Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones) Der August beginnt, wie der Juli geendet hat: Die europäischen Aktienmärkte drehen am Montag im Handelsverlauf ins Plus. Der DAX steigt am Mittag um ein halbes Prozent auf 13.547 Punkte und notiert auf dem höchsten Stand seit dem 15. Juni. Der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,4 Prozent auf 3.723 Punkte an. "Trotz einer ganzen Reihe solch schlechter Konjunkturdaten, aber auch zahlreicher Gewinn- und Umsatzwarnungen aus den Unternehmen steigen die Kurse am Aktienmarkt", so Jochen Stanzl von CMC Markets. Die Indizes bildeten trotz oder gerade wegen der schlechten Stimmung aus charttechnischer Sicht Böden aus, sagt er und ergänzt: "Damit könnte die aktuelle Rally auch noch ein ganzes Stück weitergehen."

Die Charttechniker der HSBC interpretieren die Kursentwicklung seit Mitte Juni als Bodenformation. Rein rechnerisch ergebe sich aus der Höhe der unteren Umkehrformation ein kalkulatorisches Anschlusspotential von 1.000 Punkten. Auf dem Weg zum Ausschöpfen dieses Kurspotentials sei die Chart-Lücke bei 13.649 bis 13.750 Punkten ein erstes Etappenziel.

Mit dem Start in den August ist Europa nun allerdings auch in den Sommerferien angekommen. Bei dünnen Umsätzen könnten die Aktienmärkte deshalb noch schwankungsanfälliger oder volatiler werden. Die Marktteilnehmer aus der Schweiz haben dank eines Feiertages ein verlängertes Wochenende, die Börse in Zürich bleibt am Montag geschlossen. Damit fehlen vor allem im Pharma-Sektor die Kursvorgaben wichtiger Unternehmen. Klare Gewinner sind die Banken nach guten Zahlen von HSBC, der Sektor steigt um 1,7 Prozent. Der Index der Auto-Aktien folgt mit einem Plus von 1,1 Prozent. Auf der Verliererseite stechen die Bautitel mit einem Minus von 0,6 Prozent heraus.


   China und Einzelhandelsdaten abgestreift 

Abgestreift hat der Gesamtmarkt schwache Einkaufmanager-Indizes aus China und sehr schwache Einzelhandelsdaten aus Deutschland. In China haben Pekings strenge Covid-19-Beschränkungen die Hoffnung auf eine robuste wirtschaftliche Wiederbelebung getrübt. Auch das Einzelhandels-Minus in Deutschland von real 8,8 Prozent im Juli gilt angesichts der Diskussion um die Weitergabe der hohen Gaspreise an die Kunden nicht als wirkliche Überraschung: "Nun wird natürlich erst einmal wieder gespart", so ein Marktteilnehmer. Lediglich ausgewählte Einzelwerte leiden etwas: Im DAX fallen Zalando um 1,4 Prozent. Im SDAX geben Ceconomy 2 Prozent ab. Auf der anderen Seite gehören Konsumtitel auch zu den größten DAX-Gewinnern: So steigen Puma um 2,7 Prozent, Adidas und Hellofresh ziehen um je 1,7 Prozent an.


   Prognosesenkungen von Covestro und Varta 

Covestro fallen um 0,7 Prozent nach einer erneut gesenkten Prognose am Freitagabend. Als Grund wurden unter anderem die steigenden Energiekosten genannt. Der neue Ausblick auf 2022 bedeutet den Citi-Analysten zufolge eine Kürzung der aktuellen Prognosen um 16 Prozent, der Ausblick für das dritte Quartal liege mit 36 Prozent noch deutlicher unterhalb des Konsens.

Varta brechen hingegen um über 8 Prozent ein. Auch hier fällt die neue Jahresprognose für Gewinn und Umsatz schwächer als erwartet aus. Als Grund wurden neben der Kosteninflation auch verzögerte Projekte genannt. Die Erwartung an das EBITDA für das Gesamtjahr wurde über 20 Prozent gesenkt.

Lufthansa halten sich trotz Streikabstimmung 0,3 Prozent im Plus. "Mit dem Streikthema ist ein neuer Belastungsfaktor aufgetaucht", sagt ein Händler. Nach dem Streik des Bodenpersonals vom Mittwoch hat sich am Sonntag die Pilotengewerkschaft VC ebenfalls in einer Urabstimmung für streikbereit erklärt. Damit könne es nun auch kurzfristig zu Streiks kommen, wenn es auch aktuell keine Termine gibt.

