FRANKFURT (Dow Jones)--Während die Berichtssaison in Europa tobte, zeigten sich die Aktien-Indizes stabil. Die Musik spielte in den Einzelwerten, und hier vor allem beim DAX-Unternehmen Delivery Hero. Die Aktie verlor nach einem enttäuschend aufgenommenen Ausblick und Zahlen 30,4 Prozent, gut 5 Milliarden Euro an Marktkapitalisierung gingen verloren. Das Gegengewicht im DAX lieferten die Aufschläge der Index-Schwergewicht Siemens und Linde nach starken Geschäftszahlen. Der DAX gewann acht Punkte auf 15.490 Punkte, der Euro-Stoxx-50 verlor dagegen 0,2 Prozent auf 4.197 Punkte.

Für eine kurze "Kursdelle" sorgten am Nachmittag die Inflationsdaten aus den USA. Hier stieg die Inflationsrate erneut an und liegt mit 7,5 Prozent auf dem höchsten Stand seit annähernd 40 Jahren. Dabei hat sich auch die Kernteuerung weiter erhöht und die Konsensschätzung übertroffen. Zwar dürfte nach Einschätzung der Helaba das Inflationshoch allmählich erreicht sein, dennoch stehe die Fed unter Druck, von ihrem expansiven Kurs abzurücken. Die Zinserhöhungserwartungen seien schon weit gediehen und bis zum Ende dieses Jahres insgesamt fünf Schritte um jeweils 25 Basispunkte eskomptiert.

Recht lehrbuchmäßig reagierten die Börsen auf die erwartet schnellere Gangart bei der Anhebung der US-Zinsen durch die Fed. Während in den USA die Marktrendite der zehnjährigen Treasuries erstmals seit Juli 2019 wieder auf die Marke von 2 Prozent kletterte, fiel in Europa der Sektor der Technologiewerte (-1,1%), für den Sektor der Banken ging es dagegen 0,2 Prozent nach oben.


   Kurs von Delivery Hero zurück auf Vor-Pandemie-Niveau 

Der Kurs von Delivery Hero, die als einer der großen Gewinner der Corona-Pandemie galten, gaben sämtliche Gewinne der vergangenen zwei Jahre wieder ab. Die Zahlen lagen für das Geschäftsjahr 2021 laut Davy leicht unter der zwei Mal angehobenen Unternehmensprognose. Zum Ausblick 2022 bemerkten die Analysten, dass dieser "etwas vage" sei. Alles in allem wird dem Unternehmen an der Börse nicht mehr die hohe Bewertung der Vergangenheit gewährt, nachdem das Wachstumstempo der vergangenen 24 Monate nun Vergangenheit ist.

Positiv wurde dagegen die Geschäftsentwicklung bei Siemens (+4,7%) eingestuft. Jefferies attestierte dem Konzern ein ausgezeichnetes Auftaktquartal, in dem viele Kennziffern die Erwartungen übertrafen: Die Aufträge seien um gut ein Drittel höher als kalkuliert, der Umsatz um 3 Prozent, das bereinigte industrielle EBITA um 8 Prozent. "Die Zahlen liegen in der Breite deutlich über den Erwartungen", sagt ein Händler. Heraus steche vor allem der starke Auftragseingang. "Der legt die Grundlage für eine weiter starke Entwicklung".

Linde gewannen 3,0 Prozent, für den Gasekonzern lief es auch im Schlussquartal. Linde zeichnet sich für die Analysten der DZ Bank durch seinen hohe Qualität, starken Cashflow und hohes Gewinnwachstum aus. Generell verfüge Linde über ein robustes Geschäftsmodell mit weltweit führenden Wettbewerbspositionen und ist im "Zukunftsmarkt Wasserstoff" bereits hervorragend positioniert.

Deutsche Börse gaben dagegen 1,1 Prozent ab. Der Börsenbetreiber hat zwar die Umsatz- und Ergebniserwartungen geschlagen, aber auch die Kosten lagen über den Erwartungen. Die Ziele für das abgelaufene Jahr wurden erreicht. Auch der Ausblick entsprach den Erwartungen. Die Citigroup sah wenig Aufwärtspotenzial bei den Marktschätzungen.


   SocGen und Credit Agricole stark - Credit Suisse schwach 

Daneben standen erneut die Banken im Blickpunkt. Societe Generale zogen nach starken Zahlen um 3,2 Prozent an. Die französische Bank steigerte ihren Gewinn im vierten Quartal bei höheren Erträgen stärker als erwartet. Zudem wurden eine Dividende sowie ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt.

