FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben auch am Mittwoch mit kräftigen Gewinnen den Handel beendet. Der DAX gewann 0,7 Prozent auf 16.656 Punkte, bei 16.727 Punkten wurde ein neues Allzeithoch markiert, der Euro-Stoxx-50 schloss 0,7 Prozent fester bei 4.483 Punkten. Angetrieben wurde die Hausse zum einen weiter von den stark gefallenen Renditen, die laut Marktteilnehmern die erwarteten Zinssenkungen im kommenden Jahr bereits vorwegnehmen. Daneben verdichten sich die Anzeichen, die Konjunktur könnte sich allmählich stabilisieren und einen Boden finden. Das wiederum wäre günstig für die Gewinnaussichten der Unternehmen. "Nach dem Ausbruch auf neue Rekorde dürften nun weitere Marktteilnehmer in den Markt gezwungen werden", so ein Händler.

Die unter den Erwartungen ausgefallenen ADP-Daten aus den USA wirkten an den Märkten leicht stützend. Die Zahl der Beschäftigten stieg im November um 103.000, erwartet worden war ein Plus von 128.000. Die Daten unterstrichen das Bild eines sich abkühlenden US-Arbeitsmarktes. Für die Börsen sind das prinzipiell positive Nachrichten, legen sie doch nahe, dass die US-Notenbank bald damit beginnen könnte, die Zinsen zu senken. Allerdings mehren sich die Stimmen im Handel, dass die Märkte in ihren Zinssenkungserwartungen für 2024 bereits über das Ziel hinausgeschossen sind. Der Euro tickte leicht nach oben genauso wie die Kurse an den Anleihemärkten - die Renditen fielen also.

"Wir sehen zwar gute Chancen, dass das positive Stimmungsbild an den weltweiten Aktienmärkten noch für einige Zeit anhält. Allerdings haben die Rückschlagrisiken zuletzt spürbar zugenommen", warnte indes die DZ Bank. Dies liege vor allem an den zu weit gelaufenen Leitzinssenkungsspekulationen. "Wir rechnen frühestens im Sommer mit einem ersten Zinsschritt nach unten vonseiten der Federal Reserve. Bei der Europäischen Zentralbank dürfte es sogar noch einige Wochen länger dauern", hieß es.


    Merck KGaA nach Studienfehlschlag schwer unter Druck 

Merck KGaA brachen um 13,1 Prozent ein. Der Pharmakonzern hatte am Vorabend mitgeteilt, dass der primäre Endpunkt bei einem Multiple-Sklerose-Medikament nicht erreicht wurde. Dies reduziere den potenziellen Wert der Pipeline, hieß es von Equita. Allerdings glauben die Analysten, dass die Auswirkungen auf die Schätzungen begrenzt sein sollten.

Fresenius bestätigte derweil, dass man die Dividendenzahlung für 2023 aussetzen müsse. Grund seien staatliche Energiehilfen für die Tochter Helios. "Bei über 5 Prozent Dividendenrendite dürfte sich die Streichung bemerkbar machen", so ein Händler. Zudem müssen Aktien ohne Dividendenzahlungen aus manchen Fonds entnommen werden. Der Kurs gewann 0,3 Prozent und entwickelte sich somit schwächer als der Gesamtmarkt. Für die Aktie der Tochter Fresenius Medical Care ging es nach einer Cyberattacke auf eine US-Tochter um 1,4 Prozent nach unten. Evotec zeigten sich nach der Zulassung eines Wirkstoffs in China dagegen mit Aufschlägen von 2,6 Prozent.

British American Tobacco (BAT) brachen an der Londoner Börse um 8,4 Prozent ein. Der Tabakkonzern schreibt 25 Milliarden Pfund auf seine US-Zigarettenmarken ab. "Die US-Raucher bevorzugen aktuell Billig-Zigaretten und greifen auch zu illegalen Einweg-E-Zigaretten", so ein Marktteilnehmer zu dem Unternehmensbericht. Der Tabakkonzern, zu dem Marken wie Kent, Dunhill und Lucky Strike gehören, bestätigte gleichwohl seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Die Wertberichtigung sei in erster Linie auf einige übernommene Tabak-Marken in den USA zurückzuführen.


    Tui zweistellig im Plus - Ausblick stützt 

Auf der Gewinnerseite standen mit der zunehmenden Konjunkturzuversicht Rohstofftitel (+1,4%) neben Automobilaktien (+2,1%). Letztere wurden gestützt von VW mit Kursaufschlägen von 5,4 Prozent. Für Erleichterung sorgte der günstige Ausgang einer Untersuchung zu Menschenrechtsverletzungen in China. Wie die Analysten der Citi feststellten, hätte dies eine "Red Flag" für die ESG-Einstufung von VW sein können. Objekt der Sorge war das Joint Venture-Werk SAIC-VW in Urumtschi. Nun habe ein Audit von Loening ergeben, dass alle chinesischen Gesetze und die ILO-Konvention eingehalten würden.

