Zürich (awp) - Die Schweizer Aktienbörse tendiert am Mittwoch auf breiter Front schwächer. Das Gezerre um die Anhebung der US-Schuldenobergrenze strapaziere die Nerven der verunsicherten Anleger immer mehr, heisst es am Markt. Je näher der Tag einer potenziellen Zahlungsunfähigkeit der USA komme, um so nervöser würden die Marktteilnehmer. Ab Anfang Juni könnte ein Zahlungsausfall drohen, sollte die Schuldenobergrenze nicht erhöht werden. Bisher haben mehrere Spitzengespräche in Washington keine Lösung des Problems gebracht. Viele Anleger nähmen daher eine defensive Position ein, sei dies mittels Absicherungen, oder durch den Kauf von als krisenresistent geltenden Aktien, sagt ein Händler.

Zudem steht am Berichtstag die Geldpolitik wieder stärker im Fokus der Anleger. In Grossbritannien hat sich die Inflation zwar abgeschwächt, bleibt aber auf einem sehr hohen Niveau. Zudem wird am Abend die US-Notenbank Fed das Protokoll der jüngsten Zinssitzung veröffentlichen. Anleger erhoffen sich davon Hinweise auf die nächste Zinsentscheidung der Fed Mitte Juni. Zuletzt waren aus dem Fed unterschiedliche Meinungen zu hören. Die Inflation ist zwar wieder gesunken, liegt aber weiter ebenfalls weiter klar über den Zielen des Fed. "Der Geist der Zinserhöhungen will einfach nicht zurück in die Flasche", meint ein Händler.

Der SMI notiert um 11.00 Uhr um 0,46 Prozent tiefer auf 11'431,72 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 0,89 Prozent auf 1771,58 und der breite SPI um 0,52 Prozent auf 15'038,76 Zähler. Im SLI sind 25 Titel schwächer und fünf legen zu.

Aus charttechnischer Sicht habe sich das Bild des SMI eingetrübt, sagt ein Händler. Der SMI sei mehrfach an der Schwelle von 11'600 Punkten, wo das Jahreshoch ist, abgeprallt. Bisher halte die Schwelle von 11'400 Punkten. Sollte er klar darunter fallen, wäre ein Rückgang um weitere 200 bis 300 Punkte möglich. Nach Ansicht von BNP Paribas könnte es zu einem Absturz bis gegen 11'270 Punkte, dem Hoch vom Februar 2020, kommen. Bei 11'346 Zähler bestehe mit der 38-Tagelinie zunächst aber noch ein Support.

Unter Druck stehen die Aktien aus dem Medtechbereich. Ihnen wird ein starke Zinssensitivität nachgesagt. Denn sie gelten wie die Technologietitel als Wachstumswerte, die von tiefen Zinsen profitieren. Straumann und Sonova verlieren mehr als drei und Alcon mehr als 2,5 Prozent. Auch am breiten Markt neigen die Branchenvertreter Medartis (-2,0%), Medacta (-3,0%) und Tecan (-1,5%) klar zur Schwäche. Händler tippen auch auf Gewinnmitnahmen, da die Titel bisher gut gelaufen seien. "Möglicherweise verstärkt durch eine negativen Branchenstudie", sagt ein Händler.

Aber auch Finanzwerte wie Partners Group (-2,4%), Julius Bär (-2,3%), CS (-1,5%), UBS (-1,2%) und Swiss Life (-1,8%) stehen unter Druck. Die Vertreter des Luxussektors Richemont (-1,3%) und Swatch (-1,5%) sowie die Technologietitel AMS Osram (-2,2%), VAT (-0,8%) und ABB (-1,4%) geben ebenfalls deutlich nach.

Dagegen profitieren die Aktien von SGS (+1,4%) von guten Zahlen beim Konkurrenten Intertek.

Die schwergewichtigen Pharmatitel Roche (+0,6%) und Novartis (+0,2%), der Lebensmittelriese Nestlé (+0,3%) sowie Swisscom (+0,4%) würden als sichere Werte am schwachen Markt gekauft.

Auf den hinteren Reihen können sich Ypsomed (+0,2%) der Branchenschwäche dank sehr guter Zahlen entziehen. Das Medizinaltechnik-Unternehmen hat das Geschäftsjahr 2022/23 erfolgreich abgeschlossen und sich zum laufenden Jahr positiv geäussert. Zudem soll die Ausschüttung auf 1,30 Franke je Aktie mehr als verdoppelt werden.

Vontobel verlieren 3,6 Prozent. Grund dafür ist die Meldung, dass der langjährige Firmenlenker Zeno Staub per Generalversammlung 2024 zurücktreten und in die Politik gehen will. Daraus entstehe eine Phase der Unsicherheit über die Nachfolge. "Zeno Staub ist ja irgendwie das Gesicht der Bank", sagt ein Händler.

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