Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt setzt am Mittwoch nach einer schwächeren Eröffnung im Verlauf den Abwärtstrend mit zunehmender Dynamik fort. Die Sorgen um den Ukraine-Krieg weiteten sich zunehmend aus, sagt ein Händler. Die Nato hat für Freitag ein Sondertreffen angekündigt. Dies schüre die Angst vor einer weiteren Eskalation, heisst es am Markt. Die Anleger würden immer nervöser und vereinzelt sei auch bereits eine gewisse Panik zu verspüren. Die Käufer blieben der Börse derzeit lieber fern, und viele Investoren trennten sich wegen der steigenden Unsicherheit von ihren Aktien. Damit dürfte der Markt seinen Boden wohl noch nicht erreicht haben, sagte ein anderer Händler.

Neben den kriegsbedingten Sorgen nähmen nun auch die wirtschaftlichen Bedenken zu. Die Wirtschaftssanktionen und die immer weiter steigenden Energiepreise könnten nämlich das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen. "In Europa macht sich die Angst vor einer Rezession breit", so ein Händler. Erste Ökonomen begännen damit, ihre Wachstumsprognosen nach unten zu korrigieren. Die infolge des Krieges steigenden Energiepreise beschleunigten zudem die Inflation. Möglicherweise könnten die Notenbanken im aktuellen Umfeld aber die Zinserhöhungen weniger "aggressiv" vornehmen als am Markt befürchtet, heisst es weiter.

Der SMI notiert um 11.10 Uhr 1,31 Prozent tiefer auf 11'707,24 Punkten. Kurzzeitig ist der Leitindex bis 11'669 Zähler gefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind und in dem die Gewichtung der Einzeltitel gekappt ist, fällt um 0,89 Prozent auf 1855,79 und der breite SPI um 1,14 Prozent auf 14'847,90 Zähler. 19 Titel im SLI büssen an Wert ein und neun legen zu, zwei (CS und Sika) sind unverändert.

Von den Einbussen sind immer mehr Branchen getroffen. Viele Anleger verkauften Titel, auf denen sie noch Gewinne vom Vorjahr hätten und die sie auch gut an den Mann bringen könnten, sagte ein Händler. Dazu kämen Futures-bedingte Verkäufe, mit denen Anleger ihre Depots absichern wollten.

Diese drücken vor allem auf die Indexschwergewichte. Die Papiere der als konjunkturstabil geltenden Pharmakonzerne Novartis und Roche sowie des Lebensmittelriesen Nestlé fallen denn auch mit deutlichen Abschlägen von 2,3 bis 1,8 Prozent auf.

Ebenfalls unter Abgaben leiden die Anteile des als defensiv geltenden Telekomkonzerns Swisscom (-3,0%) und die Aktien der Grossbank UBS (-2,2%) oder des Industriekonzerns ABB (-1,8%). Die grössten Verluste bei den Blue Chips verbuchen derweil die Aktien des Uhrenherstellers Swatch (-3,2%). Dagegen können sich die Papiere von Rivale Richemont (+0,9%) von den Vortageseinbussen ein wenig erholen.

Die Aktien von Kühne + Nagel (+2,5%) werden nach der Bilanzvorlage sehr gesucht. Der Logistikkonzern hat im vergangenen Jahr einen Umsatz- und Gewinnsprung verzeichnet und will zudem die Dividende stärker als erwartet erhöhen. Der Konzern habe mit seinem Jahresergebnis selbst die kühnsten Analystenschätzungen übertroffen, heisst es.

Ebenfalls höher sind die arg gebeutelten Aktien von AMS Osram (+1,1%), des Zementkonzerns Holcim (+1,2%) und des Personalvermittlers Adecco (+1,7%). Auch die Aktien der als defensiv geltenden Medizintechnikfirma Straumann (+1,2%) sowie der vor der Übernahme stehenden Vifor Pharma (+0,7%) ziehen an.

In den hinteren Reihen gewinnen Georg Fischer nach Bilanzvorlage 4,0 Prozent und Orior 3,0 Prozent. Autoneum (+0,4%) sind ebenfalls etwas höher. Dabei dürfte der Kurs aber von der schwachen Kursentwicklung europäischer Automobilhersteller beeinträchtigt werden. Denn das Ergebnis wurde im Markt als sehr gut beurteilt.

Gefragt sind die Aktien der im Solarenergiebereich tätigen Meyer Burger (+6,2%). Hier sorgen laut Händlern die steigenden Energiereise für Auftrieb.

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