Der Touristik-Sektor kam sogar auf ein Plus von 2,4 Prozent. Tui haussierten hier um 15,3 Prozent. Der Reisekonzern hat im abgelaufenen Geschäftsquartal 2022/23 wieder schwarze Zahlen geschrieben und den operativen Gewinn mehr als verdoppelt. Der Umsatz lag dank eines starken Schlussquartals erstmals über der Marke von 20 Milliarden Euro. Im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 will Tui weiter profitabel wachsen. Der Ausblick von Tui für das Geschäftsjahr 2024 sehe ermutigend aus und zeige das gestiegene Vertrauen des Managements und die Absehbarkeit von Trends, urteilten die Citi-Analysten. Die Prognose liege 6 Prozent über dem Konsens und 7 Prozent über den Schätzungen der Citi.

Für keine stärkeren Kursbewegungen sorgten die am Vorabend mitgeteilten Änderungen in MDAX und SDAX. Aroundtown, Siltronic und Krones steigen mit Wirkung zum 18. Dezember in den MDAX auf. In den SDAX absteigen müssen dafür der ehemalige DAX-Konzern Prosieben, Dürr und Befesa. In den SDAX aufsteigen werden Schott Pharma, Mutares und KSB. Für sie müssen Zeal Network, New Work und Secunet ihre Plätze räumen. Die größte Überraschung war der Abstieg von Zeal Network, die 1,7 Prozent verloren.


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Index                                 Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
.                                        stand      absolut         in %           seit 
.                                                                         Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50                         4.483,26       +30,49        +0,7%         +18,2% 
Stoxx-50                              4.042,30        +7,81        +0,2%         +10,7% 
Stoxx-600                               470,06        +2,44        +0,5%         +10,6% 
XETRA-DAX                            16.656,44      +123,33        +0,7%         +19,6% 
FTSE-100 London                       7.515,38       +25,54        +0,3%          +0,5% 
CAC-40 Paris                          7.435,99       +49,00        +0,7%         +14,9% 
AEX Amsterdam                           776,18        +2,11        +0,3%         +12,7% 
ATHEX-20 Athen                        3.076,98        -2,85        -0,1%         +36,7% 
BEL-20 Bruessel                       3.657,70       +30,82        +0,8%          -1,2% 
BUX Budapest                         58.447,63       +15,34        +0,0%         +33,5% 
ISE NAT. 30 Istanbul                  8.471,07      -201,99        -2,3%         +42,5% 
OMXC-20 Kopenhagen                    2.204,68       -13,73        -0,6%         +20,1% 
PSI 20 Lissabon                       6.576,12       +33,78        +0,5%         +15,4% 
IBEX-35 Madrid                       10.258,10       +19,70        +0,2%         +24,7% 
FTSE-MIB Mailand                     30.326,29      +243,41        +0,8%         +26,9% 
OBX Oslo                              1.187,42        -2,11        -0,2%          +8,9% 
PX  Prag                              1.411,36       +12,09        +0,9%         +17,4% 
OMXS-30 Stockholm                     2.289,64       +21,84        +1,0%         +12,1% 
WIG-20 Warschau                       2.309,81       +11,03        +0,5%         +28,9% 
ATX Wien                              3.306,51        -6,27        -0,2%          +6,1% 
SMI Zuerich                          11.001,62       +36,81        +0,3%          +2,5% 
*bezogen auf Schlusskurs vom Vortag 
 
DEVISEN               zuletzt        +/- %   Mi, 8:14  Di, 17:06    % YTD 
EUR/USD                1,0787        -0,1%     1,0785     1,0811    +0,8% 
EUR/JPY                158,76        -0,1%     158,64     158,99   +13,1% 
EUR/CHF                0,9431        -0,2%     0,9437     0,9450    -4,7% 
EUR/GBP                0,8571        -0,1%     0,8562     0,8570    -3,2% 
USD/JPY                147,16        +0,0%     147,07     147,07   +12,2% 
GBP/USD                1,2585        -0,1%     1,2596     1,2614    +4,1% 
USD/CNH (Offshore)     7,1725        +0,0%     7,1651     7,1611    +3,5% 
Bitcoin 
BTC/USD             43.817,64        -1,0%  43.548,98  42.205,66  +164,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settlem.      +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex               69,40        72,32      -4,0%      -2,92    -9,6% 
Brent/ICE               74,50        77,20      -3,5%      -2,70    +1,5% 
GAS                            VT-Settlem.               +/- EUR 
Dutch TTF               39,18        38,10      +2,8%      +1,08   -54,8% 
 
METALLE               zuletzt       Vortag      +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)          2.029,82     2.019,35      +0,5%     +10,47   +11,3% 
Silber (Spot)           23,99        24,18      -0,8%      -0,18    +0,1% 
Platin (Spot)          894,15       903,50      -1,0%      -9,35   -16,3% 
Kupfer-Future            3,75         3,77      -0,6%      -0,02    -1,6% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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December 06, 2023 12:13 ET (17:13 GMT)