FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem deutlichen Rücksetzer am Freitag starten die europäischen Aktienmärkte stabil in die neue Woche. Der DAX legt am Nachmittag um 0,4 Prozent auf 12.320 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 handelt dagegen 0,2 Prozent tiefer bei 3.368 Punkten. Die Anleihen in Europa zeigen sich kaum verändert, während der Euro um die Marke von 0,97 Dollar pendelt. Der am Freitagnachmittag gesehene Abverkauf in Folge des US-Arbeitsmarktberichts bietet zum Wochenstart die Option, billiger in den Markt zu kommen. Bereits die Anleihen wie auch der Devisenmarkt hatten auf die Daten nicht so risikoavers reagiert wie der Aktienmarkt. Vielmehr deutet sich an, dass der US-Wirtschaft eine sanfte Landung gelingen könnte, eine Rezession damit vermieden werde.

Die Marktstrategen von Julius Bär gehen davon aus, dass sich in den kommenden Monaten in den USA der Lohndruck weiter zurückbildet und sich die Konjunkturdaten eintrübten. Dies sollte ausreichen, um die Fed zu einem Umdenken zu bewegen und in Folge zu weniger drastischen Zinserhöhungen zu veranlassen.

Auf die Stimmung drücken derweil schwache Konjunkturdaten aus China, dort ist der Caixin-Einkaufsmanagerindex für den Servicebereich im September stark gefallen und unter die Marke von 50 gerutscht, die Expansion von Rezession trennt.


   "Bundesregierung verteilt erneut Subventionen mit der Gießkanne" 

Das vorgeschlagene Modell der Gaspreisbremse in Deutschland ist für Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, aus ökonomischer Sicht keine optimale Lösung. Insbesondere die Einmalzahlung an alle Haushalte und Unternehmen funktioniere erneut nach dem Prinzip Gießkanne. Eine gute Lösung wäre es, wenn die individuellen Voraussetzungen der Gasverbraucher berücksichtigt würden. Das sei aber offensichtlich nicht umsetzbar. Immerhin gebe es nun eine Lösung, die Einsparanreize setze, insbesondere da im zweiten Schritt der Verbrauch oberhalb des Grundkontingents nicht mehr staatlich gefördert werde.

An der Börse wird der Schritt vor allem positiv für die energieintensiven Unternehmen aus der Chemie- und Stahlbranche gesehen. Je niedriger die Bundesregierung den Gaspreis für Unternehmen deckelt, desto niedriger fallen die Energiekosten für die jeweiligen Unternehmen aus was sich positiv auf die Ertragsebene auswirkt. So ist den Volkswirten der Commerzbank zufolge für Industriekunden ab 1. Januar 2023 ein Kontingent von 70 Prozent des Verbrauchs des Jahres 2021 zu einem festen Preis von 7 Cent/kWh vorgesehen. Hier werde am Beschaffungspreis angesetzt, sodass zu diesem Preis unter anderem noch Steuern und Netzentgelte hinzukämen. Auffallend sind die Kursbewegungen bei Covestro (+8,7%), BASF (+6,3%), Lanxess (+6,4%) oder Thyssenkrupp (+5,6%).


   Deutsche Post optimistischer 

Positiv wird gewertet, dass die Deutsche Post (+5,6%) nach einem gutem dritten Quartal die Prognose für 2022 anheben will. So hieß es von den Stifel-Analysten, dass sie mit den Q3-Zahlen ein Aufwärtsrisiko für den Ausblick sehen - wie nun von dem Konzern angekündigt. Für das Gesamtjahr peilt der Logistikkonzern bisher ein EBIT von 8,0 Milliarden Euro plus/minus 5 Prozent an, hier liegen die Analysten von Stifel mit 8,6 Milliarden Euro bereits darüber. Der Konsens erwartet 8,4 Milliarden Euro, die hier zu erwartenden Anpassungen düften die Aktie beflügeln.

Fresenius Medical Care (FMC) verlieren 3,0 Prozent nach einer Abstufung auf "Hold" von "Buy" durch Jefferies. Für die Mutter Fresenius (-2,5%) haben die Analysten das Kursziel gesenkt, hier lautet die Einstufung weiter "Hold".

Vantage Towers gewinnen 3,4 Prozent. Einem Bericht zufolge sollen American Tower und die spanische Cellnex (+2,0%) laut Kreisen über eine Beteiligung an Vodafones (+1,1%) Funkturmtochter nachdenken, also einen Einstieg in das Bieterverfahren erwägen.


   Renault könnte Beteiligung an Nissan herunterfahren 

Die Gespräche zwischen Renault (+4,3%) und Nissan über die 6,1 Milliarden Euro schwere Beteiligung der Franzosen an dem japanischen Autohersteller könnten die Kapitalallokation von Renault verbessern, so die Analysten von Jefferies. Laut dem Wall Street Journal drängt Nissan Renault dazu, die 43-prozentige Beteiligung an der gemeinsamen Allianz zu reduzieren. Diese schränke die strategische Freiheit ein, und eine Neugewichtung sei sinnvoll, um das Kapital mit dem Umfang der Zusammenarbeit in Einklang zu bringen, so Jefferies, denn die Strategie von Nissan und Renault bei Produktmix und Endmärkten divergiere. Sollte Renault überschüssiges Kapital, das bei Nissan gebunden sei, freisetzen, wäre dies positiv für eine bessere Kapitalallokation - sei es für die Aktionäre oder für Investitionen in die Entwicklung von Elektrofahrzeugen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.368,01        -0,2%       -7,45     -21,7% 
Stoxx-50                3.368,21        -0,3%      -10,27     -11,8% 
DAX                    12.319,91        +0,4%       46,91     -22,4% 
MDAX                   22.711,28        +0,8%      180,32     -35,3% 
TecDAX                  2.712,61        -0,7%      -17,78     -30,8% 
SDAX                   10.542,42        +0,1%       14,85     -35,8% 
FTSE                    6.987,36        -0,1%       -3,73      -5,3% 
CAC                     5.861,35        -0,1%       -5,59     -18,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,21                    +0,02      +2,39 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mo, 8:37  Fr, 18:24    % YTD 
EUR/USD                   0,9702        -0,4%      0,9724     0,9768   -14,7% 
EUR/JPY                   141,24        -0,2%      141,34     141,85    +7,9% 
EUR/CHF                   0,9700        +0,2%      0,9671     1,0072    -6,5% 
EUR/GBP                   0,8776        -0,0%      0,8780     0,8788    +4,5% 
USD/JPY                   145,57        +0,1%      145,35     145,22   +26,5% 
GBP/USD                   1,1057        -0,3%      1,1075     1,1114   -18,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,1536        +0,4%      7,1232     7,1244   +12,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                19.331,61        -0,8%   19.401,18  19.434,16   -58,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  92,70        92,64       +0,1%      +0,06   +31,7% 
Brent/ICE                  97,84        97,92       -0,1%      -0,08   +33,0% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 155,59       156,21       -0,4%      -0,62  +141,0% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.677,84     1.694,70       -1,0%     -16,86    -8,3% 
Silber (Spot)              19,76        20,13       -1,8%      -0,36   -15,2% 
Platin (Spot)             911,50       918,68       -0,8%      -7,18    -6,1% 
Kupfer-Future               3,47         3,40       +2,0%      +0,07   -21,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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October 10, 2022 10:15 ET (14:15 GMT)