Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Einsetzende Gewinnmitnahmen drücken an den europäischen Börsen im Verlauf des Handels am Dienstag etwas auf die Kurse. Am Mittag fällt der DAX um 0,3 Prozent auf 15.248 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,2 Prozent auf 4.012 Punkte nach. Die Umsätze sind allerdings vergleichsweise gering. "Einige Marktteilnehmer erwarten, dass die US-Notenbank Fed einen Ausstieg aus der extrem lockeren Geldpolitik ankündigen könnte", so ein Marktteilnehmer mit Blick auf die Sitzung der Fed am Mittwoch.

Von anderer Seite heißt es aber, die Inflation sei zumindest noch im Zaum. Auch deshalb wird mehrheitlich erwartet, dass die sehr lockere Geldpolitik und damit auch die monatlichen Anleihekäufe von 120 Milliarden Dollar bestätigt werden. Ähnlich wie die EZB dürfte die US-Notenbank eine Diskussion um einen Ausstieg noch vermeiden. Der Euro notiert wenig verändert bei 1,2070 Dollar. Auch die Renditen der Langläufer am Anleihenmarkt treten nahezu auf der Stelle.

Trotzdem ist die Diskussion nicht zu unterschätzen: "Besonders stark wirkt sich bereits der Mangel an Halbleitern auf die Preise aus", sagt Ulrich Stephan, Anlagestratege der Deutschen Bank. Deshalb stehen an den Aktienmärkten die Autotitel unter Duck: Ihr Stoxx-Banchenindex gibt um 1,2 Prozent nach. BMW verlieren 1,2 Prozent und VW 0,8 Prozent. Die Lieferengpässe bei Halbleitern gefährden zunehmend die gesamten Produktionspläne der Konzerne.

Auf der Gewinnerseite stehen mit der Hoffnung auf ein Ende der Pandemie die Reise- und Verkehrsaktien, deren Stoxx-Index um 2 Prozent nach oben schießt. Während sich die anderen Branchenindizes nur wenig bewegen, bewegt die Berichtssaison ausgewählte Einzeltitel.

Zahlen zum ersten Quartal haben unter anderem ABB, HSBC, Michelin, Novartis und UBS vorgelegt. Auf deutscher Seite kamen Zahlenausweise aus der dritten Reihe. Hier hat vor allem Stratec die Erwartungen deutlich geschlagen.


   HSBC überrascht positiv - UBS unter Druck 

Positiv überrascht haben die Zahlen der britisch-asiatischen Bank HSBC. Nicht zuletzt dank einer deutlich geringeren Risikovorsorge konnte die Bank den Gewinn im ersten Quartal mehr als verdoppeln - und dies trotz rückläufiger Einnahmen. Der bereinigte Gewinn lag um 39 Prozent über der Jefferies-Schätzung. Die Konsensprognose habe er sogar um 49 Prozent übertroffen, merken die Analysten an. Nach zögerlichem Beginn geht es nun in London kräftig um 2,5 Prozent nach oben.

Besser als erwartet hat auch die schweizerische Großbank UBS abgeschnitten. Sie profitierte von höheren Einnahmen und niedrigeren Kreditrisiken. Allerdings schmälerte der Zahlungsausfall des US-Hedgefonds Archegos den Gewinn. Der Kurs fällt so auch um 3 Prozent.

Ein etwas optimistischerer Ausblick von ABB wird mit einem Kursplus von 1,4 Prozent belohnt. Die endgültigen Erstquartalszahlen enthielten derweil keine großen Überraschungen mehr.


   Lösung für EDF rückt näher - Aktie sehr fest 

Für EDF geht es an der Pariser Börse fast 6 Prozent nach oben. Hintergrund sind Medienberichte, laut denen die französische Regierung und die EU kurz vor einer Einigung mit Blick auf die geplante Restrukturierung der Versorgergruppe stehen. Paris will das Unternehmen bzw. die Atomkraft des Landes vor den Präsidentschaftswahlen 2022 neu strukturieren. Laut Le Figaro soll EDF in drei Sparten aufgeteilt werden. Auf diesem Weg sollen Mittel für Investitionen in Erneuerbare Energien freigeschaufelt werden.