Dermapharm legen um 3,8 Prozent zu trotz der geplanten Übernahme der französischen Arkopharma. Damit lege das Unternehmen den Grundstein für weiteres Wachstum auch im Hinblick mit den fehlenden Impfstoffumsätzen aus der Vereinbarung mit Biontech.

Gut wird auch die erhöhte Umsatzprognose von Stabilus aufgenommen, die Aktien steigen 2,7 Prozent. Dank eines starken Verlaufs im fiskalisch dritten Quartal wird man hier optimistischer für das Jahr. Auch die EBIT-Marge konnte trotz des globalen Kostenanstiegs erhöht werden.


   HSBC und Pearson positiv 

Positiv kommen die Zahlen von HSBC an. Die Aktien legen in London um 6,2 Prozent zu. Auch diese Bank konnte wie die meisten aus dem Sektor mit guten Daten überzeugen. Hier sprang der Gewinn im zweiten Quartal um 62 Prozent an.

Für die Aktie von Pearson geht es am Vormittag um fast 10 Prozent nach oben. Umsatz wie auch Ertrag profitierten von strategischen wie operativen Fortschritten. Die Analysten der Citi stufen das Ergebnis als "stark" ein, die Kosteneinsparungen sollten sich in den kommenden Jahren und Quartalen positiv auf die Marge auswirken.


  OMV schlägt Erwartungen - Kurs erholt 

Als solide stufen Analysten die Zahlen des österreichischen Energiekonzerns OMV (+1,8%) ein. Das bereinigte Betriebsergebnis habe 5 Prozent über dem Konsens gelegen, heißt es bei Berenberg. Den größten Anteil daran habe das Downstream-Geschäft geliefert. Der Verschuldungsgrad wurde auf Grund des operativen Cashflow sowie der Desinvestments auf 12 Prozent gesenkt. Das Russland-Risiko mit der Ungewissheit über die Lieferung russischen Gases sowie einer möglichen Haftung bleibe bestehen. Der Rückgang des Aktienkurses um 20 Prozent innerhalb der letzten drei Monate dürfte diesem Risiko geschuldet sein.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.722,26       +0,4%         14,16         -13,4% 
Stoxx-50                3.672,29       +0,3%          9,79          -3,8% 
DAX                    13.536,58       +0,4%         52,53         -14,8% 
MDAX                   27.516,13       +0,6%        151,56         -21,7% 
TecDAX                  3.139,01       +0,4%         13,67         -19,9% 
SDAX                   12.897,86       +0,7%         86,37         -21,4% 
FTSE                    7.451,69       +0,4%         28,26          +0,5% 
CAC                     6.470,45       +0,3%         21,95          -9,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                   absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,83                     +0,02          +1,01 
US-Zehnjahresrendite        2,66                     +0,02          +1,15 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %  Mo, 8:11 Uhr  Fr, 17:25 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0256       +0,3%        1,0220         1,0126    -9,8% 
EUR/JPY                   135,46       -0,5%        135,51         138,32    +3,5% 
EUR/CHF                   0,9732       +0,0%        0,9720         0,9753    -6,2% 
EUR/GBP                   0,8372       -0,3%        0,8390         0,8421    -0,4% 
USD/JPY                   132,07       -0,9%        132,57         136,60   +14,7% 
GBP/USD                   1,2252       +0,6%        1,2185         1,2024    -9,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,7616       +0,2%        6,7655         6,7691    +6,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                23.260,34       -1,3%     23.337,79      20.837,45   -49,7% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  96,93       98,62         -1,7%          -1,69   +35,5% 
Brent/ICE                 102,59      103,97         -1,3%          -1,38   +37,7% 
GAS                               VT-Schluss                      +/- EUR 
Dutch TTF                 198,30      195,00         +3,9%           7,39  +221,9% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.773,51    1.766,20         +0,4%          +7,32    -3,1% 
Silber (Spot)              20,44       20,35         +0,4%          +0,08   -12,3% 
Platin (Spot)             911,50      898,97         +1,4%         +12,53    -6,1% 
Kupfer-Future               3,58        3,58         -0,1%          -0,00   -19,4% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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August 01, 2022 06:32 ET (10:32 GMT)