BERLIN (dpa-AFX) - Die Entscheidung der Bundesregierung für einen Zugriff des Staates auf Rosneft Deutschland ist aus Sicht der Mineralölwirtschaft nachvollziehbar. "Sie ist Voraussetzung für eine Normalisierung der Geschäftstätigkeit und schafft Vertrauen für Dienstleister und Kunden von Rosneft Deutschland", teilte der Wirtschaftsverband Fuels und Energie am Freitag in Berlin mit.

Die Bundesregierung hatte am Morgen angekündigt, die Mehrheitseigner der PCK-Raffinerie in Schwedt - zwei Töchter des russischen Staatskonzerns Rosneft - unter Treuhandverwaltung der Bundesnetzagentur und damit unter staatliche Kontrolle zu bringen. So soll der Betrieb der Raffinerie gesichert werden.

Ob PCK absehbar unter Volllast betrieben werden kann, ließ der Branchenverband offen. "Ein mögliches vorzeitiges Ende der russischen Rohöllieferungen über die Druschba-Pipeline hätte Auswirkungen auf die Versorgung der Raffinerie PCK in Schwedt", erklärte Fuels und Energie.

Zwar gebe es Pläne zur alternativen Belieferung auf dem Seeweg. "Hinsichtlich der Kapazitäten ließe sich die Druschba-Pipeline so allerdings nicht vollständig ersetzen, was dazu führen dürfte, dass die Raffinerie dann nur im Teillastbetrieb wird arbeiten können", hieß es weiter. "Fehlende Produkte müssten dann durch Transporte innerhalb Deutschlands und durch zusätzliche Importe aus dem Ausland ersetzt werden."

Es gebe aber die Möglichkeit, Reserven aus der gesetzlichen Erdölbevorratung zu nutzen. "Die deutsche Mineralölwirtschaft arbeitet intensiv daran, die Versorgung weiterhin sicherzustellen."

Hintergrund ist das Öl-Embargo der Europäischen Union gegen Russland wegen des Ukraine-Kriegs, das am 1. Januar 2023 greift. PCK wird über die "Druschba"-Pipeline mit russischem Öl beliefert. Rosneft hatte nach Angaben des Wirtschaftsministeriums wenig Interesse an einer Abkehr von russischem Öl./vsr/DP/ngu