Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter aufwärts geht es am Mittwochnachmittag mit den Kursen an den europäischen Aktienmärkten. Der DAX steigt um 0,5 Prozent auf 15.268 Punkte und markiert zeitweise die höchsten Stände seit zehn Tagen, der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,6 Prozent auf 4.206 Punkte an. Nachdem die Entspannung in der Banken-Krise zur Auflösung von Absicherungen geführt hat, steht nun die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank am Abend im Blick. Damit kommt es zu einem Favoritenwechsel: Vorne liegen nicht mehr die Banken und Zykliker, sondern die defensiven oder konjunkturunabhängigen Nahrungsmittel- und Getränkekonzerne und die Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs. Dagegen geben die rohstoffnahen Basic Resources leicht nach. Insgesamt gehen die Umsätze deutlich zurück.

Die terminmarktorientierten Käufe bei den Banken sind weitgehend abgeebbt: "Vermutlich sind die Positionen nun der neuen Entwicklung angepasst worden", so ein Marktteilnehmer, der meint, das Anschlusspotenzial auf der Oberseite könnte nun erst einmal nahezu erschöpft sein.

Von der US-Notenbank wird mit 89-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte erwartet. Weil die Zentralbank vor einem Spagat zwischen Inflationsbekämpfung und Bankenkrise steht, gibt es dennoch auch Stimmen, die es für möglich halten, dass es bereits jetzt zu einer Zinspause kommt. Händler warnen aber davor, dass dies als Hinweis auf bislang unentdeckte und tiefere Probleme im Bankensektor interpretiert werden könnte.


   Kalte Dusche aus Großbritannien 

Sorgen macht einigen Marktteilnehmern allerdings, dass das Thema "Inflation" möglicherweise unterschätzt wird. Wie eine kalte Dusche wirken daher neue Verbraucherpreise aus Großbritannien. Sie zogen im Februar deutlich stärker als befürchtet an. Die Kernrate lag bei 6,2 Prozent zum Vorjahr an, Volkswirte hatten nur mit 5,7 Prozent gerechnet. Dies könnte sich für die Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) am Donnerstag zum Zünglein an der Waage entwickeln und den Ausschlag für eine Zinserhöhung geben. Der FTSE-Index in London notiert nun aber auch freundlich: Er steigt um 0,6 Prozent.

Bundesbank-Präsident und EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel sagte derweil der Financial Times, dass die EZB ihre Zinsen trotz der Turbulenzen im Bankensystem weiter anheben müsse.

Am Anleihemarkt geben die Kurse nach dem kräftigen Rücksetzer vom Vortag weiter nach, die Renditen steigen also. Neben den Preisdaten aus Großbritannien und den Nagel-Aussagen belastet, dass Zinspapiere zunächst als sicherer Hafen nicht mehr so gesucht sind wie zuletzt.

Im DAX steigen Zalando um 2,5 Prozent, nachdem sie von Exane BNP auf "Outperform" erhöht wurden. Auch Covestro (+3,1%) profitieren von Hochstufung, und zwar durch Baader von "Reduce" auf "Buy". Die Aktien der Porsche AG klettern um 1,6 Prozent und Siemens um 1,9 Prozent. Der Siemens-Finanzchef hat sich zuversichtlich für das zweite Quartal geäußert. Infineon gewinnen 1,4 Prozent, im SDAX steigen Elmos Semiconductor (+4,2%) auf neue Allzeithochs: "Der Superzyklus bei den Chips sollte erst begonnen haben", so ein Marktteilnehmer dazu.


   Deutsche Telekom und Vonovia mit Abgaben -Immo-Aktien brechen ein 

Dagegen geben Deutsche Telekom und Vonovia nach. Bei Deutsche Telekom (-0,6%) belastet ein Handelsblatt-Bericht, wonach 2019 mit der chinesischen Huawei ein Pakt geschlossen wurde, der US-Sanktionen umgangen haben könnte. Das Ziel der Vereinbarung sei es gewesen, "ein potenzielles Versorgungsrisiko in Bezug auf Huawei-Produkte zu verhindern, die Komponenten aus den USA enthalten". Seitens der USA dürfte das nicht gern gesehen werden, so Marktbeobachter.

Größter DAX-Verlierer sind Vonovia, die um 4,5 Prozent einknicken nach zwei negativen Analystenstimmen. Metzler hat das Kursziel deutlich gesenkt und Morgan Stanley die Aktie auf "Untergewichten" gesenkt. Auch in der zweiten Reihe stehen die Immobilienwerte wieder unter Druck. Analysten sehen Kapitalbedarf in der Branche. Aroundtown fallen um 9,5 Prozent auf neue Allzeittiefs: Sie könnten der nächste sein, der die Dividende ausfallen lässt, wird am Markt gemutmaßt.

Adidas können nicht von guten Zahlen des Wettbewerbers Nike profitieren und geben 1,8 Prozent ab. Grund sei der Druck auf die Marge, heißt es im Handel. Die Analysten der RBC haben die Nike-Umsatzerwartungen für das laufende Jahr nach oben angepasst, die Prognose für die Marge aber leicht reduziert.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.206,02        +0,6%       24,42     +10,9% 
Stoxx-50                3.845,95        +0,8%       29,69      +5,3% 
DAX                    15.267,58        +0,5%       72,24      +9,7% 
MDAX                   26.931,91        -0,3%      -86,80      +7,2% 
TecDAX                  3.236,58        -0,0%       -1,51     +10,8% 
SDAX                   12.906,86        -0,6%      -78,75      +8,2% 
FTSE                    7.580,11        +0,6%       43,89      +1,1% 
CAC                     7.148,63        +0,5%       35,72     +10,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,36                    +0,07      -0,21 
US-Zehnjahresrendite        3,60                    -0,01      -0,28 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mi, 8:16  Di, 17:34   % YTD 
EUR/USD                   1,0792        +0,2%      1,0766     1,0771   +0,8% 
EUR/JPY                   143,03        +0,3%      142,61     142,46   +1,9% 
EUR/CHF                   0,9957        +0,3%      0,9937     0,9928   +0,6% 
EUR/GBP                   0,8816        +0,0%      0,8778     0,8834   -0,4% 
USD/JPY                   132,52        +0,1%      132,47     132,27   +1,1% 
GBP/USD                   1,2242        +0,2%      1,2261     1,2192   +1,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,8800        +0,0%      6,8889     6,8833   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.725,13        +2,3%   28.274,29  28.216,28  +73,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  70,19        69,67       +0,7%      +0,52  -12,8% 
Brent/ICE                  75,87        75,32       +0,7%      +0,55  -11,1% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  40,25        42,40       -5,1%      -2,15  -45,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.949,33     1.941,24       +0,4%      +8,09   +6,9% 
Silber (Spot)              22,59        22,38       +0,9%      +0,21   -5,8% 
Platin (Spot)             990,10       975,70       +1,5%     +14,40   -7,3% 
Kupfer-Future               4,05         3,99       +1,3%      +0,05   +6,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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March 22, 2023 11:13 ET (15:13 GMT)