FRANKFURT (Dow Jones)--An den europäischen Aktienmärkten ist es auch am Dienstag mit Schwung weiter nach oben gegangen. Der DAX stieg um 3,8 Prozent auf 12.670 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zog sogar um 4,2 Prozent auf 3.483 Punkte an. Der Risk-on-Impuls kam vor allem von den Anleihen. Hoffnungen auf eine bald weniger aggressive Notenbankpolitik ließen die Kurse der Anleihen steigen. Am Terminmarkt wird davon ausgegangen, dass die Inflation im Euroraum im kommenden Jahr bereits wieder deutlich fallen wird, was die Anleihen unterstützte. Die Rendite der Bundesanleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren fiel um zwei Basispunkte auf 1,87 Prozent, am Freitag lag der Wert noch bei 2,20 Prozent. Der Euro legt ebenfalls deutlich zu und notiert mit 0,9964 wieder knapp unterhalb der Parität zum Dollar.

Gestützt wird die Stimmung auch vom weiteren Rückgang der Gaspreise in Europa. Sie sind auf den niedrigsten Stand seit mehr als zwei Monaten gefallen. "Je deutlicher die Gaspreise zurückkommen, desto größer wird die Chance, dass die Rezession vergleichsweise milde ausfällt", so ein Marktteilnehmer. Positiv dürfte sich dies zudem - auch mit Blick auf den Basiseffekt - auf die zukünftige Inflationsentwicklung auswirken.

Eine nachrichtliche Unterstützung für die Erholung am deutschen Aktienmarkt sahen Händler in den überraschend guten VDMA-Auftragseingängen. Überraschend positiv wirke vor allem das Auftragsplus von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr aus dem Ausland, hieß es an der Börse. Zumindest keine negative Überraschung lieferten die Erzeugerpreise aus der Eurozone. Hohe Preise für Energie, Lebensmittel und Rohstoffe haben im August zwar weiter einen starken Druck auf die Erzeugerkosten ausgeübt. So lagen die Erzeugerpreise im Jahresvergleich um 43,3 Prozent höher, damit aber zumindest im Rahmen der Erwartung.


   Alle europäischen Sub-Indizes im Plus 

Die Marktbreite ist positiv: In Europa lagen alle Stoxx-Branchenindizes im Plus. An der Spitze die Aktien aus dem Bereich Reise und Freizeit mit einem Plus von 6,2 Prozent gemessen an ihrem Stoxx-Subindex. Der Index der Technologiewerte stieg um gut 5 Prozent, er reagiert stark auf die Zinsveränderungen, die ihn nun beflügelten. Der Stoxx-Index der Autotitel gewann 3,6 Prozent. Händler verwiesen hier auf die positiven Absatzzahlen aus den USA, so stieg der Absatz im dritten Quartal bei Porsche und bei BMW. Auch VW und Mercedes-Benz dürften zufrieden sein.

Prosieben verloren 1,4 Prozent. Für die Analysten von Citi kommt der Chefwechsel bei Prosieben überraschend. Ein CEO-Wechsel sei nie ein positives Signal für die Anleger, vor allem nicht, wenn er wie in diesem Fall plötzlich und aus heiterem Himmel erfolge. Es gebe jedoch einige Faktoren, die derlei Bedenken dämpften. Rainer Beaujean sei seit drei Jahren im Amt, und sein Nachfolger, Bert Habets, sitze bereits im Aufsichtsrat, was darauf hindeute, dass es sich wahrscheinlich um eine evolutionäre Veränderung der Strategie handele.

Für etwas Verwirrung am Markt sorgten derweil die Pläne von RTL Group, doch an ihrer Beteiligung an Groupe M6 festhalten zu wollen. RTL gaben um 0,4 Prozent nach. Bei M6 (-10,8%) war mit einem Verkauf gerechnet worden. In welcher Richtung sich die Marktkonsolidierung in Europa entwickelt, sei völlig offen und liefere Raum für viele Spekulationen.


   Berichtssaison wirft langen Schatten voraus 

Die Berichtssaison zum dritten Quartal sowie die Ausblicke der Unternehmen dürften den nächsten Impuls für den Aktienmarkt liefern. Hier gab es schon einen ersten Vorgeschmack. Sika (+6%) hat im Vorfeld ihres Kapitalmarkttages die Umsatzprognose für 2022 angehoben. Außerdem bekräftigte der Schweizer Baustoffhersteller, dass er die geplante Übernahme der Mannheimer MBCC-Gruppe weiterhin für strategisch attraktiv hält und davon deutliche Synergiegewinne erwartet. Das Unternehmen rechnet für 2022 nun mit einem währungsbereinigten Umsatzanstieg von mehr als 15 Prozent anstatt deutlich mehr als 10 Prozent. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) soll sich überproportional verbessern. Der Erwerb von MBCC sei signifikant wertsteigernd und dürfte jährliche Synergien von 160 bis 180 Millionen Schweizer Franken generieren.

