Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt macht sich am Dienstag Zurückhaltung bemerkbar. Der Leitindex SMI bewegt sich in einer engen Spanne von weniger als 30 Punkten knapp im Minus. Am Vortag hatte er kurzzeitig noch ein neues Jahreshoch bei 11'616 Punkten erreicht. Angesichts der Unsicherheit rund um den US-Schuldenstreit wollten sich Anleger aktuell nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, heisst es im Handel. Gelingt den US-Politikern auch bei den neuerlichen Verhandlungen am heutigen Dienstag keine Annäherung, drohen im schlimmsten Fall Marktturbulenzen und eine wirtschaftliche Katastrophe.

Die beiden politischen Lager müssen sich auf eine Anhebung der Schuldenobergrenze einigen, um damit einen sonst möglicherweise schon Anfang Juni drohenden Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten zu verhindern. "Die Nervosität nimmt deswegen spürbar zu", kommentierte ein Händler. Dies zeige sich auch bei den Kursen für Kreditausfallversicherungen, so genannte Credit Default Swaps (CDS), die zuletzt in die Höhe geschossen sind. Als ist der Schuldenstreit nicht schon schlimm genug, giessen auch Äusserungen der US-Notenbank Öl ins Feuer: In Anbetracht der immer noch hohen Inflation gebe es keine Notwendigkeit, in diesem Jahr die Zinswende einzuläuten, hiess es von dort.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,26 Prozent auf 11'547,60 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,39 Prozent auf 1795,37 und der breite SPI um 0,28 Prozent auf 15'226,87 Zähler. Im SLI stehen sich 23 Verlierer und sieben Gewinner gegenüber.

Mit -9,2 Prozent sind die Aktien des Hörsystem-Spezialisten Sonova die mit Abstand grössten Verlierer unter den Blue Chips. Das Jahresergebnis des Konzerns lag klar unter den Erwartungen und auch der Ausblick sorgt für Ernüchterung unter Analysten.

Straumann (-2,6%) werden als weiterer Vertreter der MedTech-Branche gleich in Sippenhaft genommen, und auch bei Alcon (-0,7%) nehmen einige Anleger nach dem starken Lauf der vergangenen Woche Gewinne mit. Ansonsten trennen sich Investoren verstärkt von konjunktursensiblen Werten wie Adecco, Geberit oder auch Schindler, die sich um bis zu 1,0 Prozent verbilligen.

Auch die beiden Uhrenhersteller Richemont (-0,3%) und Swatch (-0,1%) geben leicht nach. Vor allem Richemont hatten an den vorangegangenen zwei Handelstagen klar von den Jahreszahlen profitiert. Händler verweisen auf die am Morgen veröffentlichten chinesischen Konjunkturdaten, die laut Ökonomen schwach ausgefallen sind. Die zuletzt beobachtete Erholung verliere bereits wieder an Schwung. Das ist gerade für die Uhrenhersteller tendenziell belastend, da Asien ein wichtiger Absatzmarkt ist.

Insgesamt leichter sind auch die Vertreter der Finanzbranche. Angeführt von Partners Group (-0,7%) geben auch Swiss Life, Julius Bär, Zurich, CS und Swiss Re um bis zu 0,6 Prozent nach.

Dem stehen Kursgewinne von +2,1 Prozent bei AMS Osram und +0,3 Prozent bei Logitech gegenüber. Letztere haben mitgeteilt, die Dividende für 2022/23 um 10 Prozent anheben zu wollen. Aber auch generell ist die Technologie-Branche europaweit gefragt. Händler begründen dies unter anderem mit einem Kommentar von Bernstein, wonach eine gewisse Stabilisierung zu erkennen sei.

Sika (+1,3% auf 254,10 Fr.) sind ebenfalls nach einem Analystenkommentar gesucht. Goldman Sachs hat in einer aktuellen Studie das Kursziel auf 323 Franken angehoben und zeigt sich nach der MBCC-Übernahme zuversichtlich für den Geschäftsverlauf 2023.

In den hinteren Reihen fallen die auf US-Wohnimmobilien spezialisierte Varia US Properties nach Angaben zum Geschäftsverlauf im ersten Quartal um 3 Prozent zurück. Für den Penny-Stock Igea Pharma geht es nach einem Millionenverlust 2022 um 9 Prozent abwärts.

Dagegen machen sich bei der GAM Holding (+4,9%) wieder Spekulationen bzw. Übernahmephantasien bemerkbar. Auch One Swiss Bank (+9,5%) oder Swiss Steel (+4,9%) gewinnen hinzu.

hr/uh