FRANKFURT (Dow Jones)--Mit deutlich verbesserter Stimmung zeigen sich Europas Börsen nach den schwächeren US-Inflationsdaten. Die Teuerung fiel mit 8,5 Prozent Plus etwas geringer aus als die Erwartungen von 8,7 Prozent. Vor allem an den Rentenmärkten sorgte dies für ein Freudenfeuerwerk, da nun die Sorge vor einem drastischen Zinsschritt der US-Notenbank von 0,75 Prozent zurückgeht. Der Dollar kommt entsprechend zurück, die Aktienmärkte legen deutlich zu.

Der DAX notiert 0,9 Prozent höher bei 13.652 Punkten, der Euro-Stoxx-50 steigt um 0,8 Prozent auf 3.745 Zähler. Gesucht sind nun vor allem Aktiensektoren wie Auto- und Reisewerte, auch die zinsempfindlichen Tech-Werte liegen fast 2 Prozent vorn. Auf der Verliererseite finden sich die klassischen defensiven Titel von Gesundheit, Versorger und Telekoms.


   US-Inflation im Fokus 

Die etwas schwächere US-Inflation hat die Hoffnung angestoßen, den Höhepunkt ihres Anstiegs gesehen zu haben. Damit sinkt auch die Erwartung an den "großen" Zinsschritt auf 41,5 Prozent. Am Vortag waren es noch 68,0 Prozent. Nun setzen die meisten Marktteilnehmer auf "nur" 50 Basispunkte Erhöhung, die Wahrscheinlichkeit dafür wird nun bei 58,5 Prozent gesehen.

Kritische Stimmen warnen aber davor, den geringeren Anstieg überzubewerten. "Bei den wirklich wichtigen Dingen geht es ungebremst weiter nach oben", sagt ein Händler. So unter anderem Gesundheitskosten und Mieten. Umgekehrt hätten den Anstieg Sektoren wie Preisnachlässe im Einzelhandel, fallende Airline-Tickets zum Ende der Reisesaison, Gebrauchtwagen etc. gebremst. Dies sei aber keine nachhaltige Entwicklung, besonders da der Lohnkostenanstieg sich noch nicht spiegele.

Dazu rät Mike Owens von Saxo Markets, die Daten nicht überzubewerten: Der Markt werde schon bald merken, "dass die hawkishe Einstellung der Fed auf ihrer Mission zur Inflationsbekämpfung sich durch die Daten nur eines Monats nicht ändern wird".


   Starke positive Überraschungen bei Quartalsberichten 

Die Berichtsaison tobt derweil auf Hochtouren: Bei Vestas geht es 9,6 Prozent nach oben. Die Zahlen an sich seien zwar schlecht, aber Aussagen zur Profitabilität treiben. Alle Windanlagenhersteller waren in den letzten Quartalen schrittweise in den negativen Margenbereich gerutscht.

Mit der bestätigten Prognose und einer besser als erwarteten Preismacht bei neuen Onshore-Aufträgen sehen die Analysten der Citi nun Besserungszeichen. So lag der durchschnittliche Verkaufspreis um 5 Prozent über Erwartung, was für eine künftige Margenverbesserung stehe. Im Windschatten legen Nordex und Siemens Energy um je rund 6 Prozent zu.

Für eine Hausse bei Heidelberger Druck mit über 18 Prozent Plus sorgen starke Zahlen, vor allem im Druckgeschäft. Der Bereich Packaging Solutions wuchs mit rund 28 Prozent besonders stark. Das Unternehmen habe die Kosten im Griff und die EBITDA-Marge habe sich in der Folge nahezu verdoppelt. Der Auftragseingang erfülle dazu alle Erwartungen.

Auch der britische Lieferdienst Deliveroo (+4,7%) hat nach Einschätzung der Citigroup starke Quartalszahlen geliefert. Das bereinigte EBITDA im ersten Halbjahr habe 11 Prozent über dem Konsens gelegen.

