FRANKFURT (Dow Jones)--Der Verkaufsdruck an Europas Börsen hat sich bis Freitagmittag zumindest nicht weiter erhöht. Vielmehr sind erste Stabilisierungsansätze bei grundsätzlich anhaltendem Abgabedruck auszumachen. Hauptthema bleibt die Unsicherheit um die neue in Südafrika aufgetretene Corona-Virus-Variante B.1.1.529. Diese treibt die Akteure an den Aktienmärkten zum Wochenausklang in Scharen auf die Verkäuferseite und sorgt für Kauflaune auf der Anleiheseite.

Der DAX sackt um 2,8 Prozent ab auf 15.471 Punkte, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 3,2 Prozent auf 4.155 Punkte nach unten. Der Bund-Future macht einen kräftigen Satz nach oben, am Anleihemarkt fallen die Renditen also entsprechend kräftig. Die Ölpreise fallen massiv um mehr als 6 Prozent. Gefragt ist Gold.

Die Virus-Variante weist laut Experten eine "sehr hohe Anzahl von Mutationen auf" und gibt "Anlass zur Sorge". Ob die vorhandenen Impfstoffe dagegen wirksam sind, ist unklar. Länder wie Großbritannien und Deutschland haben den Flugverkehr nach Südafrika und in andere afrikanische Staaten eingeschränkt und die WHO will auf einer Expertentagung erörtern, ob der neue Stamm zu einer "besorgniserregenden Variante" erklärt werden soll.

"Die neue Mutation verändert die Risiko-Bewertung der Pandemie auf dem Parkett", so Thomas Altmann, Portfoliostratege bei QC Partner. Sollte diese Variante tatsächlich ansteckender und immuner gegen Impfstoffe sein, dann blieben zur Bekämpfung einzig und allein massive Einschränkungen. Das wäre Gift für Wirtschaftswachstum und Unternehmensgewinne.


   Reise- und Freizeitwerte leiden 

Risikoverringerung ist in diesem Umfeld die Devise am Aktienmarkt. Verkauft werden Aktien aus Branchen, die mutmaßlich als erste und am stärksten von einer erneuten Corona-Welle in Mitleidenschaft gezogen würden. Der Sektor der Reise- und Freizeitaktien bricht um 5,7 Prozent ein. Unter den Einzelwerten fallen IAG 12 Prozent, Lufthansa 10 Prozent, Fraport 9,6 Prozent und Easyjet um 10 Prozent. Carnival knicken um 13,5 Prozent ein. Airbus verbilligen sich um 9,5 Prozent.

Ölwerte brechen um 4,5 Prozent ein, weil die Nachfrage nach Öl unter einem erneuten Herunterfahren der Wirtschaft leiden würde. Aber auch Bankaktien (-5,1%) werden abverkauft. Hier kommt zusätzlich als Belastungsfaktor zu den Konjunktursorgen hinzu, dass die Marktzinsen wieder stark sinken, was die Margen im Kreditgeschäft schmälert.

Klar besser als der breite Markt schneiden wie schon in früheren Corona-Wellen sogenannte "Stay-at-home-Aktien" ab. Hier legen zum Beispiel in Deutschland Hellofresh um 3,4 Prozent zu, Delivery Hero steigen um 2,3 Prozent. Deutliche Gewinne weisen auch Werte wie PostNL, Sartorius, die Versandapotheken Zur Rose und Shop Apotheke oder Teamviewer auf. Zalando gewinnen 1,9 Prozent.


   Software verkauft sich vielleicht 

Unternehmensmeldungen mit potenziell kursbewegendem Inhalt gibt es zwar auch, sie werden aber durch die allgemeine Stimmungslage überlagert. Software AG schnellen um 8,2 Prozent nach oben. Auslöser ist ein Bloomberg-Bericht, wonach das Unternehmen verschiedene strategische Optionen prüfen soll, darunter auch den eigenen Verkauf.

Für Medios geht es gegen um 1 Prozent nach oben. Positiv werten Analysten die am Vortag gemeldete Übernahme. Medios erwirbt NewCo Pharma, ein nationales Netzwerk mit fünf regionalen Herstellbetrieben. Es konzentriert sich auf die Herstellung patientenindividueller Infusionslösungen im Auftrag von spezialisierten Apotheken. Für die Warburg-Analysten ist der Zukauf strategisch sinnvoll und wertschöpfend.

K+S (-4,8%) hat Entwarnung gegeben und muss keine Wertanpassungen aus der Bilanzprüfung der Finanzaufsicht befürchten. Allerdings gibt es laut Behörde "wesentliche Punkte" im Konzernabschluss 2019, die nicht angemessen berichtet wurden.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.150,27      -3,3%     -142,97     +16,8% 
Stoxx-50                3.647,36      -2,7%     -101,60     +17,3% 
DAX                    15.458,65      -2,9%     -459,33     +12,7% 
MDAX                   34.211,85      -2,3%     -800,16     +11,1% 
TecDAX                  3.869,27      -0,0%       -1,00     +20,4% 
SDAX                   16.485,31      -1,6%     -266,84     +11,7% 
FTSE                    7.104,23      -2,8%     -206,14     +13,2% 
CAC                     6.817,77      -3,6%     -258,10     +22,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite      -0,32                  -0,07      +0,25 
US-Zehnjahresrendite        1,52                  -0,12      +0,60 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Fr, 7:56  Do, 17:24   % YTD 
EUR/USD                   1,1280      +0,6%      1,1230     1,1212   -7,7% 
EUR/JPY                   128,45      -0,6%      128,70     129,32   +1,9% 
EUR/CHF                   1,0441      -0,5%      1,0457     1,0492   -3,4% 
EUR/GBP                   0,8462      +0,6%      0,8439     0,8416   -5,3% 
USD/JPY                   113,88      -1,3%      114,59     115,35  +10,3% 
GBP/USD                   1,3331      +0,1%      1,3307     1,3322   -2,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,3919      +0,0%      6,3929     6,3868   -1,7% 
Bitcoin 
BTC/USD                53.916,51      -8,5%   57.689,76  59.208,26  +85,6% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  73,39      78,39       -6,4%      -5,00  +54,5% 
Brent/ICE                  77,42      82,22       -5,8%      -4,80  +62,5% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.811,98   1.788,92       +1,3%     +23,06   -4,5% 
Silber (Spot)              23,63      23,58       +0,2%      +0,06  -10,5% 
Platin (Spot)             991,66     998,76       -0,7%      -7,10   -7,4% 
Kupfer-Future               4,30       4,44       -3,5%      -0,16  +22,1% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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November 26, 2021 07:02 ET (12:02 GMT)