FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen weisen auch am Mittwochnachmittag leichte Verluste aus. Wenig beeindruckt zeigt sich der Kapitalmarkt von der unerwartet deutlichen Erholung des Ifo-Geschätsklima-Index. Dieser lag mit 86,9 auf dem höchsten Niveau seit Juli. Die Commerzbank sieht darin aber lediglich eine Stabilisierung der Stimmung und keine Trendwende nach oben. Das niedrige Niveau des Ifo-Geschäftsklimas lege weiter ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft im zweiten Halbjahr nahe. Für das nächste Jahr erwarten die Analysten keine kräftige Erholung. Denn die massiven EZB-Zinserhöhungen wirkten nach.

Der DAX notiert 0,3 Prozent im Minus bei 14.829 Punkten, für den Euro-Stoxx-50 geht es um 0,3 Prozent zurück auf 4.053. Die Stabilisierung an den Anleihemärkten sorgt dafür, dass der Abgabedruck bei risikoreichen Vermögenswerten wie Aktien weicht. Die vielbeachtete Rendite der 10-jährigen Treasurys liegt mit 4,90 Prozent wieder deutlich unter der Marke von 5 Prozent. Für ausbleibendes Kaufinteresse sorgt die Zurückhaltung vor der Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag, auch wenn man sich am Markt ziemlich sicher ist, dass die EZB die Leitzinsen erstmals seit Juni 2022 unangetastet lassen wird.

Die weiter ausgebliebene Eskalation im Nahostkrieg sorgt für etwas Beruhigung, weder gibt es bislang den befürchteten Flächenbrand noch die israelische Bodenoffensive im Gazastreifen. US-Präsident Joe Biden und der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman wollten gemeinsam darauf hinwirken, dass der Nahostkrieg nicht weiter eskaliert, merkt MUFG-Devisenanalyst Michael Wan an.


   Berichtssaison im Fokus 

Im Handel steht zudem die laufende Berichtssaison im Fokus. Positiv hat die Deutsche Bank überrascht, für die Aktie geht es um 6,6 Prozent nach oben. Der bereinigte Vorsteuergewinn der Bank für das dritte Quartal 2023 liegt laut der Citigroup dank geringerer Wertminderungen 9 Prozent über der Konsenserwartung. Die bereinigten Erträge und Kosten deckten sich jeweils mit den Erwartungen. Den Wermutstropfen liefert die Tochter DWS, deren Aktie um 3,2 Prozent nachgibt. Der Vorsteuergewinn liegt zwar über den Erwartungen. Dagegen seien die Nettoneuzuflüsse hinter den Erwartungen zurückgeblieben, so Jefferies.

Als "unspektakulär solide" stuft ein Marktteilnehmer die Geschäftszahlen der Porsche AG (-1,2%) ein. Die Umsätze für das dritte Quartal liegen laut Stifel ca. 4,7 Prozent über den Konsenserwartungen, der operative Gewinn decke sich mit den Markterwartungen. Damit liege die EBIT-Marge von 17 Prozent unter der Konsenserwartung von 17,8 Prozent. Negativ sei, dass die FuE-Kapitalisierungsquote weiter angestiegen sei.

Die gute Nachricht bei Traton ist, dass das Unternehmen nach dem guten dritten Quartal etwas optimistischer beim Margenausblick wird. Mit Blick auf die dritte Periode wird allerdings von einem Marktteilnehmer moniert, dass der Ordereingang eher schwach aussehe. Für Traton geht es 0,5 Prozent nach unten.

Positiv wird das organische Wachstum bei Symrise (+2,4%) gewertet. Es fiel im dritten Quartal mit 6,4 Prozent höher aus als im Konsens von 4,5 Prozent vorausgesagt, wie es von Jefferies heißt. Die Umsätze verfehlten allerdings die Markterwartung um 2 Prozent.

Nach mehr oder weniger soliden Geschäftszahlen gewinnt die Aktie von Beiersdorf 1,6 Prozent. Warburg sieht Beiersdorf insgesamt auf gutem Weg, die Erwartungen der Analysten zu erfüllen, auch wenn die erhoffte Erholung im Luxusgeschäft bei der Marke La Prairie bisher nicht sichtbar geworden sei.

