SINGAPUR (dpa-AFX) - Die Ölpreise haben am Donnerstag von hohem Niveau ausgehend weiter zugelegt. Am Markt warten die Anleger auf die Ergebnisse von Gesprächen von Vertretern des Ölverbunds Opec+ über die weitere Förderpolitik. Am Vormittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 75,14 US-Dollar und damit 52 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 54 Cent auf 74,02 Dollar.

Das Ölkartell Opec und Partnerländer wollten am Donnerstag über eine mögliche Produktionserhöhung ab August beraten. Laut Analysten könnte die als Opec+ bekannte Allianz den Ölhahn trotz positiver Konjunkturaussichten nur vorsichtig aufdrehen. Die Online-Sitzung der Öl- und Energieminister findet vor dem Hintergrund hoher Rohölpreise statt. Nach dem Anstieg der vergangenen Wochen werden sie in der Nähe ihrer höchsten Stände seit gut zweieinhalb Jahren gehandelt.

Unter der Führung von Saudi-Arabien und Russland hatten die Opec und ihre Partner im Vorjahr ihre Tagesproduktion um rund 9,7 Millionen Barrel (159 Liter) gekürzt. Der Schritt stützte die Preise, die wegen der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Wirtschaftsabschwungs ins Trudeln geraten waren. Inzwischen hat Opec+ zwar wieder mehr Öl gepumpt, doch nach Schätzung von Experten wird die Produktion Anfang August noch immer rund 5,5 Millionen Barrel unter dem Vorkrisen-Niveau liegen.

Laut den Analysten der Commerzbank halten sich die nicht in der Opec+ vertretenen Schieferöl-Produzenten in Nordamerika derzeit bei der Ausweitung ihrer Förderung zurück. Deshalb habe die Opec+ einen großen Einfluss auf die Preise.

Wegen der Erholung der Weltwirtschaft vom Corona-Einbruch wird allgemein mit einer Anhebung der Fördermenge der Opec+ im August um 500 000 Barrel pro Tag gerechnet. Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Warren Patterson von der ING Bank sei mit steigenden Ölpreisen zu rechnen, wenn die Erhöhung geringer ausfallen sollte.

"Es würde mich nicht überraschen, wenn sie die Macht ein bisschen missbrauchen, indem sie dem Markt deutlich weniger zur Verfügung stellen, als er braucht", sagte Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem seien wegen der Sorgen um die ansteckendere Delta-Variante des Coronavirus am Donnerstag eher vorsichtige Schritte zu erwarten, hieß es von den Analysten von JBC Energy in Wien.

Rohstoffexperten der Bank Unicredit wiesen darauf hin, dass es am Markt Unsicherheit wegen des Umfangs und des Zeitpunktes einer möglichen Anhebung der Fördermenge gebe. Mit Russland und Saudi-Arabien folgen demnach die wichtigsten Mitgliedstaaten der Opec+ dem üblichen Muster: "Während die Russen auf einen aggressiveren Ansatz drängen, lassen die Saudis nach Einschätzung der Experten Vorsicht walten", hieß es in einer Analyse der Unicredit./jkr/al/DP/jkr