FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter aufwärts mit DAX & Co dürfte es auch in der kommenden Woche gehen. Denn das Bild einer starken Konjunkturerholung bildet sich immer deutlicher heraus und wird endlich auch von harten Konjunkturdaten untermauert. Von den USA bis China trifft derzeit eine Flut exzellenter Daten zum ersten Quartal auf die Börsen. So schoss das BIP in China mit einem Rekordmomentum von 18,3 Prozent nach oben. Die Handelsbilanz hatte bereits gezeigt, dass dahinter eine kräftige Erholung des Binnenkonsums mit entsprechender Kaufkraft steht.

Firmen quer durch alle Branchen vom Autohersteller Daimler bis zum Kosmetiker L'Oreal konnten bereits zeigen, dass sie die Nutznießer dieser Entwicklung sind. Und die Chance, dass es so weitergeht, besteht durchaus, wie der Umsatzsprung im Einzelhandel in China zeigt: Er beschleunigte sich im März auf ein Plus von 34 Prozent zum Vorjahr.


   Konjunktur läuft auf Hochtouren 

Ein ähnliches Bild zeigt mit den USA der zweite große Wirtschaftsblock. Die Amtszeit von Präsident Joe Biden steht bislang unter einem guten Stern. Das Impfen klappt im Rekordtempo und entsprechend macht sich Optimismus im Land breit. Unter anderem sprang der Philly-Fed-Index fast auf ein 50-Jahreshoch, der Umsatz im Einzelhandel legt drastisch zu und die Erstanträge auf Arbeitslosigkeit sanken deutlich.

Vielleicht noch wichtiger für Börsianer ist aber der Beweis, dass diese Erholung auf Makroebene auch bei den Einzelunternehmen in Form höherer Gewinne ankommt. Denn die oft kritisierten, weil hohen Bewertungen am Aktienmarkt lassen sich mit solchen Zahlen wieder rechtfertigen. Die US-Banken machten bereits eindrucksvoll vor, wie eine Kombination aus operativem Erfolg und gleichzeitiger Zuversicht beim Auflösen ihrer Corona-Rückstellungen die Gewinne nach oben schießen ließ.

Bei der UBS teilen die Analysten daher die Ansicht, dass die Gewinne die Bewertung rechtfertigen. Denn sie gehen schon im ersten Quartal 2021 von einem Gewinnwachstum je Aktie im Schnitt von 30 Prozent bei den US-Unternehmen im S&P-Index aus. Und sogar das Risiko höherer US-Steuern durch Joe Biden haben sie darin schon mit einkalkuliert. Entsprechend sehen sie für den Index ein Jahresziel von 4.400 Punkten, was sich bei einer Bewertung mit dem 21-Fachen der erwarteten Gewinne durchaus verträgt.


   Schade nur, dass es noch die EU gibt 

Damit sind sich mit den USA und Asien zwei Wirtschaftsblöcke einig, dass sie auf Haussekurs gehen wollen - doch leider gibt es noch einen Dritten: die EU. Das Urteil von Vermögensverwaltern über Europa fällt dabei zumeist vernichtend aus. "Die EU wird zum Belastungsfaktor für die Weltwirtschaft", warnt Werner Krämer, Senior Economic Analyst von Lazard Asset Management.

Denn während China und die USA als Wachstumsmotoren den Aufschwung der Weltwirtschaft vorantreiben, fungiere die Eurozone zunehmend als Bremsklotz. "Das allumfassende Staatsversagen in Deutschland und der EU bei der Pandemieeindämmung verhindert eine synchrone Erholung der Weltwirtschaft", kritisiert Krämer: "Während sich Asien als der große Pandemiegewinner erweist und sich in den USA und Großbritannien wegen des hohen Impftempos der Blick bereits auf die Zeit nach der Pandemie richtet, wird die EU wegen des Mangels an Impfstoff und des Fehlens einer konsistenten Impfstrategie in einen Dauerlockdown gezwungen".

Damit entkoppeln sich die Wirtschaftsräume immer weiter. In den USA könnte 2021 ein Nominalwachstum von 10 Prozent durchaus erreichbar sein - in der EU wäre jedoch "bereits die Hälfte eine positive Überraschung", so Krämer. Die EU werde damit "zu einer Region, deren Ökonomie von der Hilfe anderer abhängt".


   Entkoppelung von Börsen und Branchen ist rational 

Auch bei Columbia Threadneedle sieht man diese Entkoppelung der Wirtschaftsräume, daher sei auch die unterschiedliche Entwicklung der Aktienmärkte rational. Der S&P-500 habe seit seinem Märztief über 35 Prozent zugelegt. Dies sei nicht bedenklich, sondern greife einfach der Realwirtschaft vorweg, meint Chief Investment Officer Colin Moore. Dabei zeigten aber die breiten Indizes gar nicht das genaue Bild, denn die Erholungen verliefen je nach Branche nach sehr verschiedenen Mustern und Geschwindigkeiten.

In den kommenden Wochen haben Anleger nun ausreichend Gelegenheit, sich zu überzeugen, ob die Gewinnentwicklung der Unternehmen noch weiter steigende Kurse rechtfertigt. Die Berichtssaison kommt jetzt richtig in Fahrt. Zahlen kommen von Großunternehmen quer durch alle Branche von IBM und Intel über Procter & Gamble bis hin zu Nestle. Und ob es mit der Konjunktur so weiter rauscht, werden die neuen Einkaufsmanager-Indizes (PMI) zeigen.

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April 16, 2021 07:37 ET (11:37 GMT)