FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen notieren am Montagnachmittag mit kleinen Aufschlägen. Der sehr schwache Ifo-Index stellt mithin keinen erheblichen Belastungsfaktor dar. "Das hat sich schon alles seit den PMI letzte Woche so abgezeichnet", sagte ein Händler mit Verweis auf die globalen Einkaufsmanager-Indizes. Dazu hätten schwache Makro-Daten derzeit den Vorteil, dass sie die Sorgen vor zu starken Zinserhöhungen wieder zurückgehen ließen. Dies wiederum gebe auch den Aktienmärkten Auftrieb. In den USA gehen derweil knapp 78 Prozent der Marktteilnehmer davon aus, dass es nur einen Zinsschritt von 75 Basispunkten am Mittwoch geben wird.

Der DAX gewinnt 0,2 Prozent auf 13.277 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 legt um 0,3 Prozent auf 3.609 Punkte zu. Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel im Juli auf 88,6. Das ist der niedrigste Wert seit Juni 2020. Der Rücksetzer war stärker als erwartet: Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten nur einen Rückgang auf 90,5 Punkte erwartet. Ifo-Chef Clemens Fuest sieht Deutschland an der Schwelle zur Rezession. Der ifo-Einbruch spiegelt laut der Commerzbank vor allem die Angst der deutschen Unternehmen vor einer Gaskrise wider. Schließlich dürfte Putin früher oder später wieder am Gashahn drehen, um den Wählern und Politikern den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben.


   Rund ein Drittel aller Stoxx-600-Unternehmen legen diese Woche Zahlen vor 

Daneben steht die Berichtssaison im Blick: Rund ein Drittel aller Unternehmen im Stoxx-600-Index in Europa und ebenso viele im S&P-500 in den USA legen im Verlauf dieser Woche ihre Quartalsdaten vor. Und schließlich warten Marktteilnehmer auch auf die Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed am Mittwoch. "Dazu kommt das saisonale Sommerloch", sagt Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Er meint, die Blicke seien aktuell eher nach unten gerichtet, und da sei die 13.000er Marke "das Maß aller Dinge".

Philips brechen um 9,1 Prozent ein, der Konzern hat den Ausblick gesenkt. Statt 3 bis 5 Prozent Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis rechnet Philips nun nur noch mit einem Plus von 1 bis 3 Prozent. Im zweiten Quartal fiel ein Verlust von 22 Millionen Euro an. Allerdings rechnet Philips für das zweite Halbjahr wieder mit einer besseren Entwicklung. Das Ausmaß der EBITA-Margenkürzung von Philips wird die Anleger wahrscheinlich enttäuschen, ebenso wie der Fehlschlag im Bereich Personal Health, kommentieren die Analysten von Jefferies.

Eutelsat (-16,1%) tendieren ebenfalls sehr schwach angesichts des Übernahmeinteresses für OneWeb. Nach Einschätzung der Analysten von Berenberg würde sich eine Fusion negativ auf die Ergebnisse von Eutelsat auswirken. Ein Zusammenschluss würde kurzfristig verwässernd wirken, heißt es, da Eutelsat profitabel sei, während OneWeb Verluste ausweise. Eutelsat und OneWeb sollen jeweils 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Durch eine Fusion würde sich auch das Risikoprofil von Eutelsat verschlechtern.

Faurecia gewinnen dagegen 5 Prozent. Auch der französische Autozulieferer ist in die roten Zahlen gerutscht. Im ersten Halbjahr fiel ein Verlust von 296 Millionen Euro an nach einem Gewinn von 146 Millionen im gleichen Vorjahreszeitraum. Den Ausblick hat Faurecia allerdings bestätigt. Die Citigroup spricht von "ordentlichen" Zahlen.

Vodafone notieren nach ihrem Zwischenbericht unverändert. Als "unspektakulär, aber vertrauenerweckend" wird der Zwischenbericht im Handel bezeichnet. Der Mobilfunker habe nach einem wie erwartet gelaufenen ersten Geschäftsquartal die Ziele bis 2023 bestätigt. Als leicht schwächlich wird die Entwicklung in Deutschland beschrieben.

