Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen liegen nach dem Japan-Schock vom Morgen am Nachmittag nur noch leicht im Minus. Der DAX verliert 0,6 Prozent auf 13.855 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 0,4 Prozent auf 3.797 Punkte nach. Dabei ist das Bild nun uneinheitlich: Während Immobilien-Aktien sowie Technologiewerte unter den steigenden Zinsen leiden und auch die Autotitel schwächer tendieren, geht es mit dem Aktien der Banken sowie mit ausgesuchten Versicherungstiteln kräftig nach oben. Die Volumina lassen nach dem Verfall an den Terminbörsen und dessen Abwicklung nun deutlich nach.

"Die Konsolidierung geht nun in ein 'mixed picture' über", so ein Marktteilnehmer. Damit seien weitere deutliche Abwärtswellen unwahrscheinlich. Der DAX könnte nun Richtung Jahresende seitwärts laufen und zu Jahresbeginn kurzzeitig von Liquiditätszuflüssen profitieren.

Zwar ist nun nach der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank auch die Bank of Japan in das Lager der restriktiveren Notenbanken gewechselt. Sie hat den Zinsdeckel für 10-jährige Anleihen auf 0,5 von 0,25 Prozent angehoben. Damit hat sie die Schwäche des Yen zumindest vorerst beendet, er erholt sich am Dienstag deutlich. Auf der anderen Seite stützen die fallenden Energiepreise die Stimmung. Der TTF-Gaspreis verliert weitere 3 Prozent und nähert sich der Marke von 10 Cent je Kilowattstunde.

Gut aufgenommen werden auch die deutschen Erzeugerpreise (PPI). "Der Fall unter die 30-Prozent-Marke ist eine große Erleichterung", kommentiert ein Händler. Er unterstreiche die These vom Überschreiten des Inflationshöhepunkts. Der deutsche PPI stieg im November im Jahresvergleich zwar um sehr hohe 28,2 Prozent, dies war aber ein deutlicher Rückgang der Steigerungsrate von zuvor noch 34,5 Prozent.

Bei den Branchenindizes fallen die Stoxx-Indizes der Autohersteller und der Technologie-Aktien um jeweils etwa 1 Prozent. Der Index der Banken zieht dagegen um 1,6 Prozent an, der Index der Versicherer um 0,3 Prozent.

Im DAX steigen Deutsche Bank um 5,5 Prozent, im MDAX ziehen Commerzbank um 8 Prozent an. Auch Allianz, Munich Re und Hannover Rück werden mit Kursaufschlägen gehandelt. Auf der anderen Seite verlieren Siemens Healthineers 4,2 Prozent. Vonovia stehen mit den steigenden Zinsen unter Druck, sie fallen um 3,3 Prozent. Auch mit den anderen Titeln der Immobilienbranche geht es überwiegend deutlich abwärts: Im MDAX fallen Aroundtown um 8,4 Prozent und LEG um 3,8 Prozent.


   Pfeiffer Vacuum optimistischer für den Umsatz 

In der zweiten Reihe steigen Hugo Boss mit einer Kaufempfehlung der Deutschen Bank um knapp 4 Prozent. Dagegen stehen Rheinmetall mit dem Desaster um den Schützenpanzer Puma erneut unter Druck und fallen um weitere 4,2 Prozent.

Für die Aktie von Pfeiffer Vacuum geht es um 1,8 Prozent nach oben, nachdem das Unternehmen für das noch laufende Gesamtjahr mit einer besseren Umsatzentwicklung rechnet als bislang in Aussicht gestellt. Das Unternehmen erwartet für 2022 laut Mitteilung einen Umsatz von 900 Millionen Euro. Bisher hatte Pfeiffer Vacuum 860 Millionen bis 880 Millionen nach 771 Millionen Euro im Vorjahr in Aussicht gestellt. Unverändert im Vergleich zur bisherigen Prognose werde erwartet, dass die EBIT-Marge im Jahr 2022 um 14 Prozent liegen wird. Im Vorjahr hatte das im SDAX notierte Unternehmen eine Rendite von 12,1 Prozent erzielt. "Die Stabilisierung in den Lieferketten und die sehr gute Auslieferungsleistung von Pfeiffer Vacuum haben zu der Verbesserung der Umsatzprognose beigetragen", so das Unternehmen.

