Zürich (awp) - Am Schweier Aktienmarkt geht es zum Wochenschluss weiter nach unten. Steigende Anleiherenditen und zunehmende Konjunktursorgen trübten das Umfeld weiter ein und vergraulten die Anleger, erklärt ein Händler. Die Umsätze seien tendenziell rückläufig, auch wenn sie am Berichtstag verfallsbedingt etwas höher seien. "Die Anleger haben sich an die Seitenlinien zurückgezogen und bis sie wieder Zuversicht in den Markt gefasst haben, braucht es mehr als zwei Tage mit steigenden Kursen", sagt der Händler. Wie stark der Markt noch fallen könne, sei ungewiss. Erst wenn die Anleger Zinssenkungen antizipierten, sei der Boden erreicht, kommentierte die UBS.

Am Vortag war die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen auf 4,24 Prozent gestiegen und dies hatte die Hoffnung vieler Anleger zerstört, die das Ende des Zinsanstiegs bei 4 Prozent erwartet hatten. Nun dürfte der erwartete Hochpunkt der US-Leitzinsen weiter nach oben verschoben werden, meint ein Händler. "Hier liegt noch ein langer, schwieriger Weg vor den Anlegern." Kommende Woche wird die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsentscheidung veröffentlichen. Ökonomen erwarten eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte.

Der SMI fällt bis um 11.25 Uhr um 1,16 Prozent auf 10'351,53 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,68 Prozent auf 1556,11 Punkte und der breite SPI um 1,17 Prozent auf 13'231,15 Punkte. 27 SLI-Werte geben nach und drei legen zu.

Angeführt werden die Verlierer von Sika (-4,5%). Der Bauchemiekonzern hält zwar sein hohes Wachstumstempo bei - sowohl Umsatz als auch Gewinn erreichten neue Rekordwerte - dennoch hat Sika auf Gewinnebene die Markterwartungen knapp verfehlt. Zudem fehle es an einer positiven Überraschung, die den Kurs hätte beflügeln können, heisst es am Markt. Im Sog der Sika-Aktien geben auch Geberit (-2,9%) nach.

Die Aktien von Zurich (-3,6%) litten unter Medienberichten, wonach der Versicherungskonzern in den USA wegen des Verkaufs von Versicherungsmänteln an US-Amerikaner ins Visier der Behörden geraten sein soll. Die Kunden hätten diese zur Steuerhinterziehung genutzt. "Man hört US-Behörden und Untersuchung und denkt dann automatisch daran, wie es den Banken ergangen ist", sagt ein Händler. Daher würden die Titel verkauft. "Bisher galt Zurich ja als langweilig, aber gut. Und damit waren die Anleger zufrieden", sagt ein Händler.

Die steigenden Zinsen machen laut Händlern den Wachstumswerten zu schaffen. Daher verbuchten Straumann (-4,1%), Partners Group (-1,7%) und Sonova (-1,8%) grössere Verluste. Auch die schwachen Technologiewerte AMS Osram (-3,6%), Logitech (-1,6%) und VAT (-1,3%) litten unter den höheren Zinsen.

Dagegen belasteten schwache Ergebnisse von Luxusgüterkonzern Kering die Kurse der beiden Rivalen Richemont (-2,6%) und Swatch (-1,7%). Auch die dritte Gewinnwarnung in Folge des Sportartikelkonzerns Adidas trage zur Stimmungsverdüsterung im Sektor bei, heisst es am Markt.

Die Papiere der Banken UBS (-2,6%) und Credit Suisse (-2,7%) sacken ab. Bei der CS zieht sich der Ausverkauf weiter. So wurde die Allfunds-Beteiligung für 334 Millionen Euro verkauft. Zudem kursieren Gerüchte, wonach die Bank die Ausgabe von Wandelanleihen prüfen soll. Mit Spannung warten die Anleger auf den 27. Oktober, wenn die Bank über ihre neue Strategie informieren will.

Dagegen sind Schindler um 0,4 Prozent höher. Die Aktien des Liftherstellers waren am Vortag nach der Ergebnisvorlage stark gefallen.

Wenig verändert sind die Genussscheine des als defensiv taxierten Schwergewichts Roche (+0,1%) und dessen Rivalen Novartis (-0,1%). Nestlé (-0,3%) sind ebenfalls leichter. Die Aktien von Temenos (+0,4%) legen nach den jüngsten Verlusten leicht zu.

Am breiten Markt fallen Rieter (-4,9%) und Dottikon ES (-1,2%) nach Zahlen. Gurit (+2,5%) steigen dagegen - ebenfalls nach Zahlen.

pre/tv