FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen bauen die Gewinne am Mittwochnachmittag aus. Der DAX gewinnt 0,7 Prozent auf 16.656 Punkten, bei 16.670 wurde ein neues Allzeithoch markiert, der Euro-Stoxx-50 liegt 0,7 Prozent auf 4.484 Punkte vorne. Angetrieben wird die Hausse zum einen weiter von den stark gefallenen Renditen, die laut Marktteilnehmern die erwarteten Zinssenkungen im kommenden Jahr bereits vorwegnehmen. Daneben verdichten sich die Anzeichen, die Konjunktur könnte sich allmählich stabilisieren und einen Boden finden. Das wiederum wäre günstig für die Gewinnaussichten der Unternehmen. "Nach dem Ausbruch auf neue Rekorde dürften nun weitere Marktteilnehmer in den Markt gezwungen werden", so ein Händler.

Die unter den Erwartungen ausgefallenen ADP-Daten aus den USA wirken an den Märkten leicht stützend. Die Zahl der Beschäftigten stieg im November um 103.000, erwartet worden war ein Plus von 128.000. Die Daten unterstreichen das Bild eines sich abkühlenden US-Arbeitsmarktes. Für die Börsen sind das prinzipiell positive Nachrichten, legen sie doch nahe, dass die US-Notenbank bald damit beginnen könnte, die Zinsen zu senken. Allerdings mehren sich die Stimmen im Handel, dass die Märkte in ihren Zinssenkungserwartungen für 2024 bereits über das Ziel hinausgeschossen sind. Der Euro tickt leicht nach oben genauso wie die Kurse an den Anleihemärkten - die Renditen fallen also.

"Wir sehen zwar gute Chancen, dass das positive Stimmungsbild an den weltweiten Aktienmärkten noch für einige Zeit anhält. Allerdings haben die Rückschlagrisiken zuletzt spürbar zugenommen", warnt derweil die DZ Bank. Dies liege vor allem an den zu weit gelaufenen Leitzinssenkungsspekulationen. "Wir rechnen frühestens im Sommer mit einem ersten Zinsschritt nach unten vonseiten der Federal Reserve. Bei der Europäischen Zentralbank dürfte es sogar noch einige Wochen länger dauern", heißt es.


    Merck KGaA nach Studienfehlschlag schwer unter Druck 

Merck KGaA brechen um 12,9 Prozent ein. Der Pharmakonzern teilte am Vorabend mit, dass der primäre Endpunkt bei einem Multiple-Sklerose-Medikament nicht erreicht wurde. Dies reduziere den potenziellen Wert der Pipeline, heißt es von Equita. Allerdings glauben die Analysten, dass die Auswirkungen auf die Schätzungen begrenzt sein sollten.

Fresenius hat derweil bestätigt, dass man die Dividendenzahlung für 2023 aussetzen müsse. Grund seien staatliche Energiehilfen für die Tochter Helios. "Bei über 5 Prozent Dividendenrendite dürfte sich die Streichung bemerkbar machen", so ein Händler. Zudem müssen Aktien ohne Dividendenzahlungen aus manchen Fonds entnommen werden. Der Kurs fällt um 0,7 Prozent. Evotec zeigen sich nach der Zulassung eines Wirkstoffs in China mit Aufschlägen von 1,4 Prozent.

British American Tobacco (BAT) brechen an der Londoner Börse um 9,8 Prozent ein. Der Tabakkonzern schreibt 25 Milliarden Pfund auf seine US-Zigarettenmarken ab. "Die US-Raucher bevorzugen aktuell Billig-Zigaretten und greifen auch zu illegalen Einweg-E-Zigaretten", so ein Marktteilnehmer zu dem Unternehmensbericht. Der Tabakkonzern, zu dem Marken wie Kent, Dunhill und Lucky Strike gehören, bestätigte gleichwohl seinen Ausblick für das Gesamtjahr. Die Wertberichtigung sei in erster Linie auf einige übernommene Tabak-Marken in den USA zurückzuführen.


