Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Börsen streifen ihre Schwäche vom Vormittag ab und drehen am Nachmittag deutlich ins Plus. Der DAX steigt um 1,0 Prozent auf 13.083 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zieht in gleichem Maß auf 3.545 Punkte an. Allerdings sind die Umsätze sehr niedrig, Marktteilnehmer sprechen von einem abwartenden Handel. Einerseits verläuft die Berichtssaison bisher vergleichsweise gut und die Bewertungen sind deutlich zurückgekommen, andererseits führt die Gaskrise besonders in Deutschland zu hoher Nervosität am Markt. Und schließlich warten die Marktteilnehmer auch noch auf die Europäische Zentralbank, die am Donnerstag vermutlich erstmals seit elf Jahren die Leitzinsen erhöhen wird. Dabei nehmen die Spekulationen um einen vergleichsweise großen Zinsschritt um 50 Basispunkte wieder zu. Davon profitiert der Euro, der sich mit 1,0250 Euro nun auch wieder deutlich von der Parität löst.

Auch die Entwicklung von Apple wird nun deutlich entspannter gesehen als noch am Morgen. Zwar bereitet sich Apple offenbar auf einen möglichen Wirtschaftsabschwung vor. Der iPhone-Hersteller wolle in unsicheren Zeiten vorsichtiger agieren, berichtet die Agentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen. Allerdings bläst Apple auch der starke Dollar als Gegenwind ins Gesicht. Der europäische Techniksektor notiert nun knapp behauptet, nachdem er am Vormittag zeitweise deutlich nachgegeben hatte.


   Banken auf der Gewinnerseite - Vorschusslorbeeren für die EZB 

Auf der Gewinnerseite ganz oben stehen die Banken, ihr Stoxx-Branchenindex steigt um 1,8 Prozent. Besonders Peripherie-Banken steigen stark, so Caixa, Sabadell, Bankinter und Unicredit, die alle mindestens 4 Prozent gewinnen. "Da bekommt das neue Bond-Tool der EZB gegen ein Auseinanderlaufen der Anleihenrenditen wohl Vorschusslorbeeren", so ein Marktteilnehmer. Daneben wäre ein mäßiger Zinsschritt gut für die ganze Branche, meint er. Auch Commerzbank stehen mit einem Plus von 4,4 Prozent auf der Gewinnerseite.

Auch die Autotitel liegen gut im Markt, ihr Stoxx-Branchenindex steigt um 1,2 Prozent. Kleinere Anschlusskäufe treiben VW um 2,2 Prozent auf 138,90 Euro. Händler verweisen auf die positiven Porsche-Renditeziele vom Montagnachmittag. Zudem sollten sich die Lieferkettenprobleme nun weiter entspannen. Die Umsätze sind allerdings sehr niedrig. Ein gutes zweites Quartal bestätigen die Jefferies-Analysten dem schwedischen Nutzfahrzeughersteller Volvo. Etwas verhaltener lese sich zwar der Ausblick, in dem auf die makroökonomischen Unsicherheiten verwiesen werde und erforderliche Flexibilität, sollte sich die Nachfrage verschlechtern. Der Kurs hat trotzdem deutlich ins Plus gedreht und steigt um 2,8 Prozent.

Daneben setzen Marktteilnehmer weiter auf konjunkturunabhängige Aktien, hier gewinnt der Index der Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs 1,4 Prozent. Burberry steigen um 3,2 Prozent, Adidas um 3,1 Prozent und Hugo Boss um 2,1 Prozent.

Bei den Pharmawerten ziehen Novartis um 1,2 Prozent an. Die Quartalszahlen von Novartis sind laut einem Teilnehmer "in line" ausgefallen. Der Umsatz liege leicht unterhalb seiner Erwartung, die Ertragsseite habe dagegen leicht positiv überrascht. Leicht positiv sei ferner, dass der Ausblick für die Tochter Sandoz etwas nach oben genommen worden sei. Haleon geben dagegen nach dem bereits enttäuschenden Börsendebüt vom Wochenauftakt um 2,1 Prozent nach.


   EDF plus 15 Prozent - Verstaatlichung geplant 

In Paris haussieren EDF nach tagelanger Aussetzung um knapp 15 Prozent auf 11,74 Euro. Der französische Staat plant ein Übernahmeangebot für rund 12 Euro. Die Aktien des Stromversorgers sollen danach vom Markt genommen werden. Sie hatten am 12. Juli bei 10,22 Euro geschlossen, ehe sie vom Handel ausgesetzt wurden. Im Fahrwasser von EDF erholen sich Eon um 2,5 Prozent und RWE um 2,3 Prozent.

Der französische Bahntechnikkonzern Alstom hat im ersten Geschäftsquartal zwar mehr umgesetzt, zugleich aber den konjunkturellen Gegenwind durch rückläufige Aufträge zu spüren bekommen. Der Kurs fällt um 6,2 Prozent, zumal Alstom von einem komplexeren makroökonomischen Umfeld spricht und die Inflation die Rentabilität belasten dürfte.

Für Bilfinger geht es um 13 Prozent abwärts, nachdem die Bank of America das Papier von "Buy" auf "Underperform" drastisch abgestuft hat. Der Kurs des Industriekameraherstellers Basler knickt um knapp zwei Drittel ein. Das ist aber nur der Ausgabe von Gratisaktien geschuldet. Statt einer finden die Basler-Aktionäre nun drei Aktien in ihren Depots.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.545,25       +1,0%       33,39     -17,5% 
Stoxx-50                3.541,78       +0,7%       24,19      -7,3% 
DAX                    13.083,39       +1,0%      123,58     -17,6% 
MDAX                   26.118,62       +0,8%      197,39     -25,6% 
TecDAX                  2.932,23       +0,2%        6,93     -25,2% 
SDAX                   12.242,51       +0,2%       23,45     -25,4% 
FTSE                    7.270,05       +0,6%       46,81      -2,2% 
CAC                     6.141,98       +0,8%       50,07     -14,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,23                   +0,02      +1,41 
US-Zehnjahresrendite        2,98                   -0,01      +1,47 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Di, 8:31  Mo, 17:25   % YTD 
EUR/USD                   1,0234       +0,9%      1,0158     1,0169  -10,0% 
EUR/JPY                   140,81       +0,5%      140,09     140,51   +7,6% 
EUR/CHF                   0,9900       -0,1%      0,9908     0,9930   -4,6% 
EUR/GBP                   0,8519       +0,4%      0,8481     0,8476   +1,4% 
USD/JPY                   137,60       -0,4%      138,01     138,18  +19,5% 
GBP/USD                   1,2013       +0,5%      1,1975     1,1996  -11,2% 
USD/CNH (Offshore)        6,7483       -0,2%      6,7526     6,7530   +6,2% 
Bitcoin 
BTC/USD                22.154,06       +2,3%   22.088,14  22.247,30  -52,1% 
 
ROHOEL                   zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 101,45      102,60       -1,1%      -1,15  +40,6% 
Brent/ICE                 105,20      106,27       -1,0%      -1,07  +40,4% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 161,08      159,60       +2,4%       3,82  +41,5% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.712,27    1.709,37       +0,2%      +2,90   -6,4% 
Silber (Spot)              18,81       18,70       +0,6%      +0,11  -19,3% 
Platin (Spot)             883,95      866,43       +2,0%     +17,52   -8,9% 
Kupfer-Future               3,29        3,35       -1,8%      -0,06  -26,0% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

July 19, 2022 10:09 ET (14:09 GMT)