FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten geht es zum Wochenauftakt weiter nach oben. Der DAX gewinnt 2,7 Prozent auf 13.441 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 2,4 Prozent auf 3.655 Punkte nach oben. "Die Stabilisierung des Euro stützt die Risikobereitschaft", so ein Händler. Der Euro steigt am Montag zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit Mitte August und notiert mit 1,0114 wieder klar über die Parität zum Dollar. Marktteilnehmer verweisen auf die allgemein gestiegene Risikoneigung, tun sich mit Begründungen aber etwas schwer.

So wird im Handel mit Blick auf den festen Euro auf einen Bericht verwiesen, wonach die EZB über eine Verkleinerung der Bilanz nachdenke. Die MUFG-Analysten bemühen die sinkenden Zinsdifferenzen zwischen Europa und den USA. Doch dürfte diese Überlegung den Dollar nicht nachhaltig schwächen. Denn die US-Notenbank werde weiter das Tempo der Zinserhöhungen vorgeben. Auch Devisenanalystin Esther Reichelt von der Commerzbank sieht an der zuletzt strafferen Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine Stütze des Euro. Bei der US-Notenbank sei zwar ein weiterer Zinsschritt von 75 Basispunkten bei der nächsten Sitzung praktisch gesetzt, allerdings sei ein solcher Schritt bereits zu über 90 Prozent eingepreist.

Die Bundesanleihen stabilisieren sich derweil deutlich nach dem Ausverkauf in der Vorwoche. Der TTF-Gas-Future mit Oktoberfälligkeit fällt nachhaltig unter 200 Euro je MWh und notiert auf dem Niveau von vor einem Monat, nachdem er zwischenzeitlich deutlich über 300 notierte.


   Banken sehr stark - Milliardengewinne über TLTROs 

Banken liegen sehr stark im Markt. Mit einem Plus von 2,9 Prozent geht es für den Stoxx-Branchenindex der Banken europaweit nach oben. "Die Zinswende in der Eurozone führt zu Milliarden-Gewinnen", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf neue Berechnungen. Zugrunde liegt den Berechnungen der weite Spread zwischen TLTROs und Einlagensatz. "Europaweit könnten zweistellige Milliardengewinne anfallen", sagt er.

"Die Berechnung ist zwar alles andere als trivial", so der Händler. Mit ziemlicher Sicherheit sei der Zusatzertrag aber "enorm". So gehe Morgan Stanley bezogen auf sämtliche Banken der Eurozone von 24 Milliarden Euro zusätzlichen Gewinnen bis zur Fälligkeit der letzten TLTRO-Tranche Ende 2024 aus. Die Citigroup projiziere Sondererträge von bis zu 33 Milliarden Euro und die Berliner Ratingagentur Scope berechne den möglichen Nettoeffekt sogar auf bis zu 40 Milliarden Euro. Deutsche Bank plus 3,2 Prozent, Commerzbank plus 3,6 Prozent und ING plus 5 Prozent.

Für den Branchen-Index der Auto-Aktien geht es sogar 3,1 Prozent nach oben. Porsche Holding gewinnen 3,8 Prozent und VW 3,3 Prozent. "Mit einem Branchen-KGV von 5 gilt der Sektor als extrem billig", so ein Marktteilnehmer. Allerdings sollten Anleger auch nicht vergessen, dass die Investmentbanken wegen des Porsche-IPO großes Interesse an einem positiven Marktumfeld hätten.

Mit einem Minus von knapp 23 Prozent gehört die Aktie von Orpea zu den großen Verlierern an der Börse in Paris. Die vorläufigen Zahlen zum 1. Halbjahr 2022 zeigen, dass die Magen eingebrochen sind. Der Betreiber von Pflegeheimen und Kliniken geht davon aus, dass die EBITDAR-Margen im zweiten Halbjahr 2022 niedriger sein könnten als 18,5 Prozent in den ersten 6 Monaten des Jahres, wobei sich der Rückgang der Finanzkennzahlen fortsetzen dürfte und durch die in letzter Zeit beobachtete zusätzliche Volatilität auf den Energiemärkten verstärkt werden könne.


   Anschlusspotenzial bei Rückversicherer 

Anschlusspotenzial sehen Marktteilnehmer bei den Aktien der Rückversicherer. Die Munich Re (+3,2%) hat zur Prämien-Erneuerungsrunde in Monte Carlo von einer günstigen Nachfrage gesprochen. Außerdem sieht sich das Unternehmen als Profiteur der steigenden Zinsen und bei den mittelfristigen Zielen im Plan. "Die Aussagen sollten die Stimmung stützen", so ein Marktteilnehmer.

Die Hannover Rück (+2,9%) erwartet angesichts des Trends zu teureren Großschäden, der Folgen der Pandemie und der hohen Inflationsraten weitere Preissteigerungen sowie Verbesserungen der Konditionen für das Unternehmen in der Vertragserneuerungsrunde zum 1. Januar 2023.

Auch Swiss Re (+2,7%) sieht Wachstumschancen, obwohl das Umfeld angesichts von Inflation und geopolitischen Spannungen zunehmend schwieriger wird. Wie der Schweizer Rückversicherer anlässlich des jährlichen Branchentreffens in Monte Carlo mitteilte, sieht er sich mit seiner starken Kapitalausstattung und Risikokapazität gut gerüstet. Die Preise dürften steigen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.655,17        +2,4%       85,13     -15,0% 
Stoxx-50                3.596,51        +1,6%       56,90      -5,8% 
DAX                    13.441,03        +2,7%      352,82     -15,4% 
MDAX                   26.289,12        +2,3%      588,18     -25,2% 
TecDAX                  3.042,00        +1,1%       31,71     -22,4% 
SDAX                   12.174,18        +1,8%      212,99     -25,8% 
FTSE                    7.476,24        +1,7%      125,17      -0,5% 
CAC                     6.349,33        +2,2%      137,00     -11,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,64                    -0,06      +1,82 
US-Zehnjahresrendite        3,28                    -0,04      +1,77 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mo, 8:03  Fr, 17:04    % YTD 
EUR/USD                   1,0122        +0,3%      1,0084     1,0035   -11,0% 
EUR/JPY                   144,33        +0,4%      144,59     143,08   +10,3% 
EUR/CHF                   0,9648        -0,3%      0,9682     1,0394    -7,0% 
EUR/GBP                   0,8661        -0,2%      0,8683     0,8669    +3,1% 
USD/JPY                   142,61        +0,1%      143,11     142,57   +23,9% 
GBP/USD                   1,1686        +0,5%      1,1616     1,1574   -13,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,9176        -0,1%      6,9412     6,9383    +8,9% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.408,60        +4,1%   21.752,69  21.070,75   -51,5% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  88,49        86,79       +2,0%      +1,70   +24,7% 
Brent/ICE                  94,17        92,84       +1,4%      +1,33   +27,3% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 192,70       207,09       -6,9%     -14,39  +238,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.726,27     1.716,71       +0,6%      +9,56    -5,6% 
Silber (Spot)              19,67        18,85       +4,4%      +0,82   -15,6% 
Platin (Spot)             903,55       885,25       +2,1%     +18,30    -6,9% 
Kupfer-Future               3,60         3,58       +0,7%      +0,03   -18,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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September 12, 2022 10:10 ET (14:10 GMT)