Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ist es am Dienstag etwas nach oben gegangen. Der DAX legte um 0,3 Prozent auf 13.232 Punkte zu. Der Euro-Stoxx-50 gewann 0,3 Prozent auf 3.549 Punkte. Gestützt wurde die Stimmung laut Händlern von der Lockerung der chinesischen Corona-Regeln: Die Regierung will Einreisende nun nur noch für zehn Tage statt für drei Wochen in Quarantäne schicken. "Der Markt setzt auf einen Aufschwung in China, der dann auch die deutsche Wirtschaft stützt", so ein Marktteilnehmer.

Andererseits nahm wie bereits am Vortag die Abgabebereitschaft oberhalb von 13.300 Punkten deutlich zu. "Bullen und Bären liefern sich weiterhin ein erbittertes Tauziehen", kommentierte QC Partners das derzeitige Geschehen. Und bei der DZ Bank hieß es, die Talsohle sei noch nicht erreicht. Die Neubewertung im Zuge der Zinswende sei noch nicht abgeschlossen. Zwar seien die Aktienbewertunen seit Jahresbeginn stark gesunken. In Relation zu den stark gestiegenen Anleihenrenditen lägen die Aktienbewertungen aber auf einem Mehrjahreshoch. Zudem seien in der kommenden Berichtssaison zum zweiten Quartal negative Gewinnrevisionen wahrscheinlich. Die Rezessionssorgen seien noch nicht hinlänglich eingepreist.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat unterdessen in Sintra den geldpolitischen Kurs bekräftigt: "Im Einklang mit unserem graduellen Ansatz haben wir angekündigt, unsere drei Leitzinsen auf unserer nächsten Sitzung am 21. Juli um 25 Basispunkte anzuheben", sagte Lagarde und fügte hinzu: "Wir haben aber auch angekündigt, dass wir die Leitzinsen voraussichtlich im September erneut anheben werden und dass wir, wenn die mittelfristigen Inflationsaussichten unverändert sind oder sich verschlechtern, eine größere Anhebung für angemessen halten werden."

Die EZB-Präsidentin sagte aber auch, dass es in den vergangenen Monaten zwar Anzeichen für einen Anstieg der Inflationserwartungen auf über 2 Prozent gegeben habe, dass aber die langfristigen Inflationserwartungen nach einer Reihe von Messgrößen weiter bei rund 2 Prozent lägen.


   Öl-Aktien vorn 

Die China-Hoffnung heizte die Spekulation um eine stärkere Nachfrage nach Rohstoffen an. Der Index der Öl- und Gasaktien stand deshalb mit 2 Prozent Plus klar an der Spitze der europäischen Stoxx-Branchenindizes. Der Index der rohstoffnahen Basic Resources zog um 1,2 Prozent an. Dazwischen schoben sich noch Versorger und Versicherer mit etwa 1,5 Prozent Plus.

Im DAX stiegen MTU um 3,5 Prozent, Porsche um 2,7 Prozent und Conti sowie Munich Re um 2,5 Prozent. Auf der anderen Seite fielen Zalando um 1,9 Prozent. Adidas und Puma verloren bis zu 2,2 Prozent. Der Konkurrent Nike hatte am späten Montag Quartalszahlen vorgelegt, die von gestiegenen Lagerbeständen und Engpässe in der Lieferkette geprägt waren.


   Siemens-Kauf von Brightly kein Kurstreiber 

Nach der Übernahme von Brightly Software in den USA für knapp 1,6 Milliarden Dollar schlossen Siemens unverändert. Siemens ergänzt damit das Digitalisierungs- und Software-Know-how im Bereich Gebäudetechnik. Die Analysten von RBC sprachen von einem logischen Schritt, um den Softwarebereich zu stärken, insbesondere das Software-as-a-Service (SaaS)-Geschäft. Der Einfluss auf den Gewinn sei aber gering.

Philips notierten 1,8 Prozent leichter. Ein Händler sah in einem Zwischenbericht zu den problembehafteten Beatmungsgeräten des Konzerns keinen Befreiungsschlag. Er sprach zwar von "ermutigenden" Ergebnissen einer unabhängigen Untersuchung. Demnach sei das Problem mit dem sich zersetzenden Schaum, der möglicherweise krankheitserregend ist, fast ausschließlich bei Verwendung nicht autorisierter Reinigungsprodukte aufgetaucht. Wie die ING anmerkte, geht Philips in dem Update aber nicht auf den Vorwurf ein, zu spät gehandelt zu haben. Auch dürfte sich die Rückrufaktion noch lange hinziehen.

