Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen haben sich am Dienstag bei uneinheitlichem Grundton wenig verändert gezeigt. Der Euro-Stoxx-50 fiel um 0,1 Prozent 4.348 Punkte, belastet vor allem von schwachen Kursen der Hersteller von Luxusgütern. Der DAX konnte sich mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 15.993 Punkte gut behaupten. "Die Rally ist nun in eine Konsolidierung übergegangen", so ein Marktteilnehmer. Zum Abbau der überkauften Lage sei eine "Verschnaufpause" notwendig, und dabei reiche ein Tag Konsolidierung noch nicht aus. "Daneben haben die Anleger offensichtlich Respekt vor der 16.000er-Marke", so der Marktteilnehmer, der auch darauf verweist, dass hier im DAX eine Widerstandszone beginne, die bis zum Allzeithoch bei gut 16.500 Punkten reiche.

Ein Weiterkommen dürfte daher nur mit neuen und entsprechend ausfallenden Fundamentaldaten möglich sein. "Bereits gestern hat sich die 16.000 aus der Vorwoche als hohe Bürde erwiesen. Ohne gute Nachrichten in Form positiver Wirtschaftsdaten wird es für den DAX schwer, kurzfristig wieder über die 16.000 zu springen", so der Vermögensverwalter QC Partners. Diejenigen, die zum Jahresende hin kaufen wollten, hätten das längst getan. Und sowohl die saisonale Zeit Ende November als auch der imposante Anstieg machten Gewinnmitnahmen nun zunehmend wahrscheinlicher.


   Inflationsdaten aus der Eurozone im Wochenverlauf 

Im Fokus stehen nun Daten, die Rückschlüsse auf die weitere Zinsrichtung geben. Vor allem die Inflationsdaten aus der Eurozone im Wochenverlauf und der PCE-Deflator aus den USA am Donnerstag seien entscheidend, hieß es. Keinen Kurstreiber sahen Händler hinter dem aktuellen GfK-Konsumklima-Index aus Deutschland. Nach der Inflation entwickele sich die deutsche Politik immer mehr zum Sorgenfaktor. Mit einem aktuellen Stand von -27,8 für Dezember nach -28,3 könne nicht wirklich von einer Besserung gesprochen werden, so Stimmen im Handel. Trotzdem zog der Euro weiter an, gestützt vor allem vom Szenario eines schwächeren Wirtschaftswachstums in den USA, und von dem tendenziell schwächeren Dollar profitierte auch der Goldpreis.


   Luxus - "Auf Wiedersehen, rasantes Wachstum" 

In Europa standen besonders die Aktien der Luxusgüterhersteller unter Druck. Kering fielen um 2,6, Christian Dior um 2,3, Hermes um 2 Prozent und LVMH um 1,8 Prozent. In Zürich gaben Richemont um 2,9 Prozent nach, in London verloren Burberry 3,3 Prozent. Der Stoxx-Index der Hersteller von Konsumgütern des täglichen Bedarfs fiel um 0,9 Prozent. In Paris gab der CAC-40 mit den Verlusten der Luxusgüteraktien um 0,2 Prozent nach.

Von HSBC hieß es dazu in einer Studie: "Auf Wiedersehen, rasantes Wachstum". Die Normalisierung der Wachstumsraten 2024 belaste bereits aktuell die Sektorbewertungen. Anleger dürften sich nun wohl auf ein durchwachsenes erstes Halbjahr einstellen und das Aktienmomentum dadurch für weitere fünf bis sechs Monate ausbremsen.

Auf der anderen Seite legte der Index der Bankaktien etwas zu. Allerdings verloren Julius Bär in Zürich mit dem mutmaßlichen Kreditengagement bei Signa weitere 4,7 Prozent. Zudem hat Morgan Stanley die Aktie abgestuft.


   RWE auf der Gewinner-, Bayer auf der Verliererseite 

Als recht ambitiös wurden die neuen Mittelfristziele vom Kapitalmarkttag bei RWE im Handel bezeichnet. Die Aktien bauten ihre Gewinne auf gut 3 Prozent Plus aus. "Soviel mittelfristige Zuversicht angesichts der chaotischen Lage rund um die Strompolitik war nicht zu erwarten", sagt ein Händler. Denn das neue Ziel einer jährlichen Dividendenerhöhung von 5 bis 10 Prozent bis 2030 entspreche einer Erhöhung um im Schnitt 80 Prozent bis dahin. Der Nettogewinn solle sogar jährlich um rund 12 Prozent wachsen. Dies wäre rund 2,5-mal mehr als heute. Im Fahrwasser von RWE waren auch Eon gefragt und gewannen 0,8 Prozent. Daneben profitierten Infineon mit einem Plus von 2 Prozent von einer Kaufempfehlung des Brokerhauses Jefferies.

