Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Am Freitag eröffnen JP Morgan, Wells Fargo und die Citigroup mit ihren Geschäftszahlen die Berichtssaison für das vierte Quartal in den USA. Damit zeichnet sich neben der grassierenden Inflation ein weiterer wichtiger Impulsgeber für die Börsen in den kommenden Wochen ab. Omikron ist bis auf weiteres ein Seitenschauplatz dank der milden Krankheitsverläufe und der daraus resultierenden nur geringen wirtschaftlichen Belastungen. Grundsätzlich dürfte es volatil bleiben an den Märkten.

Die Berichtssaison werden die Börsen nicht auf die leichte Schulter nehmen. "Insbesondere für die Aktienmärkte steht angesichts zum Teil bereits hoher Bewertungsniveaus die Frage im Vordergrund, ob sich in den Quartalsberichten die Erholung der Unternehmensgewinne mit ungebremster Dynamik fortsetzt", kommentiert die LBBW.

Die Erwartungen an die Berichtssaison sind laut QC Partners hoch: Ein weiterer Anstieg der Unternehmensgewinne gelte als gesetzt. Die Frage auf dem Parkett sei nicht, ob die Gewinne angestiegen seien, sondern wie stark die Gewinne angestiegen seien.


   Erste Eckdaten der Unternehmen ermutigend 

Sollte die Gewinnentwicklung enttäuschen, dürften die Börsen angesichts der sehr hohen Bewertungen korrigieren. Für etwas Zuversicht aus Anlegersicht sorgen immerhin bereits vorliegende Eckdaten erster Unternehmen. Diese haben in der Regel positiv überrascht, zugleich hat sich die Zahl der Gewinnwarnungen bislang in Grenzen gehalten. Mehr als eine Indikation ist dies zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht.

Für anhaltende Schwankungen an den Märkten sprechen derweil die unsicheren Inflationsaussichten. Die Zeiten, in denen Anleger mit einer wohlwollenden Geldpolitik der Zentralbanken rechnen konnten sind vorbei, zumindest in den USA. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die geldpolitischen Erwartungen mit jedem neuen Datensatz ändern können. Das macht das Anlegen nicht einfacher.

Momentan werden an den Finanzmärkten drei bis vier Zinserhöhungen durch die US-Notenbank im laufenden Jahr eingepreist und drei im kommenden. Allerdings nehmen die falkenhaften Töne aus den Reihen der Federal-Reserven zu - so hat Christopher Waller nun sogar fünf Zinsschritte für 2021 ins Spiel gebracht.


   FANG-Aktien wirken über den Techsektor hinaus 

Nach dem schockierenden Anstieg der Verbraucherpreise in den USA von 7 Prozent im Dezember, stehen in der kommenden Woche Preisdaten aus der Eurozone an. Hier wird mit einem Anstieg von 5 Prozent gerechnet. Es ist nicht davon auszugehen, dass dies die EZB zu einem geldpolitischen Schwenk bewegen wird. Im Gegensatz zur US-Notenbank zieht sie es weiter vor, die massive Inflation zu ignorieren - wohl aus Rücksicht auf den hochverschuldeten Süden der Eurozone. Ob sich dies mittelfristig politisch rächt, bleibt abzuwarten.

Allerdings ist an den Märkten die US-Notenbank der Taktgeber, nicht die EZB. Steigende Leitzinsen stellen vor allem zinssensible Branchen auf die Probe. Hier ist für die Börse insbesondere der Techsektor von Relevanz, sind doch FANG-Aktien nicht nur an der Nasdaq, sondern auch im S&P-500 stark gewichtet. Eine Korrektur von FANG & Co würde also auch nicht primär tech-lastige Indizes treffen. Und sollte der S&P-500 unter Druck geraten, werden sich die europäischen Aktienmärkte dem nicht entziehen können.

Wie immer in den vergangenen Jahren gilt aber auch hier, Phasen hoher Volatilität bzw von Marktverwerfungen sollten für den Aufbau von Positionen genutzt werden. There is no alternative (TINA) - eine bezahlbare Alternative zu Aktien für den Inflationsschutz gibt es nicht. Versüßt werden DAX-Käufe durch einen sich abzeichnenden warmen Dividendenregen. Wie die Commerzbank mit Verweis auf Factset-Markterwartungen schreibt, soll die DAX-Dividendensumme um 38 Prozent auf 46,8 Milliarden Euro steigen.

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DJG/mpt/err

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January 14, 2022 07:32 ET (12:32 GMT)