FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen reagieren am Mittwochnachmittag volatil auf die Bekanntgabe der US-Verbraucherpreise. Diese sind im April um 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen und damit stärker als die erwarteten 8,1 Prozent, gaben jedoch gegenüber der März-Lesung von 8,5 Prozent leicht nach. Die Aktienmärkte reagierten zunächst mit Abschlägen auf die Daten, erholten sich dann aber wieder.

Grundsätzlich kann laut der NordLB nicht von einer fundamentalen Wende an der Inflationsfront gesprochen werden. Dennoch halten es die Analysten für möglich, dass die Inflation bis Ende des Jahres leicht unter 5 Prozent fallen könne. Der DAX legt um 1,4 Prozent auf 13.729 Punkte zu, der Euro-stoxx-50 um 1,7 Prozent auf 3.616 Zähler.


   Bayer mit Glyphosat-Streit im Fokus 

Unter den Einzelwerten steht Bayer im Fokus. Für die Aktie geht es um 8,8 Prozent nach unten. Grund ist, dass die US-Generalstaatsanwältin Elizabeth Prelogarder einen Schriftsatz eingereicht hat, in dem sie die Auffassung des Justizministeriums zur Berufung von Bayer im Glyphosat-Fall Hardeman darlegt und den Klägern Recht gibt. Was ein positives Endergebnis für Bayer betreffe, so sinke damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Oberste Gerichtshof den Fall anhöre und anschließend zu Bayers Gunsten entscheide, kommentiert Jefferies. Der US-Supreme Court gilt als unternehmensfreundlich.

Allianz ziehen dagegen deutlich um 4,7 Prozent an. "Der Markt setzt auf einen Schlussstrich bei den Entschädigungszahlungen in den USA", so ein Händler. Der Versicherer hat mitgeteilt, weitere 1,9 Milliarden Euro zurückzustellen, 3,7 Milliarden hatte er schon vorher auf die Seite gelegt. Hintergrund ist, dass Fonds von Allianz Global Investors ("Structured Alpha") 2020 massive Verluste eingefahren hatten, woraufhin mehrere Anleger geklagt hatten. Zudem schalteten sich die US-Börsenaufsicht und das Justizministerium ein. "Positiv ist, dass die Dividendenpolitik davon nicht berührt ist", so ein Händler. Auch die Geschäftszahlen zum ersten Quartal fielen positiv aus, der operative Gewinn liege knapp 7 Prozent über den Erwartungen.

Der Energieversorger Eon (+3,6%) hat im ersten Quartal operativ weniger verdient und einen niedrigeren bereinigten Gewinn erzielt. Belastet wurde das Ergebnis von hohen Energiepreisen und einem schwierigen Marktumfeld. Dies war aber so erwartet worden. Die Analysten von Citi zeigen sich überrascht vom Ausmaß der Prognosesenkung bei Siemens Energy, die Aktie gibt um 3,4 Prozent nach.

Thyssenkrupp (+13,5%) hat nach starken preisbedingten Gewinnzuwächsen im Stahlgeschäft und im Werkstoffhandel die Prognose teilweise angehoben und rechnet nun mit einem bereinigten operativen Gewinn von mindestens 2 Milliarden statt bisher 1,5 bis 1,8 Milliarden Euro. Zugleich soll der Umsatz um mindestens 10 Prozent wachsen und nicht nur um rund 5 Prozent.

Evotec ist zu Jahresbeginn in allen Geschäftsbereichen gewachsen. Investitionen in die Kapazitäten an allen Standorten sowie gestiegene Aufwendungen für die unverpartnerte Forschung und Entwicklung führten jedoch zu einem Rückgang des operativen Gewinns, die Aktie fällt um 11,8 Prozent. Sie hatte am Vortag einen Satz um 14 Prozent gemacht, befeuert von der Ausweitung der Kooperation mit Bristol Myers.

K+S geben trotz leicht besser als erwartet ausgefallener Geschäftszahlen um 4,4 Prozent nach. Der Kurs hat sich seit Jahresbeginn aber bereits fast verdoppelt. Für die Citi-Analysten ist im Kurs schon alles Positive eingepreist. Zudem dürfte der Kalipreis längerfristig wieder fallen.

Corestate brechen nach dem Kursrutsch vom Vortag um weitere 35 Prozent ein. Der Immobilien-Investmentmanager hatte am Montag nach Börsenschluss mitgeteilt, neue Wege zu prüfen, um eine Wandelschuldverschreibung (fällig November 2022) und eine Anleihe (fällig April 2023) refinanzieren zu können. Außerdem warnte Corestate wegen eines rückläufigen Transaktionsgeschäfts und Zurückhaltung bei den Kunden. Dazu könne die Unsicherheit aufgrund der laufenden Refinanzierung negative Folgen für das Neugeschäft haben, so dass die geplanten Finanzziele für 2022 wahrscheinlich nicht erreicht würden. Das Unternehmen zog daher die Prognose für 2022 zurück.


   Roche von Entwicklungsfehlschlag belastet 

Roche notieren sehr schwach. Der Kurs fällt um 6,1 Prozent, weil ein Krebsmedikament den primären Endpunkt verpasst hat. Dieses sei als möglicher "Katalysator" für den Konzern gesehen worden, verbunden mit großen Hoffnungen. "Nun muss es aus dem Wert der Pipeline herausgerechnet werden", so ein Marktteilnehmer.

Ahold Delhaize verlieren 6,1 Prozent. "Die Zahlen liegen im Rahmen der Erwartungen, der Ausblick belastet aber", meint ein Händler. Der niederländisch-belgische Supermarktbetreiber stelle die Risiken der Inflation und speziell der höheren Einkaufskosten sowie der Lieferkettenproblematik heraus.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.615,67      +1,7%       60,87     -15,9% 
Stoxx-50                3.539,60      +0,9%       31,13      -7,3% 
DAX                    13.729,12      +1,4%      194,38     -13,6% 
MDAX                   28.530,80      +1,8%      503,84     -18,8% 
TecDAX                  2.959,29      +1,0%       29,68     -24,5% 
SDAX                   12.876,95      +1,1%      141,38     -21,6% 
FTSE                    7.312,94      +1,0%       69,72      -1,9% 
CAC                     6.218,91      +1,7%      102,00     -13,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,05                  +0,05      +1,23 
US-Zehnjahresrendite        3,03                  +0,04      +1,52 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %    Mi, 8:22  Di, 17:32   % YTD 
EUR/USD                   1,0552      +0,2%      1,0547     1,0534   -7,2% 
EUR/JPY                   137,48      +0,1%      137,41     137,25   +5,0% 
EUR/CHF                   1,0448      -0,4%      1,0485     1,0485   +0,7% 
EUR/GBP                   0,8531      -0,2%      0,8548     0,8564   +1,5% 
USD/JPY                   130,27      -0,1%      130,36     130,26  +13,2% 
GBP/USD                   1,2367      +0,4%      1,2340     1,2298   -8,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7424      -0,1%      6,7485     6,7606   +6,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                30.777,19      +1,8%   31.420,44  31.149,37  -33,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 105,11      99,76       +5,4%       5,35  +43,3% 
Brent/ICE                 106,94     102,46       +4,4%       4,48  +40,8% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.846,45   1.838,46       +0,4%      +7,99   +0,9% 
Silber (Spot)              21,79      21,27       +2,5%      +0,52   -6,5% 
Platin (Spot)             996,22     968,43       +2,9%     +27,80   +2,7% 
Kupfer-Future               4,24       4,15       +2,0%      +0,08   -4,9% 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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May 11, 2022 10:16 ET (14:16 GMT)