Deutsche Telekom reagieren positiv auf die Quartalszahlen der Tochter T-Mobile US und rücken 0,9 Prozent vor. T-Mobile US hat im dritten Quartal einen über den Markterwartungen liegenden Gewinn verzeichnet, der Umsatz blieb jedoch hinter den Erwartungen zurück. Der Ausblick für das Gesamtjahr wurde angehoben. T-Mobile erwartet nun einen Nettozuwachs von 5,7 bis 5,9 Millionen Postpaid-Kunden von zuvor 5,6 bis 5,9 Millionen.


   Kering nächste Enttäuschung unter Luxusgüterherstellern 

Kering (-4,7%) hat im dritten Quartal weniger umgesetzt, was an der Böse bereits erwartet wurde. Der französische Luxusgüterkonzern leidet wie die Wettbewerber unter der konjunkturellen Abkühlung der Luxusgüterbranche, da der Postpandemie-Boom nachlässt. Die Analysten der Citi weisen auf die Margenentwicklung bei Gucci hin, die um rund 200 Basispunkte sinke und damit unterhalb der Erwartung liege. Mit Blick auf die Margenentwicklung geht es für die Aktie zunächst nach unten.

Die Umsatzzahlen zum dritten Quartal wie auch der leicht angehobene Cashflow-Ausblick von Michelin (-1,3%) stellen für die Analysten der Citi keine Überraschung dar. Der Umsatz des französischen Automobilzulieferers liege weitgehend im Einklang mit dem Konsens, da eine bessere Preis-Mixgestaltung im Vergleich zum Konsens weitgehend durch leicht niedrigere Volumina und Gegenwind von der Währungsseite ausgeglichen worden sei. Die Prognose für den freien Cashflow im Gesamtjahr wurde angehoben - auf das Niveau des Konsens.

Die größte negative Überraschung des Tages hat wohl Worldline (-58%) mit der Senkung des Ausblicks geliefert, auch die Aktien der Wettbewerber wie Nexi (-14%) wie auch Adyen (-9%) kommen unter Druck. Hier wurden viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Von Stifel heißt es, das dritte Quartal bei Worldline sei deutlich schwächer als befürchtet ausgefallen. Die Warnung gehört in die Kategorie nicht eingehaltener Wachstumshoffnungen, was aktuell an der Börse massiv abgestraft wird.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.044,00        -0,5%        -21,37          +6,6% 
Stoxx-50                3.837,00        -0,2%         -6,65          +5,1% 
DAX                    14.801,75        -0,5%        -78,19          +6,3% 
MDAX                   23.964,82        -1,9%       -458,67          -4,6% 
TecDAX                  2.829,23        -1,5%        -44,30          -3,2% 
SDAX                   12.068,98        -2,1%       -262,71          +1,2% 
FTSE                    7.391,56        +0,0%          1,86          -0,8% 
CAC                     6.863,93        -0,4%        -29,72          +6,0% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,87                      +0,05          +0,30 
US-Zehnjahresrendite        4,89                      +0,07          +1,01 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Mi, 8:30 Uhr  Di, 17:16 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,0578        -0,1%        1,0603         1,0593    -1,2% 
EUR/JPY                   158,57        -0,1%        158,88         158,81   +13,0% 
EUR/CHF                   0,9465        +0,0%        0,9462         0,9473    -4,4% 
EUR/GBP                   0,8722        +0,1%        0,8713         0,8706    -1,5% 
USD/JPY                   149,92        +0,0%        149,84         149,91   +14,3% 
GBP/USD                   1,2126        -0,3%        1,2168         1,2168    +0,3% 
USD/CNH (Offshore)        7,3272        +0,2%        7,3144         7,3173    +5,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                34.376,68        +0,5%     34.174,53      34.221,46  +107,1% 
 
 
 
ROHOEL                   zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  83,58        83,74         -0,2%          -0,16    +8,1% 
Brent/ICE                  88,01        88,07         -0,1%          -0,06    +7,7% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                   0,00        43,32       -100,0%         -43,32   -51,6% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             1.982,69     1.970,90         +0,6%         +11,79    +8,7% 
Silber (Spot)              22,89        22,98         -0,4%          -0,09    -4,5% 
Platin (Spot)             900,68       889,00         +1,3%         +11,68   -15,7% 
Kupfer-Future               3,60         3,62         -0,6%          -0,02    -5,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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October 25, 2023 09:52 ET (13:52 GMT)