FRANKFURT (Dow Jones)--Leicht im Minus zeigen sich Europas Aktienmärkte am Dienstagnachmittag. Nur für ein wenig Entspannung hat gesorgt, dass die US-Inflationsrate im März mit 8,5 Prozent Plus zum Vorjahr die Befürchtungen zumindest nicht noch übertroffen hat. Vor allem die Anleihemärkte waren auf noch Schlimmeres gefasst und erholen sich danach deutlich. Der DAX kann seinen zwischenzeitlichen Fall unter die 14.000er-Marke etwas mildern und verliert 0,3 Prozent auf 14.146 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zeigt sich kaum verändert bei 3.839 Punkten.

Dennoch wird die Gemengelage als sehr negativ bezeichnet: In Deutschland werde nun sogar über Steuererhöhungen diskutiert, die Ölpreise ziehen an, der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen ist weiter auf Talfahrt und die Zahlungsunfähigkeit von Sri Lanka könnte erst der Beginn von taumelnden Schwellenländern sein, heißt es.

Banken- und Healthcare-Werte stehen unter den Branchen in Europa am stärksten unter Druck. Gewinner sind bislang die Ölwerte und Technologie-Aktien, die von der leichten Entspannung bei den Inflationsdaten profitieren. Deutsche Bank und Commerzbank leiden zudem unter einer großen Platzierung.


   Massiver Anstieg der US-Inflation - US-Zinserhöhung dürfte stärker werden 

Für eine kräftige Erleichterungsreaktion an den internationalen Zinsmärkten sorgen die mit Spannung erwarteten US-Verbraucherpreise. "Man sollte sich aber nicht zu früh freuen", sagt ein Händler. Denn die US-Realeinkommen seien mit minus 1,1 Prozent fast doppelt so stark gefallen wie erwartet. Dies zeige, wie stark der US-Konsum durch die Inflation unter Druck gerate. Die Fed werde daher an ihrem Inflationsbekämpfungskurs festhalten.

Darüber hinaus macht auch die Breite des Preisanstiegs Sorgen, sagt VP-Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Selbst ohne die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise liege die Teuerungsrate bei 6,6 Prozent: "Die gestiegenen Energiekosten fressen sich nun in das breite Preisgefüge hinein". Und die Stundenlöhne legten um 5,6 Prozent zu, daher werde es zu Zweitrundeneffekten kommen. Die US-Notenbanker dürften die Leitzinsen daher um 50 Basispunkte erhöht werden - und nicht wie sonst üblich um 25 Basispunkte. Am Vorabend hatte dies auch der Präsident der Chicago Fed, Charles Evans, angedeutet.


   Platzierungen belasten Deutsche Bank und Commerzbank 

Im Blick stehen die Aktien von Deutsche Bank und Commerzbank, die beide rund 8 Prozent verlieren. Hier hat ein Investor, bei dem es sich laut Bloomberg um Capital Group handeln soll, Aktien im Gesamtwert von 1,75 Milliarden Euro verkauft. Morgan Stanley, die den Verkauf als Bookrunner begleiteten, teilten mit, der Investor habe 116 Millionen Deutsche-Bank-Aktien zu je 10,98 Euro und 72,5 Millionen Commerzbank-Aktien zu je 6,55 Euro verkauft. Das entspricht einer Beteiligung von rund 5,6 Prozent bei der Deutschen Bank und rund 5,8 Prozent bei der Commerzbank.


   Zuversicht bei Easyjet für Sommerreisen 

Gegen den schwächeren Gesamtmarkt notieren Easyjet in London 0,9 Prozent im Plus. Andere Airlines wie Air France-KLM oder Lufthansa geben dagegen bis zu 2,3 Prozent nach. Easyjet habe einen zuversichtlichen Zwischenbericht geliefert, heißt es dazu im Handel. Die Kapazitäten für den Sommer-Reiseverkehr sollen laut der Fluggesellschaft schon wieder fast auf das Niveau von vor der Corona-Pandemie steigen.

Im DAX sorgen positive Analysten-Stimmen bei BASF für gute Laune, die Titel gewinnen 1,5 Prozent. Im Chemie-Sektor ziehen auch Covestro um 1,1 Prozent an, Wacker Chemie sogar um 4,3 Prozent.

Dazu gab es einige Geschäftszahlen aus Europa: So steigen Wienerberger um 3 Prozent. Die Citigroup spricht hier von einem starken Zwischenbericht. Sowohl Umsatz als auch EBITDA liegen über den Schätzungen der Analysten.

Bei Givaudan, dem Konkurrenten von Symrise, lag der Umsatz im ersten Quartal leicht über Konsens. Auf vergleichbarer Basis stiegen die Verkäufe um 4,6 Prozent. Mit Abgaben von 2,0 Prozent kann sich die Aktie dem negativen Marktumfeld jedoch nicht entziehen, Symrise notieren dagegen 0,2 Prozent im Plus.

Bei den Nebenwerten hat Beteiligungsholding Mutares (+2,5%) gute Jahreszahlen vorgelegt. Die Analysten von Warburg nennen sie besser als erwartet, auch der Ausblick sei zuversichtlich.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut     +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.839,64      +0,0%          0,02        -10,7% 
Stoxx-50                3.764,12      -0,3%        -12,43         -1,4% 
DAX                    14.145,97      -0,3%        -46,81        -11,0% 
MDAX                   30.333,00      -0,8%       -238,68        -13,6% 
TecDAX                  3.193,59      -0,7%        -23,10        -18,5% 
SDAX                   14.067,03      -0,9%       -124,33        -14,3% 
FTSE                    7.572,61      -0,6%        -45,70         +3,2% 
CAC                     6.548,80      -0,1%         -7,01         -8,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut       +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,78                    -0,03         +0,96 
US-Zehnjahresrendite        2,71                    -0,07         +1,20 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:24 Uhr  Mo 17:02 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0875      -0,1%        1,0864        1,0895   -4,4% 
EUR/JPY                   136,08      -0,3%        136,50        136,76   +4,0% 
EUR/CHF                   1,0108      -0,2%        1,0125        1,0142   -2,6% 
EUR/GBP                   0,8335      -0,2%        0,8350        0,8354   -0,8% 
USD/JPY                   125,15      -0,2%        125,66        125,52   +8,7% 
GBP/USD                   1,3047      +0,1%        1,3010        1,3041   -3,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,3779      -0,2%        6,3788        6,3819   +0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                40.415,87      +2,5%     40.117,70     40.840,65  -12,6% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  99,26      94,29         +5,3%          4,97  +34,2% 
Brent/ICE                 103,98      98,48         +5,6%          5,50  +35,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.964,39   1.953,73         +0,5%        +10,66   +7,4% 
Silber (Spot)              25,20      25,09         +0,4%         +0,11   +8,1% 
Platin (Spot)             968,15     980,25         -1,2%        -12,10   -0,2% 
Kupfer-Future               4,67       4,64         +0,7%         +0,03   +5,0% 
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April 12, 2022 10:04 ET (14:04 GMT)