Klöckner & Co SE zeigen sich kaum verändert. Das Unternehmen baut das Geschäft in Nordamerika mit einer Übernahme aus. Der Stahlhändler kauft die National Material of Mexico für 340 Millionen US-Dollar. "Mit einem Enterprise-Value-Multiple von rund 6,7 auf Basis des für 2022 erwarteten EBITDA stellt dies eine hochattraktive und unmittelbar wertsteigernde Erweiterung der Aktivitäten von Klöckner & Co dar", so das im SDAX notierte Unternehmen. National Material of Mexico bediene als Service-Center-Unternehmen und Werkstoffanbieter die Automobilindustrie und andere industrielle Endmärkte in Nordamerika.

Compleo steht vor dem Aus, was sich zuletzt bereits angedeutet hatte. Die Aktie bricht um 84 Prozent ein. Dem Ladetechnikspezialisten droht die Zahlungsunfähigkeit. Die in den vergangenen Wochen geführten Gespräche über eine kurzfristige Bereitstellung zusätzlicher Finanzierungsmittel würden nicht mehr mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit zu einem erfolgreichen Abschluss führen. "Vor diesem Hintergrund sieht der Vorstand die positive Fortführung des Unternehmens nicht mehr als überwiegend wahrscheinlich an und wird aufgrund drohender Zahlungsunfähigkeit kurzfristig Anträge auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung beim zuständigen Insolvenzgericht stellen", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.797,46        -0,4%      -13,78     -11,7% 
Stoxx-50                3.657,83        -0,3%      -11,72      -4,2% 
DAX                    13.855,11        -0,6%      -87,76     -12,8% 
MDAX                   24.881,96        -0,6%     -142,03     -29,2% 
TecDAX                  2.893,44        -1,3%      -39,30     -26,2% 
SDAX                   11.721,95        -0,9%     -108,81     -28,6% 
FTSE                    7.359,29        -0,0%       -2,02      -0,3% 
CAC                     6.437,78        -0,5%      -35,51     -10,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,30                    +0,10      +2,48 
US-Zehnjahresrendite        3,70                    +0,11      +2,19 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Di, 8:40  Mo, 17:25   % YTD 
EUR/USD                   1,0627        +0,2%      1,0600     1,0608   -6,5% 
EUR/JPY                   140,65        -3,1%      140,81     145,38   +7,5% 
EUR/CHF                   0,9860        +0,1%      0,9845     1,0738   -5,0% 
EUR/GBP                   0,8749        +0,2%      0,8727     0,8721   +4,1% 
USD/JPY                   132,31        -3,3%      132,84     137,03  +14,9% 
GBP/USD                   1,2148        +0,0%      1,2148     1,2163  -10,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,9621        -0,3%      6,9795     6,9850   +9,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                16.755,62        +2,2%   16.790,14  16.640,45  -63,8% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  75,79        75,19       +0,8%      +0,60   +9,4% 
Brent/ICE                  80,12        79,80       +0,4%      +0,32  +10,6% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 107,35       108,54       -1,1%      -1,20  +63,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.811,66     1.787,45       +1,4%     +24,21   -1,0% 
Silber (Spot)              23,94        23,03       +4,0%      +0,92   +2,7% 
Platin (Spot)           1.007,50       983,00       +2,5%     +24,50   +3,8% 
Kupfer-Future               3,79         3,78       +0,2%      +0,01  -14,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

December 20, 2022 09:56 ET (14:56 GMT)