Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Bei abnehmender Dynamik und niedrigen Umsätzen ging es am Mittwoch mit den Kursen an den europäischen Aktienmärkten überwiegend noch etwas nach oben. Der DAX stieg um 0,1 Prozent auf 15.216 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zog um 0,3 Prozent auf 4.196 Punkte an. Nachdem die Entspannung in der Banken-Krise bis zum Mittag noch zur Auflösung von Absicherungen geführt hatte, geriet im Verlauf zunehmend die geldpolitische Entscheidung der US-Notenbank am Abend in den Blick. Damit kam es zu einer abwartenden Haltung und zu einem Favoritenwechsel: Vorne lagen schließlich nicht mehr die Banken und Zykliker, sondern die defensiven oder konjunkturunabhängigen Nahrungsmittel- und Getränkekonzerne sowie die Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs. Dagegen gaben die rohstoffnahen Basic Resources, die Ölwerte und auch die Finanzdienstleister nach. Und einen weiteren Kurseinbruch erlitten die Aktien der Immobilienbranche.

Die terminmarktorientierten Käufe bei den Banken sind weitgehend abgeebbt: "Vermutlich sind die Positionen nun der neuen Entwicklung angepasst worden", so ein Marktteilnehmer, der meinte, das Anschlusspotenzial auf der Oberseite könnte nun auch am Gesamtmarkt erst einmal nahezu erschöpft sein.

Von der US-Notenbank wurde mit 89-prozentiger Wahrscheinlichkeit eine Zinsanhebung um 25 Basispunkte erwartet. "Das ist fest eingetütet", zeigte sich ein Marktteilnehmer sicher. Viel spannender sei, wie es danach weitergehe. Zwar rechne der Geldmarkt tendenziell mit noch einem weiteren Schritt um 25 Basispunkte, möglich sei aber auch, dass die Fed erst einmal eine Pause ankündige: "Um zu sehen, wie die bisherigen Schritte wirken", so der Marktteilnehmer. Dann dürfte der Dollar zur Schwäche neigen, meinte er.


   Kalte Dusche aus Großbritannien 

Sorgen machte einigen Marktteilnehmern allerdings, dass das Thema "Inflation" möglicherweise unterschätzt wird. Wie eine kalte Dusche wirkten daher neue Verbraucherpreise aus Großbritannien. Sie zogen im Februar deutlich stärker als befürchtet an. Die Kernrate lag bei 6,2 Prozent zum Vorjahr, Volkswirte hatten nur mit 5,7 Prozent gerechnet. Dies könnte sich für die Zinsentscheidung der Bank of England (BoE) am Donnerstag zum Zünglein an der Waage entwickeln und den Ausschlag für eine Zinserhöhung geben. Der FTSE-Index in London legte dennoch um 0,4 Prozent zu.

Im DAX stiegen Zalando um 2,2 Prozent, nachdem sie von Exane BNP auf "Outperform" erhöht wurden. Auch Covestro (+2,0%) profitierten von einer Hochstufung, und zwar durch Baader von "Reduce" auf "Buy". Siemens zogen um 1,5 Prozent an. Der Siemens-Finanzchef hat sich zuversichtlich für das zweite Quartal geäußert. Infineon gewannen 1,3 Prozent, im SDAX stiegen Elmos Semiconductor (+4,7%) auf neue Allzeithochs: "Der Superzyklus bei den Chips sollte erst begonnen haben", so ein Marktteilnehmer dazu.


   Immo-Aktien brechen ein 

Dagegen gaben Deutsche Telekom und Vonovia nach. Bei Deutsche Telekom (-0,9%) belastete ein Handelsblatt-Bericht, wonach 2019 mit der chinesischen Huawei ein Pakt geschlossen wurde, der US-Sanktionen umgangen haben könnte. Das Ziel der Vereinbarung sei es gewesen, "ein potenzielles Versorgungsrisiko in Bezug auf Huawei-Produkte zu verhindern, die Komponenten aus den USA enthalten". Seitens der USA dürfte das nicht gern gesehen werden, so Marktbeobachter.

