FRANKFURT (awp international) - Der Euro hat zu Wochenbeginn weiter unter der Marke von 1,13 US-Dollar notiert. Am Montagvormittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1270 Dollar und damit etwas mehr als am Morgen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Freitagnachmittag noch deutlich höher auf 1,1330 Dollar festgesetzt.

An den Finanzmärkten wurde die Risikofreude der Anleger durch zwei Entwicklungen gedämpft, die sich am Devisenmarkt aber zunächst kaum bemerkbar machten. Zum einen herrscht an den Märkten wieder grössere Sorge wegen der raschen Ausbreitung der besonders ansteckenden Corona-Variante Omikron. Zum anderen droht das billionenschwere US-Konjunkturprogramm "Build Back Better" wegen des Widerstands des demokratischen Senators Joe Manchin zu scheitern.

Für etwas Erleichterung sorgte an den Märkten eine Zinsreduzierung chinesischer Banken. Nach Angaben der chinesischen Notenbank reduzierten die Banken ihre einjährigen Kreditzinsen leicht um 0,05 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent. Es ist die erste Senkung seit dem Frühjahr 2020. Analysten der japanischen Bank Nomura sprachen von einer moderaten Lockerung der Kreditbedingungen. Der Schritt folgt auf eine Reduzierung der Mindestreserve durch die chinesische Notenbank Anfang Dezember.

Keine Erleichterung gibt es für die türkische Lira, die ihren drastischen Sinkflug fortsetzte und zu Dollar und Euro abermals historische Tiefstände markierte. Für einen Euro mussten fast 20 Lira gezahlt werden, ein Dollar kostete 17,7 Lira. Die Verluste gegenüber Freitag betrugen je etwa sieben Prozent. Am Markt wurde auf Äusserungen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vom Wochenende verwiesen, der Zinsanhebungen erneut eine klare Absage erteilte. Mittlerweile spricht sich auch der Unternehmerverband Tüsiad für höhere Zinsen aus, Erdogan lehnte die Forderung jedoch brüsk ab.

Das Hauptproblem der Lira, die in diesem Jahr deutlich mehr als die Hälfte ihres Werts verloren hat, ist der rapide Glaubwürdigkeitsverlust der türkischen Notenbank. Die Zentralbank befindet sich seit Spätsommer ungeachtet einer hohen Inflation von gut 21 Prozent auf striktem Zinssenkungskurs. Durch die Kursverluste der Lira wird die Teuerung noch weiter angefacht - ein Teufelskreis. Kritiker sehen den Kurs der Währungshüter, der dem ökonomischen Konsens entgegensteht, durch die politische Führung beeinflusst. Sie hat bereits mehrfach wichtige Personalwechsel in der Notenbank durchgesetzt./bgf/jsl/jha/