Kühne & Nagel fallen um 1,8 Prozent. Während der Nettoumsatz um 55 Prozent stieg, sprang der operative Gewinn auf EBIT-Basis um 112 Prozent nach oben. Auch der Ausblick sei weiter zuversichtlich; trotz der diversen Hindernisse für die globalen Lieferketten, der Inflation und den Energiepreisen erwartet K&N eine weiter solide Nachfrage auch im zweiten Halbjahr. Dass der Kurs trotzdem fällt, wird damit begründet, dass er zuvor gut gelaufen sei.

VW sinken um 0,8 Prozent: Der Rücktritt des Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess bei Volkswagen sollte laut Marktteilnehmern zwar keine Überraschung darstellen. Seit langem wurde an der Börse darüber spekuliert, nachdem Diess mit den Verzögerungen bei der Softwareentwicklung bei Cariad unter Druck geraten war. Wie von den Analysten von Jefferies erwartet, ist Porsche-Chef Oliver Blume an die Spitze des VW-Konzerns gerückt. Der Zeitpunkt sei aber unglücklich.


   Starke Zahlen von Baywa 

Mit den Bereichen Agrar, Energie und Bau ist Baywa (+7,5%) momentan richtig positioniert. Dies ist auch an den Zahlen abzulesen. Der Agrarhändler konnte den Schwung aus dem ersten Quartal mitnehmen und legte für das erste Halbjahr beeindruckende Gewinne vor. Nachdem nach den ersten drei Monaten der Ausblick nicht angehoben wurde, kam das Unternehmen nun nicht umhin, dies nachzuholen. Baywa erwartet nun ein EBIT von 400 bis 450 Millionen Euro im Jahr 2022, während zum Beispiel die Analysten der LBBW bisher mit 347 Millionen gerechnet hatte.

Positiv werden die vorläufigen Geschäftszahlen von Bechtle (+6,2%) im Handel gewertet. Der Umsatz habe leicht positiv überrascht, der Gewinn vor Steuern sei gut 10 Prozent oberhalb der Markterwartung ausgefallen.


Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.608,90       +0,3%       12,41         -16,0% 
Stoxx-50                3.577,40       +0,3%       12,05          -6,3% 
DAX                    13.276,84       +0,2%       23,16         -16,4% 
MDAX                   26.812,34       +0,1%       35,95         -23,7% 
TecDAX                  3.027,75       -0,7%      -21,03         -22,8% 
SDAX                   12.593,78       +0,2%       23,47         -23,3% 
FTSE                    7.296,29       +0,3%       19,92          -1,5% 
CAC                     6.243,94       +0,4%       27,12         -12,7% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,07                   +0,04          +1,25 
US-Zehnjahresrendite        2,83                   +0,07          +1,32 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %   Mo, 8:37h  Fr, 17:25 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0249       +0,3%      1,0198         1,0224   -9,9% 
EUR/JPY                   139,88       +0,5%      139,08         139,14   +6,9% 
EUR/CHF                   0,9876       +0,5%      0,9836         0,9824   -4,8% 
EUR/GBP                   0,8491       -0,2%      0,8521         0,8498   +1,1% 
USD/JPY                   136,52       +0,3%      136,39         136,11  +18,6% 
GBP/USD                   1,2070       +0,5%      1,1969         1,2032  -10,8% 
USD/CNH (Offshore)        6,7492       -0,2%      6,7555         6,7579   +6,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                21.915,14       -4,0%   21.884,48      23.443,81  -52,6% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  95,68       94,70       +1,0%           0,98  +33,7% 
Brent/ICE                 104,00      103,20       +0,8%           0,80  +38,8% 
GAS                               VT-Schluss                    +/- EUR 
Dutch TTF                 168,01      161,15       +5,1%           8,15  +41,7% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.720,90    1.727,40       -0,4%          -6,51   -5,9% 
Silber (Spot)              18,44       18,59       -0,8%          -0,15  -20,9% 
Platin (Spot)             880,68      874,44       +0,7%          +6,24   -9,3% 
Kupfer-Future               3,40        3,35       +1,5%          +0,05  -23,5% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

DJG/mpt/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 25, 2022 09:57 ET (13:57 GMT)