Bei der Supermarktkette Ahold Delhaize geht es nach Zweitquartalszahlen um 7,6 Prozent nach oben. Die Umsätze liegen laut Bryan Garnier leicht über den Schätzungen, das EBIT aber sogar 8 Prozent. Als überraschend stark entpuppte sich hier das US-Geschäft. Lebensmittelhändler leiden weniger unter dem Einbruch im Einzelhandel.

In Österreicht haben Wienerberger (+6,9%) ein starkes erstes Halbjahr hingelegt. Die Marge habe sich deutlich auf 21,2 Prozent verbessert, während es auf Auftragsseite brummt. Entsprechend wurde die Gewinnerwartung deutlich übertroffen.

Auch bei Gea (+3,5%) sind Ordereingang, Umsatz und das bereinigte EBITDA leicht oberhalb der Markterwartung ausgefallen. Der Ausblick wurde bestätigt.

Bei Chemikalienhändler Brenntag (+2,9%) sind die Zweitquartalszahlen sowohl auf der Umsatz- wie auch der Ergebnisseite über den Schätzungen ausgefallen. Der zuvor angehobene Ausblick wurde bestätigt.


   Auch gemischte Datenvorlagen darunter 

Bei Autozulieferer Vitesco (+1,9%) werden die Zahlen zum zweiten Quartal als uneinheitlich eingestuft. Den Ausblick für 2022 bestätigte das Unternehmen, was für Beruhigung sorgt.

Eon (-2,3%) hat solide Quartalszahlen vorgelegt. Diese sind auf der Ergebnisseite zum Teil deutlich über den Prognosen ausgefallen, gehen allerdings teils auf Sondereffekte zurück. Der Ausblick wurde bestätigt.

Die Geschäftszahlen der niederländischen Bank ABN (-1,8%) sind nach Einschätzung von RBC Capital Markets gemischt ausgefallen. Der Nettogewinn übertreffe mit 475 Millionen Euro die Schätzung von 335 Millionen Euro. Moniert werden die Zinserträge.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.743,27       +0,8%         27,90         -12,9% 
Stoxx-50                3.654,53       +0,1%          3,31          -4,3% 
DAX                    13.665,53       +1,0%        130,56         -14,0% 
MDAX                   27.743,64       +1,7%        472,82         -21,0% 
TecDAX                  3.147,99       +1,3%         41,81         -19,7% 
SDAX                   13.066,06       +2,0%        257,06         -20,4% 
FTSE                    7.497,31       +0,1%          9,16          +1,4% 
CAC                     6.525,21       +0,5%         35,21          -8,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                   absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,85                     -0,07          +1,03 
US-Zehnjahresrendite        2,72                     -0,07          +1,21 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Mi, 9:00 Uhr  Di, 17:30 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0335       +1,2%        1,0211         1,0223    -9,1% 
EUR/JPY                   136,72       -0,9%        137,89         137,98    +4,5% 
EUR/CHF                   0,9720       -0,2%        0,9726         1,0492    -6,3% 
EUR/GBP                   0,8446       -0,1%        0,8456         0,8458    +0,5% 
USD/JPY                   132,31       -2,1%        135,03         134,96   +14,9% 
GBP/USD                   1,2236       +1,3%        1,2077         1,2087    -9,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7197       -0,5%        6,7614         6,7558    +5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                24.045,84       +3,7%     22.941,23      23.125,37   -48,0% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  88,70       90,50         -2,0%          -1,80   +24,0% 
Brent/ICE                  94,47       96,31         -1,9%          -1,84   +26,8% 
GAS                               VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF                 206,70      195,53         +7,6%          14,52  +222,8% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.797,36    1.794,22         +0,2%          +3,14    -1,8% 
Silber (Spot)              20,72       20,53         +0,9%          +0,19   -11,1% 
Platin (Spot)             943,58      937,12         +0,7%          +6,46    -2,8% 
Kupfer-Future               3,64        3,59         +1,5%          +0,06   -17,8% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 10, 2022 10:12 ET (14:12 GMT)