Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt zeigt sich am Donnerstag nach einem schwächeren Start im Verlauf erholt. Dabei erweisen sich die schwergewichtigen Roche-Bons als Marktstütze. Vor der am frühen Nachmittag anstehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) halten sich die Anleger aber tendenziell zurück. "Die Stimmung ist sehr von Unsicherheit und Vorsicht geprägt", sagte ein Händler. Nach der EZB stehen dann die am (morgigen) Freitag erwarteten Inflationsdaten aus den USA im Fokus. Diese fänden angesichts der laufenden Diskussionen ebenfalls starken Widerhall an den Märkten, heisst es weiter.

Die EZB dürfte laut Ökonomen wegen der hohen Inflation heute die geldpolitische Wende mit dem Ende ihrer Netto-Anleihekäufe verkünden und die erste Zinsanhebung seit einem Jahrzehnt für die folgende Sitzung im Juli signalisieren. Kommende Woche ist dann der Blicke auf die US-Notenbank (Fed) und die Schweizerische Nationalbank gerichtet. Während ein weiterer Zinsschritt des Fed als gesetzt gilt, dürfte die SNB nach Ansicht der meisten Ökonomen sicher bis im September damit zuwarten.

Der SMI notiert um 11.15 Uhr mit 11'455,82 Punkten um 0,1 Prozent niedriger. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,31 Prozent auf 1786,23 und der breite SPI um 0,15 Prozent auf 14'686,68 Punkte. Im SLI stehen 21 Verlierern 9 Gewinner gegenüber.

Im Fokus der Anleger stehen einmal mehr die Aktien der Credit Suisse (-1,7%), die nach dem spekulativ bedingten Kurssprung vom Vortag bei wiederum grossen Umsätzen einen sehr volatilen Kursverlauf nach beiden Seiten zeigen. Nach wie vor bewegten Spekulationen das Papier, heisst es. Am Vortag hatten die Titel gegen Schluss des Handels massiv zugelegt nach einem Bericht des Finanzportals "Inside Paradelatz", wonach der US-Vermögensverwalter State Street die Bank übernehmen wolle. Eine Sprecherin der CS lehnte einen Kommentar dazu ab. State Street kommentierte dies ebenfalls nicht und sagte gegenüber Reuters lediglich: Man fokussiere sich auf die laufende Übernahme des Fondsdienstleistungsgeschäft von Brown Brothers Harriman.

Am Markt gibt es grosse Zweifel am Wahrheitsgehalt der Spekulationen. Die ungelösten Probleme der Bank sprächen klar gegen eine Übernahme, heisst es etwa. Zudem wäre ein Käufer wohl nur an den Filetstücken der Bank und kaum am Ganzen interessiert. Zudem stehe weiterhin die Gewinnwarnung im Raum, die die CS am Vortag abgesetzt hatte. Auch UBS (-0,9%) und Julius Bär (-0,6%) sind schwächer, können sich aber im Verlauf von den Tiefstkursen lösen.

Im Minus stehen die zyklischen Titel sowie die Wachstumswerte, denen Konjunktursorgen und höhere Zinsen zu schaffen machen. So geben Kühne + Nagel (-3,0%), Sika (-1,2%) und Geberit (-0,7%) nach. Die Technologiewerte VAT, Temenos und Logitech sowie Straumann und die defensiven Lonza, Givaudan und Sonova verlieren zwischen 1,9 und 0,9 Prozent.

Beim Schwerstgewicht Nestlé (-0,4%) sorgen sich die Anleger, ob das Unternehmen die gestiegenen Rohstoffpreise auf die Kunden überwälzen kann. Die Rohstoffpreise machten auch anderen Branchenvertretern wie etwa Lindt & Sprüngli (PS -0,1%) zu schaffen.

Angeführt werden die Gewinner vom zyklischen Zementkonzern Holcim (+1,0%) zusammen mit Roche (+1,0%). Der Pharmakonzern kann erneut über Zulassungserfolge in den USA und in der EU berichten. Dagegen sind die Aktien von Rivale Novartis (+0,1%) "nur" gut gehalten.

Zu den Gewinnern zählen zudem die Versicherer Zurich (+0,6%) und Swiss Life (+0,7%) sowie der Vermögensverwalter Partners Group (+0,3%). Société Générale hat das Rating für letztere auf "Buy" von "Hold" erhöht. Die Aktie sei günstig bewertet, so die Einschätzung.

Am breiten Markt fallen Aryzta (+2,1%) positiv auf. Laut Kepler Cheuvreux dürfte die befürchtete Kapitalerhöhung vom Tisch sein. Daher stufte der Broker die Aktie auf "Hold" von "Reduce" hoch.

pre/uh