Zürich (awp) - Die Stimmung an den Finanzmärkten bleibt brüchig. Eine erhöhte Volatilität ist die Folge. Sie sorgt denn auch hierzulande dafür, dass die Kursgewinne vom Wochenbeginn am Dienstag bereits wieder Geschichte sind. Denn während sich Investoren zum Wochenstart noch an die Hoffnung klammerten, dass sich Russland und die Ukraine einander diplomatisch annähern könnten, stehe dies in völligem Widerspruch zu dem, was sich vor Ort in der Ukraine abspiele. "Dort bombardieren russische Streitkräfte weiterhin ukrainische Städte, ohne sich um den Schutz der Zivilbevölkerung zu kümmern", kommentiert ein Händler.

Als Belastungsfaktor erweist sich zudem der alte Bekannte Corona. In zahlreichen Ländern Europas aber auch in China steigen die Infektionszahlen rasant an. Da China eine "Null-Toleranz-Coronapolitik" verfolge und rigoros Massnahmen verhänge, schüre dies die Sorge um die weltweiten Lieferketten, die davon abermals belastet werden könnten. Die besser als erwartet ausgefallenen chinesischen Konjunkturdaten können daran nichts ändern. "Zudem wird Investoren plötzlich bewusst, dass der Offenmarktausschuss des Fed in dieser Woche eine Zinserhöhung vornehmen und wahrscheinlich eine lange Reihe von Zinserhöhungen ankündigen wird", ergänzt ein Händler. Entsprechend seien die US-Renditen über die gesamte Kurve hinweg unisono gestiegen. Darüber hinaus steht zum Wochenschluss noch mit dem Hexensabbat der grosse Verfall an den Terminmärkte an, der ebenfalls seine Schatten vorauswerfe.

Der SMI verliert gegen 11.05 Uhr 0,94 Prozent auf 11'569,41 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,18 Prozent auf 1817,79 Punkte und der breite SPI um 0,92 Prozent auf 14'681,81 Punkte. Bei den 30 SLI-Titeln kommen auf 26 Verlierer nur vier Gewinner.

Die mit Abstand grössten Abschläge verzeichnen erneut die ohnehin zuletzt stark gebeutelten Uhrenhersteller Swatch (-4,9%) und Richemont (-4,1%). Denn während die jüngsten Konjunkturdaten aus China zwar gut sind, dürfte die Aussicht auf erneut strikte Massnahmen die Kurse eher belasten. Hinzu kommen die Exportverbote für Luxusgüter nach Russland.

Mit Abschlägen von jeweils mehr als drei Prozent sind auch die Aktien von Partners Group und Schindler unter den grössten Verlierern zu finden. Beim Lift- und Rolltreppenbauer Schindler wirken die Nachrichten vom Vortag nach, das man wegen der steigenden Corona-Zahlen die Produktion am Campus in Jiading einstellen musste.

Partners Group wiederum führen die Liste der insgesamt schwächeren Finanzwerte an. Julius Bär, die CS, UBS und Swiss Life folgen mit Abgaben zwischen 2,6 und 1,4 Prozent. Damit geben sie einen Grossteil der Vortagesgewinne wieder ab.

Überdurchschnittlich schwach entwickeln sich auch die Vertreter der Technologiebranche, Während Temenos um 3,1 Prozent fallen, verbilligen sich AMS Osram um 2,6 und Logitech um 1,3 Prozent. Hier verweisen Händler auf die schwachen US-Vorgaben vom Wochenauftakt. An der Wall Street hatten die steigenden Renditen erneut vor allem Wachstumstitel belastet.

Dass der Schweizer Markt verglichen mit seinen europäischen Pendants etwas besser dasteht, verdankt er vor allem dem Schwergewicht Nestlé, das um 0,5 Prozent steigt. Roche stützen mit -0,3 Prozent ebenfalls etwas ab. Novartis hingegen sind nach den klaren Vortagesgewinnen aktuell mit -1,0 Prozent unter den grösseren Verlierern.

Das Hauptgeschehen findet allerdings in den hinteren Reihen statt. Von den 16 Unternehmen, die an diesem Tag Zahlen vorlegen, haben sich 14 bereits zu Wort gemeldet. Molecular Partners (-4,8%) neigen im Vorfeld der nachbörslich erwarteten Zahlen zur Schwäche.

Noch deutlicher sacken nach Zahlen aber die Aktien von Tecan (-14,4%), Polypeptide (-5,3%) und Vetropack (-5,1%) ab. Auch Stadler Rail, BKW und Bystronic werden nach ihren Geschäftszahlen gemieden. Sie fallen um bis zu 3,7 Prozent.

Dagegen ziehen Sensirion nach Zahlen als einer der grössten Gewinner um 7,2 Prozent an. Auch Metall Zug, Carlo Gavazzi und SF Urban können die Anleger überzeugen, wie Aufschläge von bis zu 3,1 Prozent zeigen.

hr/rw