Credit Agricole legten nach ihren Zahlen um 1,4 Prozent zu. Die Bank hat im vierten Quartal unter anderem dank geringerer Rückstellungen für notleidende Kredite deutlich mehr verdient als im Vorjahr. Für das laufende Jahr rechnet die Bank zwar mit einer Verlangsamung beim Wachstum, betonte aber, dass sich das Geschäft weiterhin stark entwickeln dürfte.

Dagegen fielen Credit Suisse um 6,6 Prozent, nachdem der Verlust im Schlussquartal die Befürchtungen sogar noch übertroffen hat. Mit Unilever ging es um 1,3 Prozent nach unten. Die hohen Einkaufspreise drückten auf die Margen des Lebensmittelkonzerns.

Zudem gab es Zahlen aus dem Stahl-Sektor. Arcelormittal (-1,1%) profitierte im vierten Quartal von höheren Stahlpreisen und Liefermengen. Der Stahl-Konzern zeigte sich zudem zuversichtlich für das laufende Jahr. Etwas über den Erwartungen lagen die Quartalszahlen von Thyssenkrupp (+ 0,3%), so ein Marktteilnehmer. Das gelte für den Umsatz und das bereinigte EBIT. Salzgitter (+ 8,1%) legte ebenfalls Zahlen im Rahmen der Erwartungen vor, für 2022 ist das Unternehmen dagegen viel optimistischer als die Analysten, die den Ertragspeak schon in 2021 wähnten.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.197,07        -7,02        -0,2%         -2,4% 
Stoxx-50               3.781,87        -3,58        -0,1%         -1,0% 
Stoxx-600                472,35        -0,98        -0,2%         -3,2% 
XETRA-DAX             15.490,44        +8,43        +0,1%         -2,5% 
FTSE-100 London        7.672,40       +28,98        +0,4%         +3,5% 
CAC-40 Paris           7.101,55       -29,33        -0,4%         -0,7% 
AEX Amsterdam            762,65        -7,29        -0,9%         -4,4% 
ATHEX-20 Athen         2.360,94       +14,41        +0,6%        +10,2% 
BEL-20 Brüssel         4.122,70       +18,73        +0,5%         -4,4% 
BUX Budapest          52.566,76      -363,54        -0,7%         +3,6% 
OMXH-25 Helsinki       5.297,14       -42,11        -0,8%         -4,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   2.261,44        -5,97        -0,3%        +11,7% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.682,74        -8,48        -0,5%         -9,7% 
PSI 20 Lissabon        5.696,59       -24,89        -0,4%         +1,8% 
IBEX-35 Madrid         8.886,20       +39,80        +0,4%         +2,0% 
FTSE-MIB Mailand      27.190,20       +61,21        +0,2%         -0,8% 
RTS Moskau             1.546,79       +11,97        +0,8%         -3,1% 
OBX Oslo               1.081,82        +1,74        +0,2%         +1,2% 
PX  Prag               1.477,59        -4,09        -0,3%         +3,6% 
OMXS-30 Stockholm      2.314,26        +1,12        +0,0%         -4,4% 
WIG-20 Warschau        2.213,21       -22,72        -1,0%         -2,4% 
ATX Wien               4.053,14        -4,45        -0,1%         +5,0% 
SMI Zürich            12.313,16       -54,66        -0,4%         -4,4% 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Do, 8:33 Uhr  Mi, 17:02 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1478      +0,5%        1,1423         1,1429   +1,0% 
EUR/JPY                133,07      +0,8%        132,08         131,94   +1,7% 
EUR/CHF                1,0600      +0,4%        1,0553         1,0557   +2,2% 
EUR/GBP                0,8421      -0,2%        0,8437         0,8436   +0,2% 
USD/JPY                115,93      +0,3%        115,62         115,44   +0,7% 
GBP/USD                1,3632      +0,7%        1,3538         1,3549   +0,7% 
USD/CNH (Offshore)     6,3547      -0,1%        6,3585         6,3667      0% 
Bitcoin 
BTC/USD             45.790,76      +2,7%     44.038,07      43.746,51   -1,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               91,25      89,66         +1,8%           1,59  +21,9% 
Brent/ICE               92,93      91,55         +1,5%           1,38  +19,9% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.839,68   1.833,40         +0,3%          +6,28   +0,6% 
Silber (Spot)           23,66      23,35         +1,3%          +0,31   +1,5% 
Platin (Spot)        1.056,95   1.038,15         +1,8%         +18,80   +8,9% 
Kupfer-Future            4,68       4,60         +1,7%          +0,08   +4,8% 
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February 10, 2022 12:27 ET (17:27 GMT)