Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Jahresanfangsrally an den europäischen Aktienmärkten ist zumindest erst einmal beendet. Am Dienstag notieren die Kurse überwiegend leichter. Händler sprechen aber zunächst nur von einer Verschnaufpause oder Konsolidierung. Der DAX verliert am Mittag 0,5 Prozent auf 14.721 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es ebenfalls um 0,5 Prozent auf 4.046 Punkte nach unten.

Gegenwind liefern zudem Aussagen aus dem Kreise der US-Notenbank, wonach die Leitzinsen aller Voraussicht nach auf über 5 Prozent steigen und längere Zeit dort bleiben. Edward Moya von Oanda stellt fest, dass einige Marktteilnehmer zum Jahresende dagegen bereits eine Zinssenkung für möglich hielten. Das negative Überraschungspotenzial wird demzufolge als hoch angesehen. Viele US-Banken hatten daher bereits gewarnt, dass der Markt einen Rückschlag erleiden könnte. Mit großem Interesse wird deswegen auf eine Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell am Nachmittag gewartet. Er spricht auf einer Konferenz der Riksbank in Schweden. Auch EZB-Direktorin Isabel Schnabel tritt dort auf. Auf Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage noch dünn. Im Fokus stehen unter anderem Auftragseingänge bei Airbus und die Jahresabsatzzahlen der Autohersteller.

Unter Druck sehen insbesondere die zuletzt gefragten Chemie-, Rohstoff- und Bauwerte, deren Stoxx-Branchenindizes alle etwa 1 Prozent verlieren. Ähnlich stark nach unten geht es mit Technologie-Aktien. Dagegen kann sich der Index der europäischen Auto-Aktien gut behaupten, Versorger und Versicherer tendieren knapp behauptet.


   Zalando an der Verliererspitze - About You zweistellig im Minus 

Im DAX fallen Zalando um 4,1 Prozent zurück. Als Hauptgrund machen Händler die wieder steigende Vorsicht beim Blick auf die künftige Zinslandschaft aus. Da bei den Lieferdiensten und Online-Händlern die Gewinnerwartung weit in der Zukunft liegt, leiden sie vergleichsweise stark unter steigenden Zinsen. Dazu kamen für den Modehandel keine guten Zahlen von About You, diese brechen um 14,1 Prozent ein. An der Börse wird negativ gewertet, dass das Unternehmen Umsatzwachstum und bereinigtes EBITDA nun am unteren Ende der Spanne erwartet.

Zweitgrößter Verlierer im DAX sind Covestro, sie geben um 3,2 Prozent nach. BASF fallen um 2,0 Prozent. Auf der anderen Seite erholen sich Eon um 1,6 Prozent. BMW ziehen um 0,6 Prozent an, Händler verweisen auf einen positiven Ausblick des Autoherstellers auf das neue Jahr 2023 nach einem beschleunigten Absatzmomentum im alten Jahr. Sehr positiv kommt zudem der mehr als verdoppelte Absatz bei Elektroautos an.

Im Plus liegen auch Allianz, die um 0,4 Prozent steigen. Im MDAX gewinnen Hugo Boss mit einer Kaufempfehlung durch Kepler 1,3 Prozent. Im SDAX steigen Vitesco um 2,7 Prozent, Goldman Sachs hat die Aktie auf die Kaufliste genommen.


   Munich Re: Naturkatastrophenschäden auch 2022 weiter auf hohem Niveau 

Munich Re geben 0,7 Prozent ab. Die Versicherungswirtschaft hat auch 2022 mit einem hohen Aufkommen an Schäden aus Naturkatastrophen zu kämpfen gehabt, wie aus der Naturkatastrophenbilanz des Rückversicherers Munich Re hervorgeht. Die Gesamtschäden beliefen sich auf rund 270 Milliarden US-Dollar, wovon etwa 120 Milliarden Dollar versichert waren. 2021 waren versicherte Schäden von ebenfalls 120 Milliarden Dollar angefallen, wobei die Gesamtschadenbelastung mit 320 Milliarden damals deutlich höher lag. Der Hurrikan "Ian", der im September auf die Westküste Floridas traf, war das mit Abstand teuerste Einzelereignis im vergangenen Jahr. Er verursachte Schäden von rund 100 Milliarden Dollar, wovon 60 Milliarden Dollar versichert waren. Inflationsbereinigt war er damit der zweitteuerste Hurrikan aller Zeiten nach "Katrina" 2005.