Für die Aktie von Greggs ging es um gut 10 Prozent nach oben, nachdem die britische Bäckereikette im dritten Quartal den Umsatz um 15 Prozent steigern konnte und den Ausblick bestätigte. Die UBS-Analysten stellen heraus, dass Greggs in Enfield eine neue automatisierte Pizza-Fertigungslinie in Betrieb genommen habe. Damit könne das Wachstum in dem wichtigen Bereich bei niedrigeren Produktionskosten ausgebaut werden.

Um knapp 12 Prozent ging es für die Aktie von Grenke nach oben, nachdem das Unternehmen die Prognose für das Leasingneugeschäft hochgenommen hat.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          3.484,48      +142,31        +4,3%         -18,9% 
Stoxx-50               3.447,07       +99,63        +3,0%          -9,7% 
Stoxx-600                403,03       +12,20        +3,1%         -17,4% 
XETRA-DAX             12.670,48      +461,00        +3,8%         -20,2% 
FTSE-100 London        7.086,46      +177,70        +2,6%          -6,4% 
CAC-40 Paris           6.039,69      +245,54        +4,2%         -15,6% 
AEX Amsterdam            669,59       +23,79        +3,7%         -16,1% 
ATHEX-20 Athen         1.984,25       +49,78        +2,6%          -7,4% 
BEL-20 Bruessel        3.478,72      +103,78        +3,1%         -19,3% 
BUX Budapest          39.911,20     +1490,87        +3,9%         -21,3% 
OMXH-25 Helsinki       4.587,41      +138,50        +3,1%         -21,3% 
ISE NAT. 30 Istanbul   3.789,62       +69,54        +1,9%         +87,1% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.588,37       +37,04        +2,4%         -14,8% 
PSI 20 Lissabon        5.397,74      +128,67        +2,4%          -0,8% 
IBEX-35 Madrid         7.696,60      +234,60        +3,1%         -11,7% 
FTSE-MIB Mailand      21.690,65      +718,08        +3,4%         -23,3% 
RTS Moskau             1.100,14        +8,27        +0,8%         -31,1% 
OBX Oslo               1.059,36       +11,24        +1,1%          -0,9% 
PX  Prag               1.177,35       +56,78        +5,1%         -17,4% 
OMXS-30 Stockholm      1.909,64       +70,13        +3,8%         -21,1% 
WIG-20 Warschau        1.449,81       +62,85        +4,5%         -36,0% 
ATX Wien               2.814,34       +96,28        +3,5%         -29,0% 
SMI Zuerich           10.590,92      +300,21        +2,9%         -17,7% 
* zu Vortagsschluss 
 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Di, 8:16  Mo, 17:15    % YTD 
EUR/USD                0,9982        +1,6%     0,9857     0,9836   -12,2% 
EUR/JPY                143,98        +1,3%     142,72     141,86   +10,0% 
EUR/CHF                0,9784        +0,4%     0,9762     1,0096    -5,7% 
EUR/GBP                0,8719        +0,5%     0,8677     0,8684    +3,8% 
USD/JPY                144,26        -0,2%     144,80     144,23   +25,3% 
GBP/USD                1,1448        +1,1%     1,1357     1,1327   -15,4% 
USD/CNH (Offshore)     7,0420        -0,9%     7,0573     7,0931   +10,8% 
Bitcoin 
BTC/USD             20.110,94        +2,9%  19.637,59  19.445,26   -56,5% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               86,79        83,63      +3,8%      +3,16   +23,3% 
Brent/ICE               91,96        88,86      +3,5%      +3,10   +25,0% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF              173,90       169,91      +2,3%      +3,98  +160,3% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          1.725,75     1.699,85      +1,5%     +25,90    -5,7% 
Silber (Spot)           21,15        20,78      +1,8%      +0,37    -9,3% 
Platin (Spot)          935,75       904,70      +3,4%     +31,05    -3,6% 
Kupfer-Future            3,54         3,46      +2,5%      +0,09   -20,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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October 04, 2022 12:07 ET (16:07 GMT)