Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem Ausverkauf vom Wochenaufktakt liegen Europas Börsen am Dienstagnachmittag auf Erholungskurs. Der DAX gewinnt am Nachmittag 0,4 Prozent auf 13.980 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,2 Prozent auf 3.764 Punkte an. Damit können sie allerdings die Tageshöchststände nicht verteidigen. "Einerseits wird der kräftige Rückschlag der vergangenen Tage nun zum Einstieg genutzt", sagt ein Marktteilnehmer. "Andererseits verlassen längerfristig orientierte Investoren Europa und schichten Kapital an die US-Märkte um", sagt er. Noch sei der Saldo unter dem Strich positiv, das könne sich aber jederzeit wieder ändern.

Gestützt wird die Stimmung neben technischen Faktoren wie dem Verteidigen des wichtigen Unterstützungsbereichs bei 13.800 im DAX auch von der Übernahme von Twitter durch Elon Musk, einigen guten Unternehmensberichten und dem festen Dollar. Der Euro fällt unter 1,07 Dollar und nähert sich den Tiefstständen der vergangenen Jahre. Damit hellt er die Perspektiven für die Exportwerte auf. "Allerdings deutet er auch auf Kapitalabzug ausländischer Anleger aus der Eurozone hin", warnt ein anderer Marktteilnehmer.

Einer der Gewinner im DAX sind Deutsche Börse. Sie steigen um 1,2 Prozent auf 165,90 Euro und liegen nur noch knapp unter ihrem Allzeithoch, das sie am 22. Juli 2020 mit 170,15 Euro markiert hatten.


   Deutsche Börse mit starkem Jahresauftakt 

Händler sprechen von überzeugenden Zahlen des Börsenbetreibers. Das EBITDA ist laut Jefferies rund 2 Prozent oberhalb des Konsens ausgefallen und profitierte dabei von höheren Umsätzen. Der Ausblick wurde in der Folge leicht angehoben. So strebt die Deutsche Börse für 2022 nun einen Anstieg der Nettoerlöse auf mehr als 3,8 Milliarden Euro sowie ein EBITDA von mehr als 2,2 Milliarden Euro an. Damit liegt die EBITDA-Prognose nach Aussage der Jefferies-Analysten nun auf Augenhöhe mit dem Konsens.

Linde gewinnen 1,8 Prozent. Der Gaskonzern plant erneut eine Quartalsdividende von 1,17 Dollar je Aktie. Die Ergebnisse des ersten Quartals wird Linde am Donnerstag bekanntgeben.

An der Spitze im DAX liegen am Nachmittag MTU mit einem Plus von 3,8 Prozent gefolgt von Munich Re, die um 3,5 Prozent anziehen. Auf der anderen Seite fallen Sartorius um 3,8 Prozent, Delivery Hero um 5,9 Prozent und Hellofresh um 6,4 Prozent. Damit zementieren Delivery Hero und Hellofresh ihre Stellung als DAX-Abstiegskandidaten, möglicherweise schon für das nächste außerordentliche Revirement im Juni.

Im MDAX brechen Befesa um 6,3 Prozent ein. Der Umsatz des Recycling-Unternehmens liegt rund 5 Prozent unter der Markterwartung. Dagegen können sich Hypoport nach ihren Zahlen um 5,5 Prozent erholen. Händler sprechen von guten Zahlen, allerdings hat sich der Kurs seit September mehr als halbiert.


   Banken mit gemischten Zahlen 

HSBC brechen um knapp 5 Prozent ein. Während die Quartalszahlen laut Analysten gemischt ausgefallen sind, enttäuscht das Aktienrückkaufprogramm. Im weiteren Jahresverlauf soll es keine Rückkäufe mehr geben. Zuvor war beispielsweise die Citigroup von weiteren 2 Milliarden US-Dollar ausgegangen.

Positiv werden dagegen die Zahlen der UBS (+1,8%) aufgenommen. Vor allem operativ sei es trotz der negativen Rahmenbedingungen und der Folgen von Ukraine-Krieg und scharfen Lockdowns in China besser gelaufen. Dazu hätten die sanktionsbedingten Spuren im Russland-Geschäft weniger belastet als zuvor befürchtet.

Für Santander geht es um 5,7 Prozent nach unten. Der Gewinn ist zwar laut Jefferies 13 Prozent über den Konsensschätzungen ausgefallen, das lag aber unter anderem an geringeren Rückstellungen. Gegen die Aktie spreche auch die mangelnde Nettokapitalbildung der spanischen Bank, heißt es bei der Citi.


