FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Donnerstagnachmittag leichter. Die Zinsentscheidungen der US-Notenbank sowie der Europäischen Zentralbank lieferten in den letzten 24 Stunden wenig Neues. Zunächst hatte die US-Notenbank am Vorabend, wie mehrheitlich erwartet, die Leitzinsen um 25 Basispunkte nach oben genommen und dürfte ihren zugleich gesendeten Signalen zufolge zunächst eine Pause im Zinserhöhungszyklus einlegen. Sie will nun datenabhängiger agieren und zunächst schauen, wie sich die erfolgten Zinserhöhungen auswirkten. Die Experten der Commerzbank betonen, dass US-Notenbankchef Jerome Powell nun auf einem "hinreichend restriktivem Niveau" verharren wolle. Der Inflationsausblick "unterstützt Zinssenkungen nicht", zitieren sie den Fed-Chairman.

Am frühen Donnerstagmittag folgte die Europäische Zentralbank und hob, wie ebenfalls erwartet, die Leitzinsen um 25 Basispunkte an. Allenfalls die Euro-Bullen, die auf einen Zinsschritt um 50 Basispunkte gesetzt hatten, schlossen ihre Wetten auf den großen Zinsschritt, was den Euro leicht belastete. Er fiel zwischenzeitlich von 1,1080 auf 1,1001, bevor wieder Kaufe einsetzten. Aktuell handelt das Währungspaar bei 1,1020 Dollar. Zudem gilt es für die Börsianer, eine kaum zu bewältigende Flut an Unternehmenszahlen zu verarbeiten. Der DAX gibt 0,5 Prozent ab auf 15.740 Zähler, der Euro-Stoxx-50 fällt um 0,4 Prozent auf 4.291 Punkte. leicht belastend wirkt sich hier aus, dass in China ein weiterer Einkaufsmanagerindex enttäuschend ausfiel und in Deutschland die Exporte im März überraschend deutlich geschrumpft sind.


   Auf dem Weg zum Zinsgipfel wird die Luft dünner 

Ihren Zinsgipfel hat für Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ BANK, die Europäische Zentralbank zwar noch nicht erreicht, die Schritte werden aber kleiner. Die Notenbank habe die Zinsen heute zum siebten Mal in Folge erhöht, 25 Basispunkte waren aber eine Premiere. Damit wurden die jüngsten Spekulationen auf eine Anhebung um 50 Basispunkte enttäuscht, weshalb der Finanzmarkt diese Sitzung als taubenhaft interpretieren dürfte. Mit einem Niveau von 3,25 Prozent beim Einlagesatz bleibe die EZB zwei Prozentpunkte unterhalb der Fed-Rate in den USA. Anders als die amerikanische Zentralbank werden die Europäer wohl noch zwei weitere Zinserhöhungen folgen lassen. Das begrüßt Holstein. Denn die Inflationsrate im Euro-Raum sei nach wie vor deutlich zu hoch und dürfte in den kommenden Monaten auch nur langsam zurückgehen. Der Lohndruck habe zuletzt trotz der schwächeren Konjunktur weiter zugenommen und die Arbeitslosigkeit ist sehr niedrig, das Zwei-Prozent-Ziel nur mit dem Fernglas zu erkennen. Daher sei es für die EZB wichtig, Entschlossenheit zu zeigen und die Inflationserwartungen weiter zu dämpfen.


   Zahlenflut mit durchwachsenen Ergebnissen 

Quartalszahlen hat unter den DAX-Unternehmen unter anderem BMW vorgelegt. Der Kurs steigt darauf um 2,3 Prozent. Dem Automobilhersteller ist eine positive Überraschung bei der Marge gelungen. "Mit einer Marge von über 12 Prozent hatte man im Autobereich nicht gerechnet", so ein Händler. Weniger zufrieden ist man mit VW (+0,4%). VW habe im ersten Quartal überraschend gut abgeschnitten, kommentiert RBC die Zahlen. Die Marge sei "ex Derivate" im Auftaktquartal höher ausgefallen als der für das Jahr avisierte Wert - ein Muster, das auch bei anderen Autoherstellern (Ford, General Motors, BMW) zu beobachten gewesen sei. Das lasse auf eine schwächere Entwicklung im restlichen Jahr schließen.

