Zürich (awp) - Die meisten Investoren stehen zur Wochenmitte an der Seitenlinie. Darüber sollte auch die aktuelle Stabilisierung am Schweizer Aktienmarkt nicht hinwegtäuschen, heisst es mehr oder weniger einstimmig aus dem Handel. Denn am Abend nach Börsenschluss wird die US-Notenbank voraussichtlich ihre Zinsen um 75 Basispunkte erhöhen. Aber nicht nur das Fed kämpft gegen die anhaltend hohe Inflation. Am Mittwochvormittag kommt auch der EZB-Rat überraschend zusammen, um die aktuellen Marktbedingungen zu besprechen. Dass der EZB-Rat eine Dringlichkeitssitzung abhalte, zeige, dass die Entscheidungsträger die Bedrohung durch steigende Renditen in den Peripherieländern ernster nehmen als zuletzt, heisst es in einem Kommentar.

Mit Blick auf das Fed hoffen die Anleger, dass die Sitzung nicht zu einem neuerlichen Tiefschlag werde. "Die Zentralbanken sollten nun alles daran setzen, die Inflation möglichst rasch zu bekämpfen, auch wenn das bedeutet, dafür einen Teil des Wachstums zu opfern", kommentiert ein Marktteilnehmer. "Wichtig ist vor allem, dass die Marktteilnehmer sehen, dass das Inflationsgespenst konkret und zielstrebig angegangen wird und damit in der Unsicherheit, welche ja bekanntlich grosses Gift für die Aktienmärkte ist, etwas Klarheit geschaffen wird." Vor dem Hintergrund von Fed und EZB dürften die Schweizer Investoren denn auch gespannt auf die morgige Sitzung der SNB warten. Allerdings ist in einigen Ländern am Donnerstag ein Feiertag, so dass die Liquidität abnehmen dürfte. Zudem stehe am Freitag der "Hexensabbat", also der grosse Verfallstag an den Terminbörsen, auf dem Plan. Auch er dürfte die bereits hohe Volatilität weiter befeuern.

Der Swiss Market Index (SMI) gewinnt gegen 11.05 Uhr 0,37 Prozent hinzu auf 10'738,336 Punkte. Im frühen Handel war der Index noch knapp über die 10'800er Marke gestiegen, bevor er dann kurzzetig auch ins Minus drehte.

Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, steigt um 0,63 Prozent auf 1665,0 und der breite SPI um 0,42 Prozent auf 13'821,83 Zähler. Im SLI stehen 23 Gewinnern sechs Verlierer gegenüber. Roche sind unverändert.

Die Gewinnerliste wird von Julius Bär (+3,0%) und Adecco (+2,5%) angeführt. Julius Bär hatten bereits am Vortag zu den wenigen Gewinnern in einem insgesamt sehr schwachen Marktumfeld gehört. Weitere Finanzwerte wie Swiss Re, Swiss Life, Zurich, UBS und auch Partners Group gewinnen allesamt zwischen 2,5 und 1,4 Prozent hinzu. Auch europaweit gehören Finanzwerte zu den grössten Gewinnern. Grundsätzlich profitiert die Branche von der Aussicht auf steigende Zinsen.

Erneut bilden die Aktien der CS (-0,7%) eine Ausnahme. Bereits am Vortag hatten sie deutlicher als andere verloren und abermals unter der 6-Franken-Marke geschlossen.

Neben Adecco gewinnt noch ein weiterer Zykliker überdurchschnittlich stark hinzu. Und auch Holcim (+2,2%) und Schindler (+0,9%) legen klar zu.

Die beiden Uhrenhersteller Swatch (+1,8%) und Richemont (+1,0%) sind ebenfalls gesucht. Hier verweisen Händler auf die aktuellen Konjunkturdaten aus China. Diese sind insgesamt etwas besser als erwartet ausgefallen.

Dass der Schweizer Aktienmarkt im Vergleich zu seinen europäischen Pendants wie Dax, Cac-40 oder FTSE 100 weniger stark zulegt, ist vor allem den Schwergewichten Nestlé (-0,8%) und Roche (unverändert) geschuldet. Noch deutlicher geht es für den Augenheilkunde-Konzern Alcon (-1,2%) abwärts.

Auch der Aromen- und Duftstoffkonzern Givaudan (-0,5%) gehört zu den wenigen Verlierern. Der Konzern war zuletzt bei den Anlegern in Ungnade gefallen, nachdem sich zahlreiche Analysten angesichts der steigenden Rohstoffpreise Sorgen um die Margenentwicklung machen.

Das Nachrichtenaufkommen konzentriert sich allerdings eher auf die hinteren Reihen. Dort sind Clariant (+3,1%) nach Zahlen gesucht. U-Blox und Feintool gewinnen nach Analystenkommentaren jeweils mehr als 4 Prozent.

Das Gegenstück bilden Autoneum-Aktien nach einer Gewinnwarnung mit -2,8 Prozent.

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