   Moeller-Maersk mit starkem Ausblick 

Moeller-Maersk gewinnen nach der Erhöhung des Ausblicks 4,2 Prozent. Der neue Ausblick auf 2022 liege etwa 26 Prozent über dem bisherigen, so die Citigroup. Das adjustierte EBITDA solle auf 24 nach zuvor 19 Milliarden Dollar steigen, der freie Cashflow auf 19 nach 15 Milliarden Dollar. Die Citi-Analysten rechnen daher mit einer Erhöhung der Konsenserwartungen an den Gewinn im mittleren Zehner-Prozentbereich.

Als im erwarteten Rahmen werden die Zahlen von Frankreichs Telefongesellschaft Orange (+1,4%) im Handel bezeichnet. Aktuell liegt die Dividendenrendite über 6 Prozent und ist attraktiv für Income-orientierte Investoren.

Ein enttäuschendes erstes Quartal hat das schwedische Medizintechnikunternehmen Getinge abgeliefert, der Kurs sackt um 14,9 Prozent ab. So weisen die Jefferies-Analysten darauf hin, dass das Umsatzwachstum wie auch die Gewinnspannen unter den Erwartungen ausgefallen seien. Geringere Absatzmengen, insbesondere bei Beatmungsgeräten, sowie Unterbrechungen in den Lieferketten seien ein Grund für die Margenschwäche. Da sich einige Auslieferungen wegen Lieferengpässen ins zweite Quartal verschöben, stehe dies nur für eine Verzögerung.

Im SDAX erholen sich die Aktien der Conti-Abspaltung Vitesco um 1,3 Prozent. Das vorläufige bereinigte EBIT für das erste Quartal 2022 ist Citi zufolge etwa 40 Prozent höher ausgefallen als erwartet.

Für Atoss geht es dagegen um knapp 8 Prozent nach unten. Während die Umsätze den Erwartungen entsprachen, ist die Ergebnisseite unter den Erwartungen von Hauck & Aufhäuser (H&A) geblieben. Das EBIT ist mit 6,01 Millionen Euro zwar nur leicht unter der Schätzung von 6,1 Millionen Euro geblieben, der Gewinn mit 3,55 Millionen Euro aber deutlicher unter der H&A-Schätzung von 4,2 Millionen Euro. Den Ausblick hat der Softwarekonzern bestätigt.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.764,27      +0,2%          6,68         -12,4% 
Stoxx-50                3.663,24      +0,2%          6,47          -4,1% 
DAX                    13.980,04      +0,4%         55,87         -12,0% 
MDAX                   30.219,07      -0,1%        -22,14         -14,0% 
TecDAX                  3.122,01      -0,8%        -24,52         -20,4% 
SDAX                   13.862,32      -0,1%        -20,25         -15,6% 
FTSE                    7.420,17      +0,5%         39,63          -0,1% 
CAC                     6.478,84      +0,5%         29,46          -9,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,82                    -0,02          +1,00 
US-Zehnjahresrendite        2,74                    -0,08          +1,23 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Di, 8:08 Uhr  Mo, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0674      -0,4%        1,0725         1,0715   -6,1% 
EUR/JPY                   135,64      -1,2%        137,17         136,82   +3,6% 
EUR/CHF                   1,0224      -0,5%        1,0284         1,0262   -1,5% 
EUR/GBP                   0,8415      +0,1%        0,8411         0,8428   +0,2% 
USD/JPY                   127,08      -0,8%        127,98         127,69  +10,4% 
GBP/USD                   1,2684      -0,5%        1,2757         1,2715   -6,3% 
USD/CNH (Offshore)        6,5827      +0,2%        6,5626         6,5855   +3,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                39.950,26      -0,7%     40.580,31      39.290,66  -13,6% 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  99,80      98,54         +1,3%           1,26  +36,0% 
Brent/ICE                 103,54     102,32         +1,2%           1,22  +35,2% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.907,80   1.897,93         +0,5%          +9,87   +4,3% 
Silber (Spot)              23,64      23,62         +0,1%          +0,02   +1,4% 
Platin (Spot)             916,60     924,30         -0,8%          -7,70   -5,6% 
Kupfer-Future               4,48       4,46         +0,3%          +0,01   +0,5% 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

April 26, 2022 09:55 ET (13:55 GMT)