Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Wie an der Schnur gezogen zur Seite tendieren die europäischen Börsen am Dienstagnachmittag. Der Euro-Stoxx-50 steht mit 4.317 Punkten auf dem Schlussstand vom Montag, auch der DAX bewegt sich mit 15.911 Punkten so gut wie nicht. Damit stecken die Indizes auch weiter in der engen Seitwärtsspanne der vergangenen Wochen fest. Die Anleger warten ab, ob US-Präsident Joe Biden und die Republikaner bei einem geplanten Treffen am Abend Fortschritte in Bezug auf die US-Schuldenobergrenze erzielen können. Auch wenn erneut Gespräche stattfinden, ist nach Einschätzung eines Marktteilnehmers noch nicht mit einer Einigung zu rechnen.

Vom ZEW-Konjunkturindex sind die erhofften positiven Impulse ausgeblieben. Die Konjunkturerwartungen haben sich im Mai deutlich eingetrübt. Auch neue US-Daten zum Einzelhandel und zur Industrieproduktion konnten die Märkte nicht aus ihrer Lethargie reißen.


   Risiko einer Stagflation steigt wieder 

"Solange sich Republikaner und Demokraten nicht in Sachen Steuererhöhungen, Anhebung der Schuldenobergrenze oder Bundesausgaben bewegen, ist jeder Optimismus verfrüht", heißt es von den Marktstrategen von Oanda. In der Zwischenzeit sei das Risiko einer Stagflation - schwaches Wachstum in Kombination mit hoher Inflation - zurückgekehrt, nachdem die Empire-State-Umfrage der New Yorker Federal Reserve für das verarbeitende Gewerbe gezeigt habe, dass die gezahlten Preise stiegen, aber die Aktivität der Fabriken im Mai gesunken sei.

Im DAX gewinnen Siemens Energy nach den guten Quartalszahlen vom Wochenauftakt weitere 3,1 Prozent. Airbus steigen um 2,1 Prozent, Infineon um 2,2 Prozent. Auf der anderen Seite fallen VW um 1,9 Prozent. Im Betrugsprozess um den Dieselskandal bei Volkswagen hat sich der frühere Vorstandschef der Konzerntochter Audi, Rupert Stadler, schuldig bekannt. Er habe es im Verlauf des Skandals unterlassen, Vertragspartner zu informieren, so Stadler laut einer von seiner Anwältin vorgelesenen Erklärung.

Daneben werden an der Börse die zuletzt schwachen Wirtschaftsdaten aus China als Grund für die Kursrückgänge der Autoaktien genannt. Der Stoxx-Branchenindex der Autoaktien führt mit einem Minus von 1,0 Prozent die Verliererliste auf der Branchenseite an. Renault geben um 2,5 Prozent nach, Porsche AG um 1,9 Prozent und Mercedes-Benz um 0,7 Prozent.


   Vodafone belastet Telekom-Index 

Auch Einzelhandels- und Telekom-Titel notieren gemessen an ihren Indizes leichter. Ein enttäuschender Ausblick drückt den Kurs von Vodafone um 8,3 Prozent. Die Zahlen zum vierten Geschäftsquartal werden von der Citigroup hingegen als solide bezeichnet. Der Schwäche entziehen können sich Deutsche Telekom, die um 1,1 Prozent auf 22,08 Euro steigen. Goldman Sachs hat am Montag das Kursziel für die T-Aktie auf 27,50 Euro erhöht.

Bei den Branchen in Europa legen die Indizes der Versorger, der Technologieaktien sowie der Titel aus dem Reise- und Freizeitbereich etwas zu.


   Hornbach Holding deutlich im Minus 

Im SDAX brechen Hornbach Holding um 11,3 Prozent ein. Der Ausblick auf 2023/24 wird im Handel als "verhalten" eingestuft. So schließt die Baumarktkette für das kommende Jahr aufgrund des herausfordernden Umfelds einen Rückgang des bereinigten EBIT gegenüber dem Vorjahresniveau um 5 bis 15 Prozent nicht aus. "Hier wurde mit einer stabilen Entwicklung gerechnet", so der Händler. Auch beim Umsatz sei das Unternehmen zurückhaltend und erwarte nur eine Stagnation. "Hier dürfte wohl ein weiteres Jahr vergehen, bis sich das Geschäft zum Besseren wendet", so der Händler.

Sonova fallen um 9,1 Prozent. Während die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022/23 von den Jefferies-Analysten als solide eingestuft werden, liege der Ausblick leicht unter den Prognosen. Die kommenden sechs Monate würden durch die Nichterneuerung des Costco-Vertrags und einer damit höheren Vergleichsbasis beeinflusst. Diese Faktoren würden am Ende des ersten Geschäftshalbjahres wegfallen.


   Boohoo haussieren nach Zahlen 

Boohoo haussieren in London um 5,3 Prozent, nachdem das britische Mode-Unternehmen für das per Ende Februar abgelaufene Geschäftsjahr Zahlen vorgelegt hat. Diese fielen leicht besser als vom Unternehmen erwartet aus. Die Analysten von Jefferies loben vor allem die Cash-Entwicklung. Von einer deutlichen Reduzierung der Lagerbestände profitierten die Barmittel. Während die Analysten für Ende des Geschäftsjahrs 2022/23 mit einer Nettoverschuldung von 52 Millionen Pfund gerechnet hatten, schloss Boohoo mit einer Nettoliquidität von 6 Millionen ab.


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Aktienindex              zuletzt        +/- %       absolut      +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.317,34        +0,0%          0,93         +13,8% 
Stoxx-50                4.038,35        -0,2%         -7,03         +10,6% 
DAX                    15.911,24        -0,0%         -6,00         +14,3% 
MDAX                   27.324,69        -0,2%        -62,09          +8,8% 
TecDAX                  3.237,44        +0,1%          3,30         +10,8% 
SDAX                   13.521,18        -0,6%        -82,35         +13,4% 
FTSE                    7.761,32        -0,2%        -16,38          +4,4% 
CAC                     7.405,49        -0,2%        -12,72         +14,4% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,32                      +0,02          -0,25 
US-Zehnjahresrendite        3,55                      +0,05          -0,33 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:00 Uhr  Mo, 17:07 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0886        +0,1%        1,0872         1,0870   +1,7% 
EUR/JPY                   148,37        +0,3%        147,74         147,90   +5,7% 
EUR/CHF                   0,9738        -0,0%        0,9736         0,9731   -1,6% 
EUR/GBP                   0,8687        +0,1%        0,8690         0,8686   -1,8% 
USD/JPY                   136,30        +0,2%        135,88         136,07   +3,9% 
GBP/USD                   1,2533        +0,0%        1,2513         1,2515   +3,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,9863        +0,4%        6,9732         6,9624   +0,8% 
Bitcoin 
BTC/USD                27.080,77        -1,1%     27.069,47      27.384,82  +63,1% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  71,67        71,11         +0,8%          +0,56  -10,6% 
Brent/ICE                  75,55        75,23         +0,4%          +0,32  -10,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                  32,82        32,31         +1,6%          +0,51  -58,3% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             2.008,57     2.020,95         -0,6%         -12,38  +10,1% 
Silber (Spot)              24,06        24,15         -0,4%          -0,09   +0,4% 
Platin (Spot)           1.073,15     1.069,50         +0,3%          +3,65   +0,5% 
Kupfer-Future               3,66         3,74         -2,2%          -0,08   -4,1% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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May 16, 2023 09:53 ET (13:53 GMT)