    Tui zweistellig im Plus - Ausblick stützt 

Auf der Gewinnerseite stehen mit der zunehmenden Konjunkturzuversicht Rohstofftitel (+1,9%) neben Automobilaktien (+2%). Letztere werden gestützt von VW mit Kursaufschlägen von 4,2 Prozent. Für Erleichterung sorgt der günstige Ausgang einer Untersuchung zu Menschenrechtsverletzungen in China. Wie die Analysten der Citi am Vorabend feststellten, hätte dies eine "Red Flag" für die ESG-Einstufung von VW sein können. Objekt der Sorge war das Joint Venture-Werk SAIC-VW in Urumtschi. Nun habe ein Audit von Loening ergeben, dass alle chinesischen Gesetze und die ILO-Konvention eingehalten würden.

Tui haussieren mit plus 13,4 Prozent. Der Reisekonzern hat im abgelaufenen Geschäftsquartal 2022/23 wieder schwarze Zahlen geschrieben und den operativen Gewinn mehr als verdoppelt. Der Umsatz lag dank eines starken Schlussquartals erstmals über der Marke von 20 Milliarden Euro. Im laufenden Geschäftsjahr 2023/24 will Tui weiter profitabel wachsen. Der Ausblick von Tui für das Geschäftsjahr 2024 sehe ermutigend aus und zeige das gestiegene Vertrauen des Managements und die Absehbarkeit von Trends, urteilen die Analysten von Citi. Die Prognose liege 6 Prozent über dem Konsens und 7 Prozent über den Schätzungen der Citi.

Für keine stärkeren Kursbewegungen sorgen die am Vorabend mitgeteilten Änderungen in MDAX und SDAX. Aroundtown, Siltronic und Krones steigen mit Wirkung zum 18. Dezember in den MDAX auf. In den SDAX absteigen müssen dafür der ehemalige DAX-Konzern Prosieben, Dürr und Befesa. In den SDAX aufsteigen werden Schott Pharma, Mutares und KSB. Für sie müssen Zeal Network, New Work und Secunet ihre Plätze räumen. Die größte Überraschung ist der Abstieg von Zeal Network, die 2,2 Prozent verlieren.


=== 
Aktienindex              zuletzt        +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           4.483,96        +0,7%       31,19     +18,2% 
Stoxx-50                4.043,14        +0,2%        8,65     +10,7% 
DAX                    16.656,51        +0,7%      123,40     +19,6% 
MDAX                   26.663,76        +0,7%      172,31      +6,2% 
TecDAX                  3.218,78        +0,6%       19,62     +10,2% 
SDAX                   13.219,87        +0,1%        9,02     +10,9% 
FTSE                    7.518,53        +0,4%       28,69      +0,5% 
CAC                     7.435,72        +0,7%       48,73     +14,9% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,21                    -0,03      -0,36 
US-Zehnjahresrendite        4,15                    -0,02      +0,27 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %    Mi, 8:14  Di, 17:06    % YTD 
EUR/USD                   1,0791        -0,1%      1,0785     1,0811    +0,8% 
EUR/JPY                   158,91        +0,0%      158,64     158,99   +13,2% 
EUR/CHF                   0,9432        -0,1%      0,9437     0,9450    -4,7% 
EUR/GBP                   0,8571        -0,1%      0,8562     0,8570    -3,2% 
USD/JPY                   147,26        +0,1%      147,07     147,07   +12,3% 
GBP/USD                   1,2590        -0,0%      1,2596     1,2614    +4,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,1751        +0,1%      7,1651     7,1611    +3,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                44.054,21        -0,5%   43.548,98  42.205,66  +165,4% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.       +/- %    +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  70,59        72,32       -2,4%      -1,73    -8,1% 
Brent/ICE                  75,79        77,20       -1,8%      -1,41    +1,5% 
GAS                               VT-Settlem.                +/- EUR 
Dutch TTF                 39,135        38,10       +2,7%      +1,04   -54,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag       +/- %    +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             2.026,82     2.019,35       +0,4%      +7,47   +11,1% 
Silber (Spot)              24,12        24,18       -0,2%      -0,05    +0,7% 
Platin (Spot)             907,19       903,50       +0,4%      +3,69   -15,1% 
Kupfer-Future               3,79         3,77       +0,5%      +0,02    -0,5% 
 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
=== 

Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/mpt/ros

(END) Dow Jones Newswires

December 06, 2023 10:08 ET (15:08 GMT)