Größter DAX-Verlierer waren Vonovia, die um 4,6 Prozent einknickten nach zwei negativen Analystenstimmen. Metzler hat das Kursziel deutlich und Morgan Stanley die Aktie auf "Untergewichten" gesenkt. Auch in der zweiten Reihe standen die Immobilienwerte wieder unter Druck. Analysten sehen Kapitalbedarf in der Branche. Aroundtown sackten um 10 Prozent ab auf neue Allzeittiefs: Sie könnten der nächste sein, der die Dividende ausfallen lässt, wurde am Markt gemutmaßt. Und die vom Immobilienmarkt abhängigen Titel der Deutschen Pfandbriefbank brachen um 10,6 Prozent ein.

Adidas konnten nicht von guten Zahlen des Wettbewerbers Nike profitieren und gaben 1,1 Prozent ab. Grund sei der Druck auf die Marge, hieß es im Handel. Die Analysten der RBC haben die Nike-Umsatzerwartungen für das laufende Jahr nach oben angepasst, die Prognose für die Marge aber leicht reduziert.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %           seit 
.                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50          4.195,70       +14,10        +0,3%         +10,6% 
Stoxx-50               3.834,66       +18,40        +0,5%          +5,0% 
Stoxx-600                447,16        +0,69        +0,2%          +5,2% 
XETRA-DAX             15.216,19       +20,85        +0,1%          +9,3% 
FTSE-100 London        7.566,79       +30,57        +0,4%          +1,1% 
CAC-40 Paris           7.131,12       +18,21        +0,3%         +10,2% 
AEX Amsterdam            741,80        +5,62        +0,8%          +7,7% 
ATHEX-20 Athen         2.533,42       -18,48        -0,7%         +12,5% 
BEL-20 Brüssel         3.666,07       -19,17        -0,5%          -1,0% 
BUX Budapest          41.962,45      -188,13        -0,4%          -4,2% 
OMXH-25 Helsinki       4.735,85       -29,53        -0,6%          -1,2% 
ISE NAT. 30 Istanbul   5.511,71      +117,15        +2,2%          -7,3% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.933,59       +15,99        +0,8%          +5,4% 
PSI 20 Lissabon        5.871,07       -37,19        -0,6%          +1,9% 
IBEX-35 Madrid         9.009,30       -40,10        -0,4%          +9,5% 
FTSE-MIB Mailand      26.523,33       -31,00        -0,1%         +12,0% 
RTS Moskau               980,02        -3,93        -0,4%          +1,0% 
OBX Oslo               1.073,18        +2,46        +0,2%          -1,5% 
PX  Prag               1.328,68       -15,92        -1,2%         +10,6% 
OMXS-30 Stockholm      2.146,83        +1,43        +0,1%          +5,1% 
WIG-20 Warschau        1.707,29       -11,87        -0,7%          -4,7% 
ATX Wien               3.183,34       -44,96        -1,4%          +4,1% 
SMI Zürich            10.782,28       -10,30        -0,1%          +0,5% 
* zu Vortagsschluss 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Mi, 8:16  Di, 17:34   % YTD 
EUR/USD                1,0795        +0,2%     1,0766     1,0771   +0,9% 
EUR/JPY                143,19        +0,5%     142,61     142,46   +2,0% 
EUR/CHF                0,9966        +0,4%     0,9937     0,9928   +0,7% 
EUR/GBP                0,8822        +0,1%     0,8778     0,8834   -0,3% 
USD/JPY                132,62        +0,2%     132,47     132,27   +1,1% 
GBP/USD                1,2237        +0,1%     1,2261     1,2192   +1,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,8808        +0,1%     6,8889     6,8833   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             28.709,84        +2,3%  28.274,29  28.216,28  +73,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               70,65        69,67      +1,4%      +0,98  -12,2% 
Brent/ICE               76,19        75,32      +1,2%      +0,87  -10,7% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF               39,91        42,40      -5,9%      -2,49  -45,8% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.948,77     1.941,24      +0,4%      +7,53   +6,9% 
Silber (Spot)           22,70        22,38      +1,4%      +0,32   -5,3% 
Platin (Spot)          987,05       975,70      +1,2%     +11,35   -7,6% 
Kupfer-Future            4,04         3,99      +1,2%      +0,05   +6,0% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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March 22, 2023 13:03 ET (17:03 GMT)