Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Der DAX dürfte sich in der kommenden Woche auf dem höheren Niveau um 17.400 Punkte einnisten und die jüngsten Rallygewinne erst einmal verteidigen. Mit der anstehenden Dividendensaison, den umfangreichen Aktienrückkäufen und der überwiegend guten technischen Verfassung der Einzeltitel sollten stärkere Rückschläge nur bei schwachen Vorlagen auftreten. Auch auf dem erhöhten Niveau ist der deutsche Aktienmarkt keinesfalls teuer, im historischen Vergleich bleibt er sogar immer noch günstig bewertet.

Die Berichtssaison läuft bisher besser als erwartet, die Unternehmen zeigen sich krisenresistent und kommen vergleichsweise gut durch die Wirtschaftsflaute. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt auf Basis der Gewinnschätzungen für dieses Jahr bei etwa 12. Gemessen am durchschnittlichen historischen KGV von etwa 15 hat der DAX damit ein Aufwärtspotenzial von etwa 25 Prozent.

Dem steht allerdings die hohe Bewertung des US-Markts gegenüber. Im S&P-500 liegt das KGV bei etwa 21, im Nasdaq-100 ist es mittlerweile auf stolze 33 gestiegen. Damit wird die Luft an der Wall Street zweifellos dünner.

Dafür läuft die Konjunktur in den USA deutlich besser als in der Eurozone. Die Commerzbank hat die Prognose für das US-Wachstum gerade erst auf 2,4 Prozent erhöht. Damit ist selbst ein so genanntes Soft Landing in den USA laut Commerzbank-Analysten vom Tisch.

Die gute Konjunktur führt zudem dazu, dass sich die Finanzierungsbedingungen verbessern. So sind die Risikoaufschläge sowohl für Hochzinsanleihen als auch für Unternehmensanleihen mit Investment-Grade laut Wellenreiter-Invest in den vergangenen Wochen deutlich zurückgekommen. Zwar sind die Renditen am langen Ende gestiegen, doch kann man hier wohl nur von einer Normalisierung sprechen. Bei einer Inflation von etwa 3 Prozent ist eine 10-jährige Rendite von 4,3 Prozent einfach nur angemessen.


  Gegenwind von Inflationsdaten - Warnung vor "Januar-Schock" 

Die lange Zeit als Haupttreiber der Kurse ausgemachte Zinssenkungsfantasie in den USA lässt mit der guten Konjunktur und der nach wie vor zu hohen Inflation dagegen tendenziell weiter nach. Der Markt preiste vor einigen Tagen bei der Fed 8 Basispunkte für Mai und weitere 15 für Juni ein, bei der EZB 10 Basispunkte für April und weitere 20 für Juni.

Den größten Einfluss auf die Zinsfantasie dürften weiter Inflationsdaten ausüben. Und hier steht in der kommenden Woche ein ganzer Reigen an, aus Deutschland, aus der Eurozone und auch aus den USA. Dort wird am kommenden Donnerstag der Deflator der Konsumausgaben (PCE) berichtet, der bei der US-Notenbank besonders stark im Blick steht. In der wichtigen Kernrate ohne Nahrungsmittel und Energie dürfte er im Januar im Monatsvergleich um 0,4 Prozent gestiegen sein und damit doppelt so stark wie im Dezember: "ein deutlicher Rückschlag für diejenigen, die ein rasche Rückkehr der Inflationsrate zum 2-Prozent-Ziel der Fed erwarten", sagt Commerzbank-Analyst Christoph Weil, der von einem "Preisschock zu Jahresbeginn" spricht.

In Deutschland geht es bereits um die Entwicklung im Februar. Immerhin soll die Jahresinflationsrate weiter zurückgekommen sein auf 2,5 Prozent von 2,9 Prozent. Im Monatsvergleich wird von der Commerzbank aber auch hier ein Anstieg auf 0,4 von 0,2 Prozent erwartet.

Daneben stehen auf der Makroseite in den USA unter anderem die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter, das Verbrauchervertrauen, der Index der Einkaufsmanager in Chicago und der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Blick. In Europa gibt auch nach wie vor die Berichtssaison den Takt vor, in der kommenden Woche mit Zahlen unter anderem von Munich Re, Covestro, Kion, Ahold, AB Inbev und Air France KLM.

DJG/hru/gos

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