TALLINN (dpa-AFX) - Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat den Preisdeckel für russisches Öl von 60 US-Dollar pro Barrell als den derzeit bestmöglichen Kompromiss bezeichnet. "Es ist kein Geheimnis, dass wir den Preis niedriger haben wollten", teilte sie am Freitag nach der Einigung der EU-Staaten mit. "Jeder Dollar zählt."

Niedrige Preise bedeuteten weniger Einnahmen für Russland, um den Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. "Unsere Experten schätzen, dass ein Preis zwischen 30 und 40 Dollar Russland erheblich schaden würde", hieß es in einer Mitteilung der Staatskanzlei in Tallinn.

Gemeinsam mit anderen internationalen Partnern wollen die EU-Staaten Russland dazu zwingen, Erdöl von Montag an für zunächst höchstens 60 US-Dollar (etwa 57 Euro) pro Barrel (159 Liter) an Abnehmer in anderen Staaten zu verkaufen. Nach Angaben von Kallas soll der Preis auf Vorschlag Estlands regelmäßig überprüft und angepasst werden.

Vereinbarte Bedingung sei auch, dass die Preisobergrenze mindestens fünf Prozent unter dem durchschnittlichen Marktpreis für Öl liegen soll. "Wir werden die erste Überprüfung bereits Mitte Januar haben", sagte die Regierungschefin des baltischen EU- und Nato-Landes.

Estland grenzt an Russland und betrachtet den Angriffskrieg gegen die Ukraine als direkte Gefahr für seine Sicherheit. Gemeinsam mit ihren baltischen Partnern Lettland und Litauen dringt die Regierung in Tallinn immer wieder auf ein härteres Vorgehen des Westens gegen Russland./awe/DP/jha