Knapp behauptet zeigt sich die Novartis-Aktie. Die Zahlen des Pharmakonzerns haben die Schätzungen leicht verfehlt. Allerdings hat Novartis den Ausblick bestätigt.

Michelin fallen um 2,7 Prozent. Bei der Citigroup heißt es, der Absatz habe sich etwas schwächer entwickelt, dafür sei der Gegenwind von der Währungsseite weniger stark ausgefallen. Den bestätigten Ausblick bezeichnen die Analysten zwar als konservativ, nach dem guten Jahresstart hatten andere Marktteilnehmer aber offensichtlich mehr erwartet.

Gut kommen wiederum Umsatz und Ausblick von Schneider Electric an, der Kurs des Industrie-Konzerns steigt um 0,6 Prozent.

Moeller-Maersk hat den Ausblick angehoben. Die Aktie gibt in Kopenhagen deutliche Gewinne aus dem Eröffnungsgeschäft aber wieder ab und tendiert wenig verändert.


   Prognoseanhebung beflügelt Stratec 

Die Stratec-Aktie springt unterdessen um fast 10 Prozent nach oben. Das Unternehmen hat nicht nur gute vorläufige Zahlen zum ersten Quartal vorgelegt, sondern auch seine Jahresziele erhöht. Uniper reagieren fest auf ihr Zahlenwerk. Der Kurs steigt um 1,6 Prozent. Uniper hat den Gewinnausblick deutlich angehoben.

Die Aktien des dänischen Windkraftanlagenbauers Vestas geben nur optisch um rund 80 Prozent nach. Die Aktie wurde 1:5 gesplittet. Für eine gehaltene Aktie erhalten die Aktionäre jeweils vier neue dazu. Bereinigt liegt der Kurs geringfügig im Plus.

Im deutschen SDAX fallen Befesa um 6 Prozent. Zwar liegen die Zahlen im Rahmen der Erwartungen, auch hier haben sich Anleger aber beim Ausblick möglicherweise mehr als eine Bekräftigung versprochen.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.012,25      -0,21         -8,58          12,94 
Stoxx-50                3.397,39      -0,02         -0,84           9,30 
DAX                    15.247,84      -0,32        -48,50          11,15 
MDAX                   33.019,12      -0,06        -18,88           7,22 
TecDAX                  3.546,98       0,33         11,55          10,40 
SDAX                   16.390,97       0,05          8,76          11,01 
FTSE                    6.956,25      -0,10         -6,87           7,78 
CAC                     6.267,71      -0,12         -7,81          12,90 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,25                     0,00          -0,49 
US-Zehnjahresrendite        1,58                     0,01          -1,10 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:35 Uhr  Mo, 17:32 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,2080     -0,07%        1,2072         1,2075   -1,1% 
EUR/JPY                   130,79     +0,11%        130,62         130,60   +3,7% 
EUR/CHF                   1,1037     -0,13%        1,1056         1,1050   +2,1% 
EUR/GBP                   0,8685     -0,12%        0,8689         0,8697   -2,8% 
USD/JPY                   108,28     +0,17%        108,21         108,15   +4,8% 
GBP/USD                   1,3909     +0,08%        1,3892         1,3885   +1,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,4793     +0,10%        6,4791         6,4768   -0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                54.885,75     +2,83%     53.932,76      53.547,00  +88,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  62,37      61,91         +0,7%           0,46  +28,3% 
Brent/ICE                  66,03      65,65         +0,6%           0,38  +28,0% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.781,40   1.780,40         +0,1%          +1,00   -6,1% 
Silber (Spot)              26,28      26,23         +0,2%          +0,06   -0,4% 
Platin (Spot)           1.249,50   1.247,33         +0,2%          +2,18  +16,7% 
Kupfer-Future               4,50       4,44         +1,2%          +0,05  +27,6% 
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April 27, 2021 07:09 ET (11:09 GMT)