Frankfurt (Reuters) - Enttäuschende US-Konjunkturdaten haben dem Höhenflug der europäischen Börsen am Montag ein vorläufiges Ende bereitet.

Auf die Stimmung schlug außerdem ein Anstieg der Energiepreise. Dax und EuroStoxx50 fielen am Montag um jeweils etwa ein halbes Prozent auf 15.963,89 beziehungsweise 4291,95 Punkte.

Unterdessen verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um bis zu 3,4 Prozent auf 78,73 Dollar je Barrel (159 Liter), nachdem Saudi-Arabien zu geplanten Förderkürzungen des Exportkartells Opec+ eine zusätzliche Drosselung der Produktion um eine Million Barrel pro Tag ab kommendem Monat angekündigt hatte. "Saudi-Arabien ist stärker als andere Opec+-Mitglieder daran interessiert, den Ölpreis über 80 Dollar zu halten", sagte Experte Suvro Sarkar von der DBS Bank.

Der europäische Erdgas-Future stieg sogar um fast 22 Prozent auf 28,48 Euro je Megawattstunde. Neben dem anziehenden Ölpreis treibe die Aussicht auf geringere Flüssiggas-Lieferungen die Preise, sagte ein Analyst.

RÄTSELRATEN UM FED-POLITIK - LAGARDE DEUTET ZINSSCHRITT AN

Enttäuscht reagierten Investoren auf US-Konjunkturdaten. Der Index für den Dienstleistungssektor lag im Mai nur noch knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Auftragseingang der Industrie wuchs um 0,4 Prozent, halb so stark wie erhofft. Das Plus hier ging vor allem auf das Konto gestiegener Militärausgaben. Der Rückgang des Service-Index sei ein Indiz dafür, dass die vergangenen Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed Wirkung zeigten, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Daher gehen Investoren davon aus, dass die US-Notenbank Fed bei ihrer Sitzung am Mittwoch kommender Woche eine Zinspause einlegt.

Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) erwarten Börsianer am darauffolgenden Tag dagegen den achten Zinsschritt in Folge. Bei ihrer Anhörung in einem Ausschuss des Europäischen Parlaments bekannte sich EZB-Chefin Christine Lagarde zur Inflationsbekämpfung. Die Teuerungsrate solle auf den Zielwert von zwei Prozent sinken. "Je früher, desto besser".

Am Aktienmarkt stiegen Investoren wieder bei europäischen Telekomfirmen ein. Der Branchenindex gewann zeitweise 1,3 Prozent. Am Freitag hatte er mit einem Minus von 2,8 Prozent den größten Tagesverlust seit mehr als einem Jahr eingefahren. Auslöser war ein Bericht, dem zufolge der US-Online-Händler Amazon einen Einstieg ins Mobilfunkgeschäft erwägt. Die Titel der Deutschen Telekom, die am Freitag gut neun Prozent eingebrochen waren, rückten 1,6 Prozent vor.

An der Wall Street setzten die Aktien von Apple ihren Höhenflug fort und stiegen um bis zu 1,9 Prozent auf ein Rekordhoch von 184,36 Prozent. Damit näherte sich der Börsenwert des Elektronikkonzerns der Marke von drei Billionen Dollar. Kein Unternehmen weltweit ist wertvoller. Experten rechnen damit, dass Apple auf der WWDC eine Datenbrille zum Eintauchen in virtuelle Welten vorstellt. Es wäre die erste Einführung einer neuen Produkt-Kategorie seit der Präsentation der Apple Watch vor neun Jahren.

(Bericht von Hakan Ersen, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)