Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Ampeln an den internationalen Börsen stehen auf Grün. Zwar hat sich der DAX nach der neuerlichen Aufwärtswelle um 1.000 Punkte eine Verschnaufpause verdient. Diese dürfte aber spätestens in der kommenden Woche in einer Attacke auf das jüngste Hochs bei 13.400 Punkten enden. Danach könnte der deutsche Leitindex dann Richtung 14.000er Marke davonziehen.

Der deutliche Rückgang der Renditen hellt besonders die Aussichten für Wachstumswerte deutlich auf. Nach der scharfen Korrektur mit Kursrückgängen von teilweise 50 Prozent und mehr sind die Technologiewerte nun wieder deutlich attraktiver bewertet. Aber auch viele defensive Wachstumswerte sind stark zurückgekommen und werden nun wieder gekauft.

Die Aussichten für "Value" sind aber ebenfalls besser geworden. Die Lieferkettenengpässe entspannen sich, zum Beispiel bei Chips. Und bei den für die Gesamtkonjunktur so wichtigen Gaslieferungen ist der "Worst Case" bisher nicht eingetreten. Auch mit der relativ geringen Kapazitätauslastung von Nord Stream 1 lassen sich die Gaslagerstätten noch auffüllen, wenn auch langsamer als erhofft. Marktteilnehmer erwarten nicht, dass das russische Regime die Lieferungen bereits jetzt völlig einstellt. Denn das gilt als Putins letzte Trumpfkarte, und er wird sie kaum vorschnell ausspielen.

Rückenwind kommt aber vor allem von der Wall Street. Der DAX hat nach dem März-Tief bereits zwei markante Bärenmarkt-Rallys mit Gewinnen von etwa 10 Prozent oder mehr gefahren, aktuell läuft die dritte. An der Wall Street gab es dagegen seit März keine wirklich starke Gegenbewegung mehr. Der Stimmungseinbruch auf neue Tiefs in der jüngsten Fondsmanager-Umfrage schreit aber nun aber geradezu nach einer ausgeprägten Aufwärtskorrektur.


  Sommer-Rally kippt im August - neue Baisse-Tiefs im Herbst wahrscheinlich 

Mehr als eine Gegenbewegung wird aber auch diese Sommerrally vermutlich noch nicht bringen. Dass den Notenbanken ein "soft landing" gelingt, ist nach wie vor nur eine Wette mit offenem Ausgang. Für einen markanten Rückgang der Inflationsdaten ist es noch zu früh und damit auch für ein Ende der Zinserhöhungserwartungen.

Die Liquiditätssituation wird sich nach der Sitzung der US-Notenbank (Fed) am kommenden Mittwoch weiter verschlechtern, und nach dem August steht mit dem September ein regelmäßig sehr schwacher Börsenmonat vor der Tür. Der Markt dürfte also im späteren Verlauf des Augusts wieder kippen.

Am wahrscheinlichsten ist eine starke Abwärtswelle bis in den Oktober hinein. Dann könnte der Start der traditionellen Vorwahlrally in den USA die Baisse aber bereits endgültig beenden.


 Berichtssaison auf Hochtouren - und Makro-Agenda voller Highlights 

Doch noch stehen die Ampeln auf Grün. Im Blick steht nach wie vor die Berichtssaison, die bisher einen Tick positiver verläuft als erwartet. Kühne und Nagel, Philips, Ryanair und Vodafone öffnen am Montag ihre Bücher. Am Dienstag folgen unter anderem UBS, Remy Cointreau und Unilever sowie General Electric in den USA. Am Abend stehen dann Deutsche Börse, Microsoft und Alphabet auf der Agenda. Am Mittwoch dreht der DAX dann auf mit den Berichten von Airbus, Mercedes-Benz und Deutsche Bank. Am Donnerstag folgen unter anderem VW, Linde, Intel und Apple, am Freitag Swiss Re, BBVA, BNP und Renault.

Das erste Highlight auf der Makroseite bietet der Ifo-Geschäftsklima-Index am Montag. Am Dienstag folgt das US-Verbrauchervertrauen, am Mittwoch die Fed-Sitzung, am Donnerstag erste Daten zum deutschen Preisanstieg im Juli und zum US-BIP im zweiten Quartal. Am Freitag stehen unter anderem das deutsche BIP und der Einkaufsmanager-Index aus Chicago auf dem Terminkalender.

DJG/hru/gos

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