FRANKFURT (Dow Jones)--Eine schwer zu navigierende Woche dürfte auf Anleger nun zukommen. Denn die Zinsentscheidung der US-Notenbank wird erst in der darauf folgenden Woche erfolgen. Für Marktteilnehmer machen Positionierungen in ihrem Vorfeld wenig Sinn, per Saldo dürfte es eine volatile Übergangswoche werden. Für Anleger kann die Woche leicht unangenehm und gefährlich werden. Denn jede vorgelegte Zahl zur Konjunktur oder Inflation dürfte schnell überinterpretiert werden. Rasche Stimmungsumschwünge, Wechsel in der Kursrichtung und teure Fehlentscheidungen sind dann die Folge. Im Nachhinein entpuppt sich in solchen Marktphasen das meiste als reiner "Noise" - Kursausschläge ohne jede indikative Bedeutung für die Zukunft.


   Markt in Übergangsphase - Signale unklar und widersprüchlich 

Besonders problematisch ist, dass der Markt auch schon ohne die anstehende Fed-Entscheidung zu kämpfen hat. Denn aktuell rücken mal Wirtschaftssignale zu Konjunktur oder Rezession in den Fokus, dann wieder geraten Preissignale zur Inflation in den Vordergrund. Solche raschen Themenwechsel sind typisch für Übergangsphasen, bevor sich wieder neue und stabile Trends etablieren können. Privatanleger sollten in solchen Zeiten den einzigen Vorteil nutzen, den sie gegenüber den Profis haben - nämlich auch mal nichts machen zu dürfen. Die paar hundert DAX-Punkte, die man eventuell durch Abwarten auf die Fed-Aussagen verpasst, können durch gute Anlageentscheidungen wieder eingespielt werden.

Umgekehrt sind die Anlageprofis in der kommenden Wochen nicht zu beneiden. Denn sie ist vollgepackt mit genau diesen Konjunktur- und Preisdaten, die immer wieder für Wechsel der Kursrichtung sorgen können. Noch schlimmer ist, dass sich selbst ähnliche Daten auch oft noch widersprechen. So reagierte der Markt in der abgelaufenen Woche erst verstört auf schwache Einkaufsmanager-Daten (PMI) aus der offiziellen Erhebung, denen Tage später gleich wieder starke Daten aus der privaten Erhebung folgten. Mit so einem Hin und Her können Anleger nichts anfangen.


   Üppiger Datenkalender 

Kommende Woche stehen dann frische Inflationsdaten aus China und dazu Revisionen der PMI-Daten für die Industrie rund um den Globus. Aus der EU werden die Erzeugerpreise vermeldet, die der Markt einheitlich tiefer sehen möchte. Dagegen werden sich Zins-Bären bei den PMIs über Abwärtsrevisionen freuen, die Konjunktur-Bullen dagegen gar nicht. Auch die US-Auftragseingänge, der ISM-Index und der PMI für den Dienstleistungsbereich sollten möglichst stark ausfallen. Natürlich auch nicht so stark, dass gleich wieder Zinserhöhungsängste wach werden.

Auch die Handelsbilanzen aus den USA und China sollten diesen gesunden Mittelwert einer rundlaufenden Konjunktur ohne Überhitzungssignale liefern, um die Zuneigung der Börsen zu erfahren. Da alle Daten über den Wochenverlauf verteilt sind und keine saldierte Betrachtung möglich ist, dürften Marktteilnehmer jeden Handelstag "eine neue Sau durchs Dorf treiben" - und am Ende wieder da landen, wo die Woche begonnen hatte. Als Privatanleger erfreut man sich besser am schönen Wetter und wartet den US-Notenbank-Entscheid ab.

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June 02, 2023 07:29 ET (11:29 GMT)