Überschwemmungen in Australien im Februar und März sowie im Oktober wurden ebenfalls teuer. Sie verursachten versicherte Schäden von 4,7 Milliarden Dollar, der Gesamtschaden belief sich auf 8,1 Milliarden Dollar. Ungleich schadensreicher waren jedoch Überschwemmungen in Pakistan, bei denen mindestens 1.700 Menschen ums Leben kamen, mit direkten Schäden von 15 Milliarden Dollar. Allerdings war dort "fast nichts" versichert, wie es im Bericht heißt. In Europa schlugen sich Hitzewellen mit Dürren und Unwetter in der Katastrophenbilanz nieder.


   Frontline haussieren, Euronav brechen ein - Supertanker-Merger geplatzt 

Der Tankerbetreiber Frontline, im Besitz des norwegischen Magnaten John Fredriksen, verfolgt die Fusion mit der belgischen Euronav nicht weiter, die die größte Supertankerflotte der Welt geschaffen hätte. Die Fusion, die im vergangenen Sommer von den Vorständen beider Unternehmen genehmigt wurde, scheiterte nach dem Widerstand der Familie Saverys, dem größten Investor von Euronav. Das Scheitern wird wahrscheinlich zu Veränderungen in der Führungsspitze von Euronav führen, die die Fusion nachdrücklich unterstützt hatte. Der Aktienkurs von Euronav fällt in Brüssel um 15,7 Prozent, während die Frontline-Aktien in Oslo um 19,6 Prozent zulegen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.046,46        -0,5%        -22,16          +6,7% 
Stoxx-50                3.813,31        -0,8%        -29,23          +4,4% 
DAX                    14.720,87        -0,5%        -71,96          +5,7% 
MDAX                   27.235,28        -1,2%       -325,61          +8,4% 
TecDAX                  3.073,77        -0,6%        -17,88          +5,2% 
SDAX                   12.644,99        -0,7%        -93,40          +6,0% 
FTSE                    7.710,22        -0,2%        -14,72          +3,7% 
CAC                     6.857,45        -0,7%        -49,91          +5,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,28                      +0,05          -0,30 
US-Zehnjahresrendite        3,56                      +0,03          -0,32 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:24 Uhr  Mo, 17:01 Uhr  % YTD 
EUR/USD                   1,0737        +0,0%        1,0729         1,0741  +0,3% 
EUR/JPY                   141,92        +0,3%        141,74         141,70  +1,1% 
EUR/CHF                   0,9896        +0,1%        0,9895         0,9866  -0,0% 
EUR/GBP                   0,8829        +0,2%        0,8828         0,8810  -0,2% 
USD/JPY                   132,17        +0,2%        131,97         131,94  +0,8% 
GBP/USD                   1,2161        -0,2%        1,2165         1,2191  +0,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,7889        +0,1%        6,7850         6,7714  -2,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                17.257,77        +0,3%     17.193,67      17.277,58  +4,0% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD  % YTD 
WTI/Nymex                  75,04        74,63         +0,5%          +0,41  -6,5% 
Brent/ICE                  80,03        79,65         +0,5%          +0,38  -6,9% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  71,00        74,30         -4,4%          -3,30  +2,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD  % YTD 
Gold (Spot)             1.875,70     1.871,80         +0,2%          +3,90  +2,8% 
Silber (Spot)              23,53        23,66         -0,5%          -0,12  -1,8% 
Platin (Spot)           1.084,65     1.081,25         +0,3%          +3,40  +1,6% 
Kupfer-Future               4,02         4,03         -0,1%          -0,00  +5,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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January 10, 2023 07:00 ET (12:00 GMT)