Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt gehen Investoren am Freitag lieber auf Nummer sicher. Aus dem Handel heisst es einstimmig, dass die Mehrzahl der Akteure sich vor dem Wochenende nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wolle und daher die eingefahrenen Gewinne ins Trockene bringe. Zwar sei die Stimmung nicht grundsätzlich schlecht, die Tatsache, dass man mitten in der zweiten Welle der Covid-19-Pandemie stecke, rücke nur wieder stärker in den Vordergrund.

Die weiter stark steigenden Infektionszahlen hätten zahlreiche Investoren in die Realität zurückgeholt. Und auch wenn die Aussicht auf einen Impfstoff für Licht am Ende des Tunnels sorge, blieben die wirtschaftlichen Unsicherheiten kurzfristig weiter bestehen. Diese Warnung sprachen zuletzt auch zahlreiche Notenbanker wie etwa der Fed-Chef Jerome Powell aus. Auch die Tatsache, dass in den USA nach wie vor kein weiteres Konjunkturpaket auf dem Weg ist, rücke nun wieder weiter nach vorne in das Bewusstsein der Investoren. Zwar sei im Handelsverlauf damit zu rechnen, dass sich der Markt noch etwas weiter nach unten bewege, da aber bereits zu Wochenbeginn wichtige Widerstände geknackt wurden, seien die Märkte nach unten abgestützt, meinte ein Börsianer.

Der SMI tritt gegen 11.05 Uhr mit -0,01 Prozent auf der Stelle bei 10'495,18 Punkten. Der SLI, der die 30 wichtigsten Aktien umfasst, gewinnt dagegen 0,10 Prozent auf 1'635,67 Punkte und der umfassende SPI gibt leicht nach um 0,06 Prozent auf 13,008,64 Punkte. Im SLI halten sich Gewinner (17) und Verlierer (13) nahezu die Waage.

Sowohl die Gewinner- als auch Verlierer-Liste ist bunt gemischt. Aktuell greifen Investoren bevorzugt bei Richemont, Temenos und Julius Bär zu, die zwischen 2,1 und 1,5 Prozent hinzugewinnen. Gerade Richemont haben im bisherigen Wochenverlauf starke Kursgewinne gesehen. Nach den Zahlen vor einer Woche hatten sich viele Analysten im Wochenverlauf zuversichtlich für die Aktien geäussert.

Die Papiere der Swiss Re (+1,0%) wiederum hatten wegen Umschichtungen innerhalb der europäischen Versicherungsmarktes in den letzten Tagen einen schweren Stand.

Mit den Aktien der CS, der UBS, Zurich und Swiss Life sind aber auch die übrigen Vertreter der Finanzbranche zum Wochenschluss gesucht, wie die Kursgewinne zwischen 0,4 und 0,9 Prozent zeigen.

Derweil haben die Aktien von Alcon (+1,0%) eher einen Zickzack-Kurs in dieser Woche gesehen. Nach Zahlen am Dienstag ging es erst einmal aufwärts, bevor es am gestrigen Donnerstag im Zuge von Gewinnmitnahmen dann wieder abwärts ging.

Aufwärts geht es auch erneut für Kühne + Nagel, die sich um 0,2 Prozent verteuern. Der Konkurrent Hapag-Lloyd hat am Morgen mit einem Gewinnwachstum von 85 Prozent in den ersten neun Monaten 2020 für eine gute Vorgabe gesorgt. Laut Händlern schürt die Aussicht auf einen Impfstoff aber auch generell die Phantasie für die Branche, die in der Verteilung des Stoffes sowie der nötigen Rohstoffe eine wichtige Rolle spielen dürften.

Am Ende der Kurstafel sind die Aktien von Sonova (-2,1%) zu finden. Die Aktien hatten bereits am Vortag unter schwachen Aussagen der Konkurrenz gelitten. Bei SGS (-1,1%) machen sich derweil Gewinnmitnahmen bemerkbar.

Auch ABB-Aktien (-0,5%) werden nach einem gesenkten Kreditrating gemieden. Standard & Poor's hat sowohl das Langfrist- als auch Kurzfristrating um eine Stufe gesenkt, den Ausblick zeitgleich aber erhöht.

Dass der Markt auf der Stelle tritt, ist einmal mehr den Schwergewichten Roche (+0,1%), Nestlé (-0,3%) und Novartis (-0,4%) geschuldet, die sich als Bremsklötze erweisen. Laut Händlern belastet eine Herunterstufung des Schweizer Aktienmarktes durch ein hiesiges Bankhaus.

Derweil sind im breiten Markt VAT (+3,0%) nach zuversichtlich stimmenden Aussagen vom US-Grosskunden Applied Materials gesucht. Die Anteilsscheine der Online-Apotheke Zur Rose gewinnen nach der angekündigten Gründung einer digitalen Gesundheitsplattform mit Partnern 0,6 Prozent hinzu.

Am anderen Ende der Kurstafel sind die Bellevue Group, die BC Jura und Wisekey mit Verlusten zwischen 5 und 3,3 Prozent zu finden.

hr/ra