Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt hat die Sitzung vom Mittwoch mit deutlich tieferen Kursen eröffnet und notiert zur Berichtszeit weiter klar im Minus. Die Euphorie, welche die Märkte noch zu Wochenbeginn beflügelt hatte, ist damit endgültig vorbei. "Erst der Rausch, dann die Katerstimmung", fasste es ein Marktteilnehmer pointiert zusammen. Die Hoffnungen auf ein Jahresendrally seien entsprechend bereits wieder Schnee von gestern.

Der hiesige Markt reagiert dabei vor allem auf die Abgaben an der Wall Street am Vorabend. Dort hatten überraschend aufgekommene Konjunktursorgen und Zweifel an der Nachhaltigkeit des jüngsten G20-Handelsdeals mit China einen Kursrutsch ausgelöst. Der Dow Jones Industrial verlor über 3 Prozent und befindet sich laut Händlern nun auch aus technischer Sicht in schwierigem Gelände. Dass im weiteren Tagesverlauf in der Schweiz noch eine Wende eintritt sei eher nicht zu erwarten, heisst es, da die US-Märkte im Gedenken an den früheren Präsidenten George Bush am Mittwoch geschlossen sind.

Der Swiss Market Index (SMI) verliert kurz nach 11 Uhr 0,90 Prozent auf 9'002,83 Punkte, zwischendurch notierte er auch unter der Marke von 9'000 Punkten. Dass die Nervosität wieder deutlich zugenommen hat, zeigt sich auch am Volatilitätsindex VSMI, der aktuell knapp 8 Prozent im Plus liegt. Der 30 Aktien umfassende Swiss Leader Index (SLI) gibt derweil 1,05 Prozent auf 1'384,81 und der breite Swiss Performance Index (SPI) 0,80 Prozent auf 10'517,80 Zähler nach. Gewinner unter den 30 Top-Titeln gibt es zur Berichtszeit immerhin zwei, anfänglich waren alle im Minus.

Wie zuletzt meist in Schwächephasen gehören die Tech-Werte AMS (-4,5%) und Temenos (-3,3%) zu den grössten Verlierern, Logitech (-0,5%) halten sich dagegen etwas besser. Daneben büssen vor allem auch konjunktursensitive Titel stark an Wert ein, so etwa LafargeHolcim (-3,1%), Adecco (-2,4%) oder Schindler (-2,4%). Bei letzteren belastet neben der allgemeinen Marktstimmung eine Rückstufung auf 'Untergewichten' durch die US-Bank Morgan Stanley.

Auch Bankaktien gehören üblicherweise bei Börsenabschwüngen zu den Verlierern. Das ist auch heute nicht anders mit Julius Bär (-1,6%), UBS (-1,6%), CS (-1,5%). Im Fokus steht auch der Versicherer Zurich (-1,5%), der am Berichtstag einen Investorentag durchführt. Vorbörslich liess der Konzern verlauten, dass er sich gut auf Kurs sieht, die Ziele für den Zeitraum 2017 bis 2019 vollständig zu erreichen.

Bei den defensiven SMI-Schwergewichte halten sich Nestlé (-0,2%) deutlich besser als die Pharmawerte Roche (-1,0%) und Novartis (-0,7%). Roche hat von der US-Gesundheitsbehörde FDA für eine Tecentricq-Kombination bei Lungenkrebs ein beschleunigtes Zulassungsverfahren (Priority Review) zugesprochen erhalten, was allerdings die Aktie nicht zu beflügeln vermag.

Bester Blue Chip sind aktuell Dufry (+0,6%). Der Reisedetailhändler will auch für das laufende Geschäftsjahr eine Dividende ausschütten. Für 2018 sei wiederum eine Ausschüttung von mindestens 3,75 Franken je Aktie vorgesehen, sagte CEO Juliàn Diaz der "Finanz und Wirtschaft". Dies werde durch die Entwicklung des Cashflows gestützt. Knapp ins Plus geschafft haben es ausserdem nachrichtenlos Sonova (+0,4%).

Im breiten Markt stehen u.a. Bossard (-12,2% auf 145 Fr.) stark unter Druck. Hier haben die Analysten der Bank Vontobel das Rating auf "Reduce" von "Hold" gesenkt und gleichzeitig das Kursziel auf 140 von 185 Franken zusammengestrichen. Der zuständige Analyst hat vor allem seine Umsatzerwartung für das Tesla-Geschäft von Bossard gesenkt.

Auch Landis+Gyr (-4,2%) müssen relativ stark Federn lassen. Morgan Stanley hat dazu die Einstufung im Rahmen einer Branchenstudie auf "Underweight" von "Equal Weight" gesenkt. Der Stromzählerproduzent sei möglicherweise eines der grössten Opfer in der Branche aufgrund der anhaltenden Unterbrechung der Lieferkette, so die Experten.

Eine gute Performance zeigen derweil Schaffner (+6,5%) am Vortag der Ergebnispräsentation 2017/18 und andere Industriewerte wie Vetropack (+3,5%), Tornos (+3,3%) oder Schlatter (+3,3%).

uh/tt