Erzeugerpreise mit stärkstem Anstieg seit Beginn der Datenreihe 

Als "unfassbaren Preishammer" titulierte Jens-Oliver Niklasch von der LBBW den Anstieg der Erzeugerpreise von 7,9 Prozent im Monats- und von 45,8 Prozent im Jahresvergleich. Und Klaus Oldenburger von CMC Markets sagte, die Inflation fordere nicht nur die Notenbanken heraus und führe zu steigenden Zinsen. "Sie zwingt auch die deutsche Industrie langsam, aber sicher in die Knie", sagte er. Denn die Unternehmen könnten Preissteigerungen in diesem Umfang nicht an ihre Kunden weitergeben.

Mit den Spekulationen um ein Ausrufen des Kriegsrechts in Russland ging die Börse in Moskau in die Knie. Der RTS brach in der Spitze um über 10 Prozent ein.


   Auch Henkel im Minus - gutes Interesse am Porsche-IPO 

Im DAX standen Henkel im Blick. Der Konzern hat im Rahmen seines Kapitalmarkttags die Prognose für das organische Umsatzwachstum im laufenden Jahr auf 5,5 bis 7,5 Prozent nach zuvor 4,5 bis 6,5 Prozent angehoben. Die Aktie ist nach anfänglichen Gewinnen trotzdem ins Minus gerutscht und verlor 1,2 Prozent.

Zu den größten Verlierer im DAX zählten Vonovia und Heidelbergcement mit Abschlägen von bis zu 4,6 Prozent. Auf der anderen Seite zogen Porsche Holding um 3,9 Prozent an, VW notierten nahezu unverändert. Im Handel wurde von einem guten Interesse am Börsengang der Porsche AG berichtet. Das Buch für die Aktien des Sportwagenherstellers sei schon überzeichnet, hieß es. Dabei läuft die Zeichnungsfrist noch bis zum 28. September.

Wie erwartet läuft die Verstaatlichung von Uniper auf Hochtouren. Der Bund übernimmt neben neuen Aktien im Volumen von 8 Milliarden Euro auch das Paket von Fortum und damit eine, wie es hieß, signifikante Mehrheit. Nach dem Minus von über 90 Prozent in diesem Jahr konnte sich der Kurs nun um 3,8 Prozent erholen, eine Pleite dürfte nun erst einmal abgewendet sein. Fortum erholten sich um 9,5 Prozent.


   Air France-KLM und Fraport fest - Lenzing brechen ein 

Im MDAX stiegen Fraport um 1,8 Prozent. Die Analysten von Barclays haben die Aktien auf Übergewichten hochgestuft. In Paris gewannen Air France-KLM 4,4 Prozent, der Luftfahrtkonzern sprach von starker Nachfrage und will die Kapazitäten Richtung Vorpandemie-Niveau hochfahren.

Die Aktie von Lenzing brach um 21,8 Prozent ein, nachdem das Unternehmen die Ergebnisprognose aufgrund eingeschränkter Prognosesicherheit und hoher Volatilität der Energie- und Rohstoffmärkte kassiert hat. "Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen wohl noch einige Unternehmen aus dem produzierenden Gewerbe sehen, die ihre Prognosen mit Verweis auf die Energie- und Rohstoffkosten zurücknehmen", befürchtete ein Marktteilnehmer.


   Kingfisher nach Halbjahreszahlen unter Druck 

Nach den Halbjahreszahlen ging es für Kingfisher um 3,9 Prozent nach unten. Der Vorsteuergewinn von 474 Millionen Pfund entsprach praktisch exakt der Prognose von 475 Millionen Pfund. Allerdings wurde beim Umsatz mit 6,81 Milliarden Pfund die Schätzung von 6,88 Milliarden nicht ganz erreicht. Stören könnten sich die Anleger auch an dem unsicheren Ausblick. Kingfisher hat mitgeteilt, dass der flächenbereinigte Umsatz von August bis zum 17. September um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen ist. Die Konsumenten schränken aufgrund der grassierenden Inflation zunehmend ihren Verbrauch ein.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.467,09       -32,40        -0,9%         -19,3% 
Stoxx-50               3.430,40       -22,74        -0,7%         -10,2% 
Stoxx-600                403,42        -4,45        -1,1%         -17,3% 
XETRA-DAX             12.670,83      -132,41        -1,0%         -20,2% 
FTSE-100 London        7.192,66       -44,02        -0,6%          -2,0% 
CAC-40 Paris           5.979,47       -82,12        -1,4%         -16,4% 
AEX Amsterdam            661,61        -3,82        -0,6%         -17,1% 
ATHEX-20 Athen         2.016,76        +8,56        +0,4%          -5,9% 
BEL-20 Brüssel         3.549,95       -32,77        -0,9%         -17,6% 
BUX Budapest          39.691,46      -570,27        -1,4%         -21,8% 
OMXH-25 Helsinki       4.492,12       -71,01        -1,6%         -18,1% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.563,07      +122,36        +3,6%         +76,0% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.551,78       -26,44        -1,7%         -16,8% 
PSI 20 Lissabon        5.839,31       -66,94        -1,1%          +3,6% 
IBEX-35 Madrid         7.873,10      -120,10        -1,5%          -9,7% 
FTSE-MIB Mailand      21.773,75      -366,98        -1,7%         -19,0% 
RTS Moskau             1.155,05      -117,61        -9,2%         -27,6% 
OBX Oslo               1.064,22        -9,70        -0,9%          -0,4% 
PX  Prag               1.208,26        -7,12        -0,6%         -15,3% 
OMXS-30 Stockholm      1.856,67       -21,25        -1,1%         -23,3% 
WIG-20 Warschau        1.497,41       -29,84        -2,0%         -34,0% 
ATX Wien               2.870,59       -53,65        -1,8%         -23,7% 
SMI Zürich            10.476,54      -140,47        -1,3%         -18,6% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %  Di, 8:05 Uhr  Mo., 17:06 Uhr    % YTD 
EUR/USD                0,9993        -0,3%        1,0016          1,0013   -12,1% 
EUR/JPY                143,57        -0,0%        143,62          143,50    +9,7% 
EUR/CHF                0,9628        -0,4%        0,9676          1,0363    -7,2% 
EUR/GBP                0,8762        -0,1%        0,8772          0,8774    +4,3% 
USD/JPY                143,67        +0,3%        143,42          143,24   +24,8% 
GBP/USD                1,1405        -0,3%        1,1416          1,1417   -15,7% 
USD/CNH (Offshore)     7,0271        +0,3%        7,0173          7,0065   +10,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             19.105,01        -2,2%     19.338,90       19.307,13   -58,7% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.         +/- %         +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               84,10        85,73         -1,9%           -1,63   +18,5% 
Brent/ICE               90,47           92         -1,7%           -1,53   +22,3% 
GAS                            VT-Settlem.                       +/- EUR 
Dutch TTF              197,00       182,26         +8,1%          +14,74  +187,1% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag         +/- %         +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.665,05     1.676,10         -0,7%          -11,06    -9,0% 
Silber (Spot)           19,21        19,63         -2,1%           -0,42   -17,6% 
Platin (Spot)          925,08       923,15         +0,2%           +1,93    -4,7% 
Kupfer-Future            3,52         3,54         -0,6%           -0,02   -20,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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September 20, 2022 12:05 ET (16:05 GMT)