Mercedes-Benz fallen nur optisch stark um 7,1 Prozent, die Aktie wird ex Dividende gehandelt. Auch Hannover Rück (-2,7%) werden "ex" gehandelt, ebenso Hapag-Lloyd (-28%). Die Reederei zahlt nach einer Rekord-Bilanz eine Rekord-Dividende von 63 Euro je Aktie.

Bei Infineon drücken Gewinnmitnahmen um 2,1 Prozent. Die Zahlen seien "in der Breite besser als erwartet", sagt ein Händler. Zudem habe Infineon den Ausblick angehoben. Analysten sind teils besorgt über den anhaltenden Bestandsaufbau in der Automobilzulieferkette, der zu einer zukünftigen Umsatz- und Margenschwäche führen werde.


   Zalando mit roter Laterne im DAX 

Zalando verlieren 7,2 Prozent, obwohl die Abweichungen von den Prognosen nur als marginal beschrieben werden. Das Unternehmen hat zudem den Ausblick bestätigt. Die Analysten der Citi weisen trotz der anhaltenden Kostenkontrolle und der robusten Bruttomarge auf die höheren Lagerbestände hin, die für Skepsis sorgten.

Vonovia verlieren 1,5 Prozent. Hier sind die Quartalszahlen zwar schwach ausgefallen, der Immobilienkonzern hat aber zumindest seinen Jahresausblick bestätigt. Gelobt werden indes die Zahlen von Qiagen (+2,9%). Mehrere US-Konkurrenten hätten mit ihren vorsichtigeren Ergebnissen und Ausblicken eher verunsichert, Qiagen jedoch nicht, heben die Analysten von Jefferies hervor.

Rheinmetall verlieren 1,8 Prozent. Während der Umsatz im ersten Quartal die Prognosen leicht übertroffen hat, enttäuschte der operative Gewinn. Auch bei Italiens Rüstungshersteller Leonardo (-4,2%) ist der Quartalsbericht enttäuschend ausgefallen.

Beim Bierbrauer AB Inbev geht es um 2,2 Prozent höher: Hier haben besonders in China die Umsätze stärker als erwartet angezogen.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.291,15        -0,4%      -19,03     +13,1% 
Stoxx-50                4.000,04        -0,4%      -16,03      +9,5% 
DAX                    15.740,07        -0,5%      -74,99     +13,1% 
MDAX                   27.257,95        -0,6%     -176,83      +8,5% 
TecDAX                  3.266,91        +0,1%        1,76     +11,8% 
SDAX                   13.643,31        -0,2%      -25,93     +14,4% 
FTSE                    7.730,53        -0,7%      -57,84      +4,5% 
CAC                     7.348,32        -0,7%      -55,51     +13,5% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,24                    -0,00      -0,33 
US-Zehnjahresrendite        3,37                    +0,03      -0,51 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Do, 8:48  Mi, 17:28   % YTD 
EUR/USD                   1,1020        -0,4%      1,1076     1,1058   +3,0% 
EUR/JPY                   147,88        -0,7%      148,75     149,40   +5,4% 
EUR/CHF                   0,9773        -0,1%      0,9781     0,9803   -1,3% 
EUR/GBP                   0,8764        -0,4%      0,8809     0,8812   -1,0% 
USD/JPY                   134,22        -0,3%      134,29     135,10   +2,4% 
GBP/USD                   1,2573        +0,1%      1,2574     1,2548   +4,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,9197        +0,0%      6,9097     6,9129   -0,1% 
Bitcoin 
BTC/USD                28.779,00        -0,6%   29.171,78  28.250,37  +73,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  68,16        68,60       -0,6%      -0,44  -15,0% 
Brent/ICE                  72,30        72,33       -0,0%      -0,03  -14,2% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                  35,83        36,78       -2,6%      -0,95  -52,5% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.045,38     2.038,92       +0,3%      +6,46  +12,2% 
Silber (Spot)              25,72        25,63       +0,4%      +0,10   +7,3% 
Platin (Spot)           1.051,00     1.054,50       -0,3%      -3,50   -1,6% 
Kupfer-Future               3,84         3,84       +0,1%      +0,00   +0,7% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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May 04, 2023 10:19 ET (14:19 GMT)