Dagegen setzten Bayer ihren Abwärtstrend fort und zählten am Dienstag mit 3,5 Prozent Minus zu den schwächsten DAX-Werten. Verkäufer dürften nach Händlerangaben vor allem Anleger gewesen sein, die sich Sorgen um eine eventuelle Dividendenkürzung machten. Analysten hatten dies nach dem erfolglosen Studienende vom Blutverdünner Asundexian bereits thematisiert. So hieß es am Vortag von Berenberg, dies sei unter anderem wegen eines schwächeren Agrarzyklus und der Schuldenlast wahrscheinlich. Zum Stemmen dürfte auch der Verkauf der Consumer-Health-Sparte erfolgen. "Eine rechnerische Dividendenrendite von über 7 Prozent zeigt schon, dass man eine Kürzung einpreist", kommentierte ein Händler. Allerdings betreffe dies nicht nur Bayer, sondern sei auch bei BASF zu beobachten. Diese gaben um 1,1 Prozent nach. Schwächster Titel im DAX waren Zalando mit einem Minus von 5,4 Prozent.


   Mittelfristziel von Rolls-Royce stützt auch MTU 

Stark im Londonre Markt lagen die Aktien des britischen Triebwerkherstellers Rolls-Royce mit einem Plus von 6,4 Prozent. Die neuen Mittelfristziele des Triebwerkherstellers trieben den Kurs an. Von Jefferies hieß es dazu, das neue Ziel zum freien Cashflows liege mit 2,8 bis 3,1 Milliarden Pfund um 24 bis 37 Prozent über den bisherigen Konsenserwartungen. Im Windschatten stiegen MTU um 0,9 Prozent.


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Index                                 Schluss-  Entwicklung  Entwicklung    Entwicklung 
                                         stand      absolut         in %           seit 
                                                                          Jahresbeginn* 
Euro-Stoxx-50                         4.348,02        -6,39        -0,1%         +14,6% 
Stoxx-50                              3.943,07       -18,73        -0,5%          +8,0% 
Stoxx-600                               457,04        -1,37        -0,3%          +7,6% 
XETRA-DAX                            15.992,67       +26,30        +0,2%         +14,9% 
FTSE-100 London                       7.455,24        -5,46        -0,1%          +0,1% 
CAC-40 Paris                          7.250,13       -15,36        -0,2%         +12,0% 
AEX Amsterdam                           761,37        -2,85        -0,4%         +10,5% 
ATHEX-20 Athen                        3.084,05        +6,58        +0,2%         +37,0% 
BEL-20 Brüssel                        3.505,19       -55,05        -1,5%          -5,3% 
BUX Budapest                         57.176,11     +1288,16        +2,3%         +30,6% 
OMXH-25 Helsinki                      4.347,50       +11,80        +0,3%         -10,1% 
ISE NAT. 30 Istanbul                  8.684,90        +2,51        +0,0%         +46,1% 
OMXC-20 Kopenhagen                    2.189,20       -54,83        -2,4%         +19,3% 
PSI 20 Lissabon                       6.366,50       +71,81        +1,1%         +12,4% 
IBEX-35 Madrid                       10.003,40       +67,30        +0,7%         +21,6% 
FTSE-MIB Mailand                     29.376,74       +34,45        +0,1%         +23,8% 
OBX Oslo                              1.196,63       -11,59        -1,0%          +9,8% 
PX  Prag                              1.384,06        +3,15        +0,2%         +15,2% 
OMXS-30 Stockholm                     2.214,81       -12,05        -0,5%          +8,4% 
WIG-20 Warschau                       2.239,69       +31,64        +1,4%         +25,0% 
ATX Wien                              3.267,55       +20,32        +0,6%          +4,0% 
SMI Zürich                           10.760,38       -60,68        -0,6%          +0,3% 
*bezogen auf Schlusskurs vom Vortag 
 
Rentenmarkt              zuletzt                    absolut        +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       2,49                      -0,05          -0,08 
US-Zehnjahresrendite        4,34                      -0,05          +0,46 
 
DEVISEN                  zuletzt        +/- %  Di, 8:23 Uhr  Mo, 19:00 Uhr    % YTD 
EUR/USD                   1,1004        +0,5%        1,0945         1,0932    +2,8% 
EUR/JPY                   162,22        -0,4%        162,43         162,86   +15,6% 
EUR/CHF                   0,9646        -0,0%        0,9638         0,9638    -2,5% 
EUR/GBP                   0,8658        -0,2%        0,8674         0,8675    -2,2% 
USD/JPY                   147,41        -0,8%        148,40         148,96   +12,4% 
GBP/USD                   1,2710        +0,6%        1,2618         1,2602    +5,1% 
USD/CNH (Offshore)        7,1385        -0,3%        7,1587         7,1645    +3,0% 
Bitcoin 
BTC/USD                37.880,25        +2,1%     37.039,39      36.942,34  +128,2% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settlem.         +/- %        +/- USD    % YTD 
WTI/Nymex                  76,82        74,86         +2,6%          +1,96    +0,0% 
Brent/ICE                  81,93        79,98         +2,4%          +1,95    +0,4% 
GAS                               VT-Settlem.                      +/- EUR 
Dutch TTF                 43,105        44,25         -2,6%          -1,15   -50,8% 
 
METALLE                  zuletzt       Vortag         +/- %        +/- USD    % YTD 
Gold (Spot)             2.039,87     2.014,04         +1,3%         +25,83   +11,8% 
Silber (Spot)              24,97        24,73         +1,0%          +0,25    +4,2% 
Platin (Spot)             943,35       922,45         +2,3%         +20,90   -11,7% 
Kupfer-Future               3,81         3,76         +1,3%          +0,05    -0,1% 
YTD bezogen auf Schlussstand des Vortags 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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November 28, 2023 12:09 ET (17:09 GMT)