In Stockholm zogen SAS um knapp 6 Prozent an. Die Aktie der angeschlagenen skandinavischen Fluglinie profitierte von der Nachricht, dass sich der norwegische Staat grundsätzlich bereit erklärt hat, auf die Rückzahlung von Hilfen im Tausch für Unternehmensanteile zu verzichten.

In Mailand erholten sich Saipem um nahezu 70 Prozent nach oben. Der Konzern hat aus Mittelasien neue Aufträge oder Verlängerungen für insgesamt 1,25 Milliarden Dollar bekommen.


   Hugo Boss und K+S mit Analystenempfehlungen sehr fest 

Im MDAX stiegen Hugo Boss um 1,6 Prozent, nachdem die Analysten von Jefferies die Aktie auf "Buy" hochgestuft haben. K+S profitierten mit einem Plus von 4,6 Prozent von einer positiven Einschätzung der DZ Bank. Dagegen brachen Delivery Hero um 7 Prozent ein.

Friedrich Vorwerk Group machten einen Satz um gut 7 Prozent nach oben. Das Unternehmen realisiert einen Teil der Anschlussleitung für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven. Der Auftrag hat ein Volumen im mittleren zweistelligen Millionenbereich.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          3.549,29       +10,41        +0,3%        -17,4% 
Stoxx-50               3.505,42        +7,16        +0,2%         -8,2% 
Stoxx-600                416,19        +1,10        +0,3%        -14,7% 
XETRA-DAX             13.231,82       +45,75        +0,3%        -16,7% 
FTSE-100 London        7.328,21       +69,89        +1,0%         -1,7% 
CAC-40 Paris           6.086,02       +38,71        +0,6%        -14,9% 
AEX Amsterdam            669,01        -1,52        -0,2%        -16,2% 
ATHEX-20 Athen         1.984,14        +6,25        +0,3%         -7,4% 
BEL-20 Bruessel        3.746,07        +7,57        +0,2%        -13,1% 
BUX Budapest          40.481,51      +979,65        +2,5%        -20,2% 
OMXH-25 Helsinki       4.656,63       +28,95        +0,6%        -16,9% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.707,16       -61,46        -2,2%        +33,7% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.649,16       -29,07        -1,7%        -11,5% 
PSI 20 Lissabon        6.054,94      +117,57        +1,9%        +10,8% 
IBEX-35 Madrid         8.317,50       +74,90        +0,9%         -4,6% 
FTSE-MIB Mailand      22.101,23      +172,42        +0,8%        -19,8% 
RTS Moskau             1.465,57       +37,50        +2,6%         -8,2% 
OBX Oslo               1.105,75       +26,56        +2,5%         +3,5% 
PX  Prag               1.293,09       +32,98        +2,6%         -9,3% 
OMXS-30 Stockholm      1.913,14       -11,70        -0,6%        -20,9% 
WIG-20 Warschau        1.739,08       +25,90        +1,5%        -23,3% 
ATX Wien               3.007,55       +13,41        +0,4%        -21,6% 
SMI Zuerich           10.809,57       -97,25        -0,9%        -16,1% 
 
 
DEVISEN               zuletzt       +/- %   Di, 8:18  Mo, 18:40   % YTD 
EUR/USD                1,0537       -0,4%     1,0580     1,0597   -7,3% 
EUR/JPY                143,50       +0,1%     143,37     143,40   +9,6% 
EUR/CHF                1,0076       -0,4%     1,0114     1,0126   -2,9% 
EUR/GBP                0,8636       +0,1%     0,8623     0,8626   +2,8% 
USD/JPY                136,19       +0,5%     135,52     135,32  +18,3% 
GBP/USD                1,2201       -0,5%     1,2271     1,2284   -9,8% 
USD/CNH (Offshore)     6,7060       +0,2%     6,6859     6,6895   +5,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.599,99       -0,9%  20.820,08  20.746,62  -55,4% 
 
ROHOEL                zuletzt   VT-Settl.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex              110,53      109,57      +0,9%       0,96  +53,2% 
Brent/ICE              116,82      115,09      +1,5%       1,73  +54,9% 
GAS                            VT-Schluss               +/- EUR 
Dutch TTF              129,80      129,69      +0,3%       0,34  +52,0% 
 
METALLE               zuletzt      Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.820,79    1.822,60      -0,1%      -1,81   -0,5% 
Silber (Spot)           20,90       21,17      -1,3%      -0,27  -10,3% 
Platin (Spot)          916,45      911,55      +0,5%      +4,90   -5,6% 
Kupfer-Future            3,75        3,76      -0,3%      -0,01  -15,6% 
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June 28, 2022 12:03 ET (16:03 GMT)