FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen holen die Verluste am Freitagnachmittag weitgehend auf. Stützend wirken positive Vorgaben von der Wall Street. Der DAX verliert 0,1 Prozent auf 13.201 Punkte, der Euro-Stoxx-50 handelt 1 Punkt tiefer bei 3.604. Auf dem Sentiment lastet grundsätzlich der überraschend hohe Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland und in Frankreich. Die deutschen Verbraucherpreise sind im Oktober um 0,9 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, und damit weit über der Erwartung von einem plus von 0,5 Prozent. Aber auch in Frankreich hat der Inflationsdruck im Oktober mit einer Jahresrate von 7,1 (September: 6,2) zugenommen.

Volkswirte und Marktteilnehmer hatten die EZB-Pressekonferenz am Vortag als taubenhaft interpretiert. "Die EZB scheint der Meinung zu sein, dass ein Konjunktureinbruch inflationsdämpfend wirkt", sagt Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. In der Folge habe der Markt etwas weniger EZB-Zinserhöhungen als zuvor eingepreist. Mit den neuen Preisdaten scheint diese Annahme nun gehörig ins Wanken zu geraten. Sie sprechen eher für weiter deutlich steigende Zinsen und dürften daher Aktien- und Rentenmärkte belasten. Denn die jüngste Aktienerholung im Oktober wurde von rückläufigen Marktzinsen flankiert, diese könnten nun wieder steigen.


   Berichtssaison macht weiter Kurse 

Volkswagen verlieren 3,1 Prozent. Mit Blick auf die Entwicklung des Automobilkonzerns im dritten Quartal fällt nach Aussage eines Händlers sofort auf, dass das operative Ergebnis rund 10 Prozent unterhalb der Markterwartung ausgefallen ist. Darin enthalten seien allerdings die Kosten für den Porsche-IPO sowie die ausgesetzten Russland-Aktivitäten. In der Folge könne auch die operative Umsatzrendite nicht mit der Markterwartung mithalten. Positiv sei dagegen, dass die Wolfsburger das Jahresziel einer operativen Umsatzrendite am oberen Rand der Spanne bestätigt haben. Nach schwächeren Zahlen geben Traton um 6,8 Prozent nach.

Bei Airbus (+3,3%) stellen Händler negativ heraus, dass das bereinigte EBIT rund 6 Prozent unterhalb der Markterwartung im abgelaufenen Quartal ausgefallen sei. Auf der positiven Seite ist der angehobene Cashflow-Ausblick vor Fusionen und Akquisitionen zu nennen.

Gegen den Trend geht es für die Aktie der Deutschen Telekom am Freitag um 2,3 Prozent nach oben. Positiv wirkt sich hier die Entwicklung bei T-Mobile US im dritten Quartal aus, dort wurden nach dem Verlust im Vorquartal wieder schwarze Zahlen geschrieben. Bei Fresenius ist die jüngste Erholungsbewegung, ausgelöst durch eine Kreise-Story von Bloomberg über den Einstieg des aktivistischen Investors Elliott, ausgelaufen. Die Aktie verliert 3,2 Prozent, für FMC geht es sogar 5,4 Prozent nach unten.

Compugroup stürzen um 9,9 Prozent ab. Als "überraschend" wird im Handel gewertet, dass die Gesellschaft wegen Projektverschiebungen die Jahresprognose für 2022 gesenkt hat. Analysten hatten sich im Vorfeld auf ein positives Schlussquartal eingestellt. Prosiebensat1 sinken nach einem kassierten Ausblick für 2022 um 4,7 Prozent.

Im Handel sorgt für wenig Überraschung, dass Danone (+2,9%) den Umsatzausblick angehoben hat, nachdem bereits einige Wettbewerber dies vollzogen hatten. Dabei hätten Preiseffekte das Wachstum gefördert und damit einen leichten Volumenrückgang kompensiert, heißt es.

Swiss Re geben nach Drittquartalszahlen deutlich um 3,3 Prozent nach. Jefferies spricht von einem enttäuschenden Wachstum der Nettoprämien, insbesondere mit Blick auf die Entwicklung der Mitbewerber. Auch sei die Combined Ratio mit 96,2 Prozent schwach.

Nach den Quartalszahlen machen OMV einen Sprung von 8,4 Prozent. Eigentlicher Kurstreiber ist aber die Ankündigung einer Sonderdividende über 2,25 Euro je Anteilsschein. Damit verdoppele sich praktisch die Ausschüttung, so Jefferies. Die Dividendenrendite liege bei 11 Prozent.


   Air France brechen ein 

Positiv werden die Geschäftszahlen zum dritten Quartal des Schweizer Baustoffherstellers Holcim (+3,8%) gewertet. So sei das EBIT in diesem Zeitraum 4 Prozent oberhalb der Markterwartung ausgefallen. Dass das Unternehmen in dem Umfeld den Umsatzausblick angehoben habe, sei dagegen keine Überraschung. Stützend wirkt das überraschend angekündigte Aktienrückkaufprogramm.

Für die Aktien von Air France-KLM geht es um 14,4 Prozent nach unten, nachdem das Unternehmen die Kapazitätsprognose für das Gesamtjahr gesenkt und die Erwartungen an den Nettogewinn für das dritte Quartal verfehlt hat. Von den Analysten der Citi heißt es nach den Ergebnissen, die Prognose für das Gesamtjahr falle vorsichtig aus. Laut Stifel-Analysten bedeutet ein sich verschlechterndes Marktumfeld, dass das Eigenkapitaldefizit von 2,8 Milliarden Euro keine komfortable Bilanzposition darstelle.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.608,10        +0,1%          3,59         -16,1% 
Stoxx-50                3.517,69        +0,3%          9,16          -7,9% 
DAX                    13.228,10        +0,1%         16,87         -16,7% 
MDAX                   23.696,35        -1,0%       -244,51         -32,5% 
TecDAX                  2.848,80        +0,1%          2,88         -27,3% 
SDAX                   11.315,17        -1,0%       -108,54         -31,1% 
FTSE                    7.054,34        -0,3%        -19,35          -4,2% 
CAC                     6.269,91        +0,4%         25,88         -12,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,07                      +0,11          +2,25 
US-Zehnjahresrendite        3,96                      +0,04          +2,45 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Fr, 8:42 Uhr  Do, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   0,9974        +0,1%        0,9975         0,9997  -12,3% 
EUR/JPY                   147,02        +0,9%        145,95         145,82  +12,3% 
EUR/CHF                   0,9926        +0,5%        0,9891         1,0109   -4,3% 
EUR/GBP                   0,8622        +0,1%        0,8641         0,8629   +2,6% 
USD/JPY                   147,37        +0,7%        146,41         145,82  +28,0% 
GBP/USD                   1,1573        +0,1%        1,1543         1,1589  -14,5% 
USD/CNH (Offshore)        7,2621        +0,1%        7,2468         7,2362  +14,3% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.533,31        +0,6%     20.288,70      20.591,41  -55,6% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  88,64        89,08         -0,5%          -0,44  +26,9% 
Brent/ICE                  96,19        96,96         -0,8%          -0,77  +30,8% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 111,45       107,38         +3,8%          +4,06  +67,1% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.648,55     1.663,30         -0,9%         -14,76   -9,9% 
Silber (Spot)              19,36        19,61         -1,3%          -0,25  -17,0% 
Platin (Spot)             954,15       962,00         -0,8%          -7,85   -1,7% 
Kupfer-Future               3,49         3,56         -1,9%          -0,07  -21,2% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com

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October 28, 2022 10